The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit
14.06.2023 • 20:15 - 22:05 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
The Hours
Produktionsland
USA, GB, F, CDN, D
Produktionsdatum
2002
Kinostart
Do., 27. März 2003
DVD-Start
Do., 01. Dezember 2005
Spielfilm, Drama

Das Geschenk der Virginia Woolf

Von Kai-Oliver Derks

Stephen Daldrys "The Hours" überzeugt nicht nur wegen der meisterhaften Geschichte, sondern auch wegen drei Schauspielerinnen, die seit Jahren in der obersten Liga mitspielen: Nicole Kidman, Julianne Moore und Meryl Streep.

Drei Frauen, drei verschiedene Jahrzehnte und ein Buch, das die Charaktere miteinander verbindet: In Stephen Daldrys Literaturverfilmung "The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit" (2002) ist alles genau durchdacht. Basierend auf dem Roman "The Hours" von Michael Cunningham vereint die Filmadaption die Geschichte von drei Damen, die an unterschiedlichen Punkten des Lebens stehen – aber, so wie im Buch, auf der Suche nach sich selbst sind. ARTE wiederholt das Meisterwerk zur besten Sendezeit.

Die Schriftstellerin Virginia Woolf (Nicole Kidman) nimmt sich das Leben. Der erste Zeitsprung von vielen führt zurück in die Zeit, in der sie aufhört, nach Auswegen zu suchen. Sie schreibt ein Buch, "Mrs. Dalloway", und eben das führt zur zweiten Zeitebene: Anfang der 50er-Jahre liest Laura Brown (Julianne Moore) eben diese Erzählung. Sie lebt mit ihrem Mann (John C. Reilly) zusammen, ist Mutter und als solche unglücklich. Nur sehr träge offenbart sich dem Betrachter die Ursache für ihre Verzweiflung, die nach den üblichen gesellschaftlichen Maßstäben nicht verstehbar ist.

Der Schein trügt

Mrs. Dalloway – so nennt Richard, ein Schriftsteller, in der Gegenwart Clarissa Vaughan (Meryl Streep). Die beiden sind Freunde, wohl war früher mehr. Inzwischen stirbt er vor sich hin. Aids. Eine Zeit lang ist Clarissa das einzig Positive an diesem Film, sie strahlt Zuversicht aus. Doch schließlich offenbart sich auch das nur als Spiel, als schöner Schein, um Richard Hoffnung zu geben.

Eine der beiden Geschichten jenseits des Virginia-Woolf-Ursprungs wird traurig enden, die andere nicht. Es ist eine der vielen Stärken dieses Films, dass die Entscheidung, für welche Geschichte was gilt, jeder Zuschauer anders fällen könnte. Dabei drängt ihm "The Hours" das Parabelhafte nicht auf, verzichtet Stephen Daldry doch auf lästig-oberflächliche Metaphern.

Der Regisseur verliert – und das ist die eigentliche Leistung – nie den Gesamteindruck aus den Augen. Mit dezenten Untertönen spielt er mit den vielen einzelnen, mal düster realistischen, mal verträumten Momenten und fügt sie am Ende zu einem harmonischen Ganzen. Ein Plan, der nicht aufgegangen wäre ohne Nicole Kidman, die zwar nicht die meiste Zeit des Films einnimmt, aber die unbestrittene Schlüsselrolle innehat.

Glück braucht Trauer

In den 50-er und 60er-Jahren war die äußere Verwandlung von Kleinigkeiten am Körper des Schauspielers ein recht beliebtes Mittel Hollywoods. Nicole Kidman wurde gleichsam eine neue Nase gegeben, und dem Maskenbildner sollte ein Denkmal gesetzt werden. Die Kidman aber, damals geprägt von der frischen Trennung von Tom Cruise, spielt hier sowieso die Rolle ihres Lebens und wurde dafür zu Recht mit einem Oscar ausgezeichnet. Zunächst hatte sie versucht, bedingt durch die privaten Erlebnisse, aus dem Vertrag zu entkommen. Sie tat es nicht, durfte es nicht, und das mag das Glück ihres Lebens gewesen sein. Ausweglosigkeit, Trauer, Sensibilität, Poesie – alles in einem einzigen Gesicht.

Wenn man "The Hours" etwas vorwerfen wollte, dann dass er sich selbst in gewisser Hinsicht Steine in den Weg legt. Nicole Kidman reißt den Film an sich, und so interessant und routiniert Julianne Moore und Meryl Streep ihre Parts auch spielen, so unterschwellig unzufrieden verfolgt man sie. Und endlich die Antwort: Alle haben Angst vor Virginia Woolf und ihren letzten Stunden, die dann doch in Erlösung münden.

Das Wasser umspielt ihren Körper. Was bleibt, sind ihre niedergeschriebenen Worte. Dazu ein preisgekrönter Roman von Michael Cunningham, der "The Hours" zugrunde liegt. Und nicht zuletzt dieser Film selbst, der zurecht seinen Platz in der Kino-Geschichte bekommen wird. Weil er uns daran erinnert hat, dass Traurigkeit ein Geschenk ist. Nicht nur, weil ohne sie das Glück nicht strahlen kann.

The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit – Mi. 14.06. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "The Hours"

Darsteller

Meryl Streep ist die Königin der Oscar-Nominierungen.
Meryl Streep
Golden-Globe-Gewinnerin Julianne Moore.
Julianne Moore
Die US-amerikanisch-australische Schauspielerin und Filmproduzentin Nicole Mary Kidman ist am 20. Juni 1967 in Honolulu, Hawaii geboren worden.
Nicole Kidman
Mal zart, mal hart: Ed Harris.
Ed Harris
Stephen Dillane
Hat "Muriels Hochzeit" schon längst hinter sich gelassen: Toni Collette
Toni Collette
Claire Danes gehört zu den Hauptdarstellern der US-Serie "Homeland".
Claire Danes
Manchmal witzig, manchmal albern: Jeff Daniels
Jeff Daniels
John C. Reilly
Miranda Richardson
Eileen Atkins
Weitere Darsteller
Linda Bassett Lyndsey Marshal Christian Coulson Michael Culkin Charley Ramm Sophie Wyburd George Loftus Allison Janney Jack Rovello Margo Martindale Colin Stinton Carmen De Lavallade Daniel Brocklebank

Das beste aus dem magazin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Wenn der Harndrang zum Rätsel wird

Ständiger Harndrang, Schmerzen, keine klare Diagnose: Wenn die Blase Probleme macht, beginnt oft eine jahrelange Suche nach Ursachen. Warum Ärzte manchmal ratlos sind und was hilft, wenn Beschwerden chronisch werden.
Eine Grafik mit Händen zum Thema Aids.
Gesundheit

Aidshilfen rufen zu Solidarität auf

Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember macht seit 1988 auf HIV und Aids aufmerksam. Mit dem Motto "Gemeinsam. Gerade jetzt." rufen deutsche Organisationen zu Solidarität auf.
Markus Oelze mit rosa Hemd
Gesundheit

Wechselwirkungen mit Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Ein Apotheker erklärt, welche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten zu beachten sind. Besonders Milch, Alkohol und Grapefruitsaft können problematisch sein.