Film- und Serien-Tipps

"Squid Game" und Co.: Hier wird um Leben und Tod gespielt

von Julian Weinberger

Diese Netflix-Serie ist der Überraschungshit des Jahres: "Squid Game". Dabei ist das Erfolgsrezept des südkoreanischen Publikumsmagneten nicht neu. Wir stellen weitere Produktionen vor, die von durchtriebenen Spielen um Leben und Tod erzählen.

Trotz aller Nutzeranalysen, die Netflix betreibt, um Erfolg zu haben: "Diese globale Beliebtheit hat man nicht kommen sehen", räumte Ted Sarandos, Chef des Streamingdienstes, jüngst im Interview mit "Variety" ein – und meint damit eine neue Serie, über die die Welt diskutiert: "Squid Game". Setzt sich der Hype fort, habe das südkoreanische Drama laut Sarandos die besten Karten, um "die größte Serie überhaupt" zu werden. Selbst Jeff Bezos, Chef von Streamingkonkurrent Amazon outete sich via Instagram als Fan der Serie und nannte den Erfolg "beeindruckend und inspirierend".

Die Erfolgsproduktion kombiniert die Unschuldigkeit von Kinderspielen wie Tauziehen mit dem unerbittlichen und mitunter grausam inszenierten Schicksal der Verlierer einer fiktiven Gameshow: Die unterlegenen Spieler sind dem Tode geweiht. Doch damit nicht genug: Während die Teilnehmer aus ärmlichen Verhältnissen stammen und auf den großen Geldgewinn hoffen, genießt die reiche Elite in der Zuschauerrolle genüsslich die modernen Gladiatorenkämpfe.

Ein perfides Spiel um Leben und Tod, die überspitzte Inszenierung einer Zweiklassengesellschaft und ein Sozialexperiment, das alle Dimensionen sprengt: Diese Erfolgsfaktoren machten die Netflixserie "Squid Game" zum globalen Phänomen – gänzlich neu sind die Ideen aber nicht. Auch in der Vergangenheit arbeiteten sich Filmschaffende an diesen Motiven ab, wie unsere Auflistung zeigt.

"Squid Game"

Im Mittelpunkt von"Squid Game" steht eine brutale Gameshow, in der 456 hoch verschuldete Menschen wie der arbeitslose und wettsüchtige Chauffeur Geong Gi-hun (Lee Jung-jae) teilnehmen und in Spielen aus ihrer Kindheit um einen Millionengewinn, aber auch um ihr Leben kämpfen. Sechs Runden stehen an – und wer eine davon verliert, verliert auch sein Leben. Pro gefallenem Teilnehmer wandert noch mehr Geld in den Jackpot. Inszeniert wird dieses Spektakel von mysteriösen Maskenmännern an einem abgelegenen Ort.

"Als Überlebensspiel ist sie Unterhaltung und menschliches Drama. Die dargestellten Spiele sind extrem einfach und leicht zu verstehen. Das erlaubt es den Zuschauern, sich auf die Figuren zu konzentrieren", erklärt Autor und Regisseur Hwang Dong-hyuk den Reiz von "Squid Game".

Tatsächlich scheinen die Macher einen Nerv bei den Streamingfans getroffen zu haben. "Squid Game" eroberte nicht nur in Rekordtempo die Netflix-Bestenlisten, sondern auch die sozialen Medien. Ein Kinderlied aus der Serie entwickelte sich auf TikTok zum Trend, die Follower-Zahlen der Darsteller explodieren, Clips mit dem Hashtag #squidgame wurden milliardenfach abgespielt.

"The Hunger Games"

Oscargewinnerin Jennifer Lawrence wurde in der Rolle der spröden Kämpferin endgültig zum Superstar. Dabei war Katniss Everdeen nicht immer sympathisch, und doch wollten die Leser der Romanvorlagen, dass sie um jeden Preis triumphierte: Sie bleibt als schroffe Heldin aus Suzanne Collins' Sci-Fi-Reihe "Die Tribute von Panem" unvergessen.

Viel zu lachen hat der Zuschauer hier allerdings nicht – weil auch Katniss nicht viel zu lachen hat. Die 16-Jährige lebt unter erbärmlichen Verhältnissen in einem futuristischen Land namens Panem, das früher einmal die USA war und nach einem langen, Jahrzehnte zurückliegenden Krieg nun in zwölf Distrikte unterteilt ist, die das siegreiche Kapitol strengstens kontrolliert.

