1984 entsteht Egoyans erster Spielfilm "Next of Kin", 1987 folgt "Family Viewing" und weckt schon einige Aufmerksamkeit bei internationalen Filmfestivals. Da filmt ein Mann in seinem Schlafzimmer Szenen mit seiner Frau. Er spielt den Liebhaber, treibt seine Gefährtin aber in die Arme seines Sohns. Um die Wahrheit hinter den Bildern geht es auch in dem 1993 entstandenen Film "Calendar". Hier reist ein kanadischer Fotograf durch Armenien (Egoyans Herkunftsland), um alte Kirchen zu fotografieren. Doch in Wirklichkeit dokumentiert er die Annäherungsversuche seiner Dolmetscherin und Freundin an den Fahrer. Doch die Bilder verraten nicht viel, weil sich die Annäherung verbal abspielt.
Spätestens mit seinem dritten Spielfilm "Speaking Parts" aus dem Jahre 1989 gehört Egoyan zu den großen Hoffnungen des internationalen Autor-Kinos. Eine Frau betritt ein sehr karges, modernes Mausoleum, doch in den Mauern ruhen keine Toten, sondern man kann per Knopfdruck Videofilme empfangen. Und während die Trauernde Bilder aus der Vergangenheit betrachtet und von ihnen immer stärker fasziniert ist, geraten die Gedanken an Tod und Leben völlig in den Hintergrund. Mit viel Feingefühl für Schwarzen Humor baut Egoyan seine Bilderwelt zusammen. Für die Protagonisten dient die Kamera dazu, mit ihr hemmungslos die Phantasiewelten zu gestalten, andererseits leiden sie unter der Selbständigkeit der Bilder, und darunter, dass sie eben nicht alles offenbaren.
Eine satirische Zuspitzung gibt es in der Dramaturgie aller Egoyan-Filme, doch immer wieder verläuft sie anders, man kann nicht von einem Film auf den anderen schließen, es ist, als habe er bewusst falsche Fährten gelegt. So hilft der Sachverständige einer Versicherungsgesellschaft in "Der Schätzer" (1991) nur scheinbar den Menschen, die er betreut, die er unterbringt, deren Not er lindert. Denn immer hat er dabei auch seinen eigenen Vorteil, der ist ihm bei allen Aktivitäten wichtig.
Alles ist anders als es scheint, nichts so, wie es sich darstellt: Die Menschen, die sich in "Exotica" (1994) in einem Nachtclub begegnen, wollen auf der Bühne ein anderes Ich ausleben.Egoyan besticht in seiner Beziehungs-Konstruktion mit kühnen, einprägsamen Bildern. Und in "Das süße Jenseits", der auch für den Oscar nominiert war, erzählt Egoyan die Geschichte einer Katastrophe, der fast alle Schulkinder eines kanadischen Provinzortes zum Opfer fallen. Auch hier überzeugt Egoyans bestechende Inszenierung und die sensible Verarbeitung des Themas.
Mit "Felicia, mein Engel" taucht er dann 1999 in die skurrile Welt eines Kinderschänders, und in "Ararat" (2002) setzt sich Egoyan auf beeindruckende Weise mit der Geschichte des Völkermordes an seinen Vorfahren, den Armeniern, auseinander. Hervorragend sind auch seine Regiearbeiten "Wahre Lügen" (2005) und "Simons Geheimnis" (2008).
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