Als Taylor (Nick Robinson) Krystal (Rosario Dawson) begegnet, ist es um ihn geschehen.
"Krystal" ist ein Wohlfühlfilm über eine recht eigenartige Liebe.

Krystal

KINOSTART: 18.10.2018 • Drama • USA (2017) • 94 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Krystal
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Laufzeit
94 Minuten

Filmkritik

Herzattacke statt Flirtangriff
Von Claudia Nitsche

Ein echter Wohlfühlfilm über eine eigenartige erste Liebe von und mit sympathischen Schauspielern.

Der Herbst bringt gleich mehrere Filme ins Kino, bei denen Schauspieler hinter die Kamera wechseln. Publikumsliebling Daniel Auteuil inszeniert sich und andere in "Verliebt in meine Frau", und auch Bradley Cooper spielt die Hauptrolle in seinem Regiedebüt "A Star is Born". Während Cooper mit Co-Star Lady Gaga ein Liebesfeuerwerk entfacht, backt der sympathische William H. Macy kleinere Brötchen und entwirft eine Coming-of-Age-Geschichte um einen Jungen, der erwachsen wird und die Liebe entdeckt – die Schöne heißt wie der Film: "Krystal". Der ziemlich unmöglichen Liebesgeschichte voller seltsamer Gegensätze zuzusehen, macht viel Spaß.

Natürlich wollen Eltern ihr Kind vor Aufregung bewahren. Im Falle von Taylor Ogburn (Nick Robinson) ist das sogar verständlich. Denn der 18-Jährige bekommt gefährliches Herzrasen bei emotionalen Ausschlägen nach oben oder unten. William H. Macy spielt mit seiner Frau Felicity Huffman – man spart wo man kann, wenn man selbst Regie führt – die fürsorglichen Eltern.

Taylor hat dieses vernünftige Leben bisher akzeptiert, da hatte er aber noch nicht Krystal (durchaus atemraubend: Rosario Dawson) mit nassem Oberteil am Strand gesehen. Kurz bevor er zur Flirtattacke übergehen konnte, war auch schon die Herzattacke da und beide in der Notaufnahme – ein bedingt guter Ort für die romantischen Anfänge einer Beziehung. Zumindest in diesem Fall, denn ein gar so rührseliger Film sollte "Krystal" nicht werden.

Die Auserwählte mag eine zwielichtige Vergangenheit haben, eventuell auch ein Drogenproblem und dann wäre da noch ihr Sohn (Jacob Latimore), etwa in Taylors Alter. Das klingt nach einer durchaus gewagten Plotwahl. Der Teenager erfindet sich für die Eroberung der Schönen neu, schickt ein Bild von sich voraus und seinen guten Kern hinterher. Den Preis für die größte Realitätsnähe wird das romantische Drama nicht bekommen, aber die Geschichte macht gute Laune und entwickelt aus einer skurrilen Ausgangslage eine vergnügliche Coming-of-Age-Komödie.

Freilich hätte es sich der aus gutem Hause stammende Taylor leichter machen können und sich nicht gerade in die wesentlich ältere, labile Frau verlieben müssen. Dann aber wäre das Ganze nicht mehr so charmant und auch nicht mit den erstaunlichen Neuigkeiten verbunden, die durch Krystals Anwesenheit innerfamiliär zutagetreten.

Obendrauf begleitet die wunderbare Kathy Bates als philosophierende Galeriebesitzerin das Geschehen. Was der am Bildrand umherirrende Teufel mit den feurigen Augen für einen Auftrag hat, mag sich einem intellektuell erschließen, dessen Notwendigkeit nicht unbedingt. Wie dem auch sei, Nick Robinson macht seine Sache gut. Macy nimmt seinen jungen Hauptdarsteller ernst, gestaltet das Umfeld liebenswert. Robinson schultert die Hauptrolle und sammelt bei allem, was er tut, Sympathiepunkte. Da man das Gefühl hat, genau das sei Macys Ansinnen gewesen, gibt es einfach nichts Negatives anzufügen. Es sei denn, man ist Arzt und zweifelt an der Existenz der berschriebenen Krankheit.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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