Martina Hill im Interview

"Germans can be funny too!"

22.09.2020, 10.23 Uhr
von Felix Förster

Martina Hill ist eine der bekanntesten deutschen Komödiantinnen. Die gebürtige Berlinerin wurde bereits elfmal mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. In prisma erzählt sie, was ihr der Preis bedeutet, was sie von Deutscher Comedy hält und welche lustigen Vorbilder sie in ihrer Jugend hatte.

TV-TIPP

"Der Deutsche Comedypreis 2020" Freitag, 2. Oktober, 20.15 Uhr live in SAT.1 und auf Joyn.

Ab Oktober gibt es neue Folgen der "Martina Hill Show" auf SAT.1.

Sie sind beim Deutschen Comedypreis in zwei Kategorien nominiert, als beste Komikerin und für die beste Sketch-Comedy mit Ihrer "Martina Hill Show". Selbst haben Sie den Preis bereits mehrfach gewonnen. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?

Allein die Nominierung ist schon eine tolle Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit. Für mich, das gesamte Team und alle Kollegen, die so viel Herzblut in die Show gesteckt und so lange daran gearbeitet haben. Das ist immer wieder aufregend, da gewöhnt man sich nicht dran.

In diesem Jahr haben die Zuschauer erstmals per Online-Wahl abgestimmt, es gibt also keine Fachjury. Ihre Meinung dazu?

Publikumspreise sind immer etwas ganz Besonderes, weil sie von den Menschen verliehen werden, für die wir das Programm machen. Das ist wie ein direktes Feedback. Auf der anderen Seite mochte ich aber auch die klassische Fachjury aus Kollegen vor und hinter der Kamera, die sich untereinander austauschen und abstimmen.

Wie bewerten Sie die Comedy in Deutschland allgemein?

Germans can be funny too!

Viele Nachwuchskünstler drängen nach vorne. Bei den weiblichen Comedians gibt es viele Talente. Eines davon – Hazel Brugger – tritt in der Kategorie "Beste Komikerin" gegen Sie an. Wen mögen Sie und wie bewerten Sie als etablierte Künstlerin die Nachwuchssituation?

Meine Mitnominierten sind zum Beispiel zwei meiner absoluten Favoriten und ich freue mich total mit und für die beiden. Hazel Brugger finde ich großartig, sie trifft voll mein Humorzentrum - lustig und beruhigend zugleich. Und Carolin Kebekus liebe ich sowieso. Die Frau ist der Knaller. Wir haben in den letzten Jahren schon oft gemeinsam vor der Kamera gestanden, erst gerade wieder für die neuen Folgen der „Martina Hill Show“, die im Oktober starten. Es macht mit ihr einfach immer mega viel Spaß. Und was die Situation der Nachwuchskünstler betrifft ist da jede Menge Bewegung rein gekommen, gerade auch durchs Netz, da sind tolle Talente dabei.

Momentan gibt es viele Diskussionen wegen Comedy und Political Corectness, Stichwort "Cancel Culture". Dieter Nuhr, der eine wichtige Position beim Deutschen Comedypreis als leitendes Jury-Mitglied innehatte, wurde in den letzten Monaten vermehrt angegangen, Beiträge von ihm wurden gelöscht. Eine Kollegin von Ihnen, Lisa Eckhart, wurde wegen ihrer Inhalte bei Veranstaltungen wieder ausgeladen. Wie sehen Sie die Situation?

Ich muss gestehen, dass ich in der Zeit gerade mitten in Dreharbeiten war und die Diskussion gar nicht verfolgt habe.

Wann haben Sie Ihr komödiantisches Talent erkannt?

Eigentlich erst ein paar Jahre nach der Schauspielschule. Ich hatte mich anfangs eher als - wie sagt man so schön - "ernsthafte" Schauspielerin verstanden, bis ich 2003 eine Einladung zu einem Comedy-Casting in Köln bekam. Die Vorgabe für dieses Casting war, dass man alles machen durfte, worauf man Lust hat, Hauptsache es ist lustig. Das war für mich damals der Startschuss und hat mein schlummerndes Comedy-Gen aktiviert. Wobei ich privat schon immer gern Quatsch gemacht habe, aber hauptberuflich ist das dann doch noch mal was anderes.

Welche Comedy mochten und mögen Sie? Gibt es Vorbilder?

So ein richtiges Vorbild habe ich nicht, aber ich hab als Kind Otto Waalkes und Dieter Hallervorden gern gesehen und die Schallplatten rauf und runter gehört. Das hat mich sicher geprägt.

Vielen Zuschauern sind Sie vor allem aus Ihrer Zeit bei "Switch Reloaded" und den "Knallerfrauen" bekannt. Ihre eigene "Martina Hill Show" läuft sehr erfolgreich auf SAT1. Besonders Ihre Parodien sind unerreicht. Wie gehen die von Ihnen parodierten Kollegen mit Ihren Sketchen um?

Die meisten Kolleginnen und Kollegen, die ich parodiert habe und persönlich kennen lernen durfte, nehmen mir das nicht krumm und können darüber lachen. Wenn ich jemanden parodiere, dann ist das auch immer sehr viel liebevolle Auseinandersetzung mit der jeweiligen Person. Und umso toller ist es dann natürlich für mich, wenn zum Beispiel Daniela Katzenberger in der "Martina Hill Show" mitmacht oder sogar Heidi Klum.

Sie müssen als Comedian Ihres Kalibers schauspielerisches Talent haben. Sehen Sie sich auch im ernsten Fach zuhause? Ist das auch etwas für Sie?

Ehrlich gesagt trenne ich das gar nicht. Ich bin Schauspielerin. Die Herangehensweise ist für mich dieselbe. Viele Sketche bei den Knallerfrauen oder in der Show funktionieren nur, weil ich ganz normal spiele. Insofern sind die Grenzen für mich da fließend.

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