Jahr für Jahr werden aus der Bevölkerung eines jeden Distrikts ein männlicher und ein weiblicher Teenager ausgelost und als Tribute ins mit beeindruckender Detailvielfalt dargestellte Kapitol entsandt. Dort müssen sie im Rahmen eines riesigen Medienspektakels gegeneinander und gegen die Tribute der anderen Distrikte zu kämpfen – bis zum Tod.

"Running Man"

Der Kultthriller "Running Man" (1987) ist Illusion – natürlich. Doch hin und wieder lässt die aufwendige Verfilmung des Buches von Stephen King angesichts Dschungelcamps, Endlos-"Big-Brother" oder Piraten-Spielshows beklemmende Gefühle erwachsen. Der Thriller entwirft eine erschreckende Medien-Vision, die heute gar nicht mehr so unmöglich wirkt wie zum Erscheinen des Films.

Ben Richards (Arnold Schwarzenegger) wird zu Unrecht verdächtigt, Schuld an einem Massaker in einem totalitären Staat zu sein. Als vermeintlicher "Schlächter von Bakersfield" wandert er in einen futuristischen Knast. Zwar gelingt ihm der Ausbruch, doch er wird verraten. Dann wittert Showmaster Damon Killian (Richard Dawson) neue Rekordeinschaltquoten: Der Schlächter wird Kandidat für eine unterirdische Verfolgungsjagd auf Leben und Tod, und all das vor den Augen eines sensationslüsternen TV-Publikums.

Übrigens: Ästhetisch erinnert der Hollywood-Kracher stark an den deutschen Fernsehfilm "Das Millionenspiel" aus dem Jahr 1970. Der Leverkusener Bernhard Lotz (Jörg Pleva) ist Kandidat einer Fernsehshow des fiktiven Privatsenders TETV. Eine Woche lang wird er von drei Auftragskillern (Dieter Hallervorden, Theo Fink, Josef Fröhlich) quer durch Deutschland gehetzt, die ihm dabei ebenso dicht auf den Fersen bleiben wie die Kamerateams des Senders. Der Überlebensfall sichert dem Wagemutigen eine Million Mark, 120.000 Mark sind umgekehrt für den erfolgreichen Todesschützen der wackeren Verfolger ausgelobt.

"Nerve"

Bist du Player? Oder bist du Watcher? Diese Frage stellt sich Vee (Emma Roberts), als sie das erste Mal vor dem illegalen Onlinespiel "Nerve" sitzt. Eigentlich ist die Schülerin bekannt für ihre schüchterne Art. Im Freundeskreis gilt die Teenagerin als eine, die sich gerne hinter ihrer Kamera versteckt. Der klassische Watcher also: passiv, zurückhaltend, vielleicht sogar ein bisschen langweilig. Dennoch oder genau deshalb beschließt Vee, sich als Player bei dem Onlinegame anzumelden. Schon beginnt eine seltsame Verwandlung, die der Thriller "Nerve" (2016) beschreibt.

Mit ihrem Spielpartner IAN (Dave Franco) gibt Fee rasch das perfekte "Nerve"-Team ab. Ihre gemeinsamen Challenges beginnen als harmlose Streiche. Doch schnell werden die Prüfungen härter und steigern sich schließlich bis ins Lebensgefährliche: "Fahrt mit verbundenen Augen 60 Kilometer pro Stunde auf dem Motorrad."

Wie verändert sich das Bewusstsein, wenn die Watcher-Anzahl steigt? Was macht eine hohe Punktezahl mit dem Selbstwertgefühl? Die Antworten in dem bildgewaltigen Thriller "Nerve", der die Realität auf den Straßen und die Virtualität im Netz geschickt verknüpft, sind mitunter verstörend.

"Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot"

In zerrissenem, blutverschmiertem Brautkleid und abgewetzten Sneakers hetzt die junge Grace (Samara Weaving) durch ein altes Herrenhaus. Sie ist auf der Flucht vor der völlig irren Familie ihres Ehemannes. Denn die spielt ein grausames Spiel mit ihr: Verstecken – und zwar mit Waffen. Wenn Grace bis zum Morgengrauen überlebt, ist sie frei, ansonsten soll sie in einer okkulten Zeremonie geopfert werden.

"Ready or Not - Auf die Plätze, fertig, tot" (2019) will ein hintersinniger Kommentar zur Kluft zwischen Arm und Reich sein – und zeitgleich eine launige Horror-Comedy. Auch wenn sich die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett bei diesem Experiment etwas zu viel vorgenommen haben, lohnt sich eine Sichtung des Gruselschockers schon alleine wegen der großartig aufspielenden Hauptdarstellerin Samara Weaving.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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