Ein Priester legt sein geistliches Gewand ab und reist durch das feudale Mexiko. Seine Botschaft vom Glauben und der Liebe zu den Menschen fällt auf dürren Boden. Luis Buñuels "Nazarin" (1958) mit dem stattlich schönen Schauspieler Francisco Rabal in der Hauptrolle ist von äußerster Klarheit. Die Bilder machen die Distanz spürbar, die Realität ist so fern wie die Erlösung. Luis Buñuels Verhältnis zur christlichen Mystik ist ein anderes als das von Pasolini; doch beiden gemeinsam dient das Christentum und mehr noch seine Praktizierung als intellektuelles Thema.
In "Viridiana" (1961) entdeckt Buñuel anhand von Schuld und Sühne der Novizin, die ihr amoralisches Verhalten durch Mildtätigkeit sühnen will, die Brüchigkeit einer verlogenen Welt auf. Falsch verstandenes Christentum sind ihm ebenso zuwider wie Heuchelei und Falschheit. Händel- und Mozart-Musik gehen in Beat-Rhythmen über. Optisch akustische Dissonanzen entlarven das scheinbar ungetrübte Weltbild. Das ungetrübte Weltbild beginnt in "Liebe 1962" (1961) von Michelangelo Antonioni mit einer beinahe schon klassischen Sequenz: Einige Minuten durchstreift die Kamera die Wohnung von zwei Menschen wie in einem abgelegenen Wüstenstrich oder in einem verlassenen Haus, in dem der Tod nur weiße Laken hinterlassen hat. Selbst die Bewegungen der beiden Partner - Francesco Rabal und Monica Vitti - bringt kein Leben in die elegante, aber kühle Atmosphäre: Hier hat die Bewegung aufgehört, es bleibt nichts mehr zu sagen.
"Zwei trickreiche Gauner" (1983) von Miguel Hermoso, mit Arturo Fernandez und Francisco Rabal erzählt davon, wie ein kleiner Gelegenheitsgauner im Knast mit einem "großen Fisch" zusammenkommt. Der nimmt ihn, der gut situiert ist, aus, sucht sein Vertrauen, um nach den Gefängnistagen bei ihm Unterschlupf zu finden. Obwohl Gonzalo umzieht, spürt Gines ihn auf. Mario Camus, Coautor dieser quirrligen Komödie, ist selbst einer der wichtigen Komödienregisseure ("Der Bienenkorb"), hier steht er als Autor für einen einfallsreichen Film zur Verfügung.
"Camorra" (1985) von Lina Wertmüller ist ein Film über die Macht der neapolitanischen Mafia, zugleich aber auch Plädoyer gegen die Macht der Männer. Im Mittelpunkt Neapel, Stadt der Gewalt, der Camorra, des Rauschgifthandels. Die großen Familien betreiben ihre verbrecherischen Geschäfte; die Morde, die in Serie geschehen, passen nicht ins Konzept. Es sind nicht Sühne- oder Rachemorde. Es sind die Frauen der Bosse, der Mafiosi, der Aristokratie des Verbrechens, die sich zu einem Mörderclan verschworen haben, um das Verbrechen mit Stumpf und Stiel auszurotten und sich für die Ermordung, die Vergiftung, die Zerstörung ihrer Kinder zu rächen. Regisseurin Lina Wertmüller schreckt nicht vor opernhafter Übertreibung zurück. Gewalttätig und gewaltsam geht sie vor, erhebt die Kinoszene zum Plädoyer, endet in einem gewaltsam theatralischen Finale.
"Entscheidung in Cartagena" (1986) von Tommaso Dazzi, mit Franco Nero und Barbara de Rossi zeigt die ganze Breite von Rabals Spiel. Hier sind eine attraktive Schauspielerin, ihr Halbbruder und ein Matrose, der ein Auge auf sie geworfen hat, im Kampf um eine Erbschaft in Kolumbien. Das ist ein simples Kinoabenteuer auf Sparflamme. "Fessle mich!" (1990) heißt Pedro Almodóvars Film mit Victoria Abril, Antonio Banderas und Francisco Rabal. Soeben aus der psychatrischen Klinik entlassen, kidnappt ein Junge die Frau, die er liebt, zwingt sie, mit ihm zusammenzubleiben und es gelingt etwas Ungewöhnliches: die Frau verliebt sich in den 23-Jährigen. Dieses schrille Gebräu aus Klischee, Brutalität und Realität gibt dennoch etwas vom Klima der modernen Welt wieder.
Francisco Rabal - von allen nur Paco genannt - arbeitet nach dem Bürgerkrieg als Elektriker in den madrider Filmstudios, übernimmt Statistenrollen, spielt an verschiedenen Theatern und nimmt Schauspielunterricht. Internationalen Durchbruch hat er mit Luis Buñuels "Nazarin". Francisco Rabal ist vielseitig, athletisch, er spielt die unterschiedlichen Nebenrollen. Er erschien in fast 200 internationalen Filmen von Antonioni, Jacques Rivette, Arne Mattsson bis Almodóvar, und er ist einer der populärsten und profilisertesten Schauspieler. Erst 1977 sieht man ihn in seinem amerikanischen Debüt: in William Friedkins "Atemlos vor Angst" nach Clouzots "Lohn der Angst".
In Cannes gewinnt Rabal den Preis als bester Schauspieler für die Rolle in Mario Camus' "Die heiligen Narren". Bei Carlos Saura spielt er in "El Cordoba - Schrei des Rebellen" (1963), bei Jacques Rivette in "Die Nonne" (1965), bei Claude Chabrol in "M. C. contra Dr. Kha" (1965), bei Luis Buñuel wieder in "Belle de jour - Schöne des Tages" (1966), Lucchino Viscontis besetzt ihn in "Hexen von heute" (1966). Darauf folgen Vincent Shermans "Cervantes - Der Abenteurer des Königs" (1966), Alessandro Blasettis "Simon Bolivar" (1968) Konrad Wolfs "Goya" (1971), Jaime Caminos "Die langen Ferien von 36" (1976), Valerio Zurlinis "Die Tartarenwüste" (1976), Carlos Sauras "Zeit der Illusion" (1984), Miguel Heremosos "Hot Spot" (1985), François Labonts "Manuel" (1989), Paul Leducs "Barocco" (1989), Alain Tanners "Der Mann, der seinen Schatten verlor" (1991), sowie Sauras "Goya in Bordeaux".
Weitere Filme mit Francisco Rabal:
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