Vittoria hat mehrere Jahre lang mit ihrem Verlobten Riccardo zusammengelebt. In dieser Zeit ist die Hoffnung, mit ihm glücklich werden zu können, erloschen; als sie ihn verlässt, fühlt sie sich vorübergehend wie befreit. Bald aber spürt die junge Frau, dass die Lösung von Riccardo nicht genügt, um über ihre innere Leere hinwegzukommen. Vittorias Mutter spekuliert an der Börse, ihre Tochter dagegen fühlt sich von der Hektik dort eher abgestoßen. Anders der junge Börsenmakler Piero, für ihn ist der ständige Wechsel von Gewinn und Verlust ein faszinierender Sport. Er interessiert sich für Vittoria, sie geht nach kurzem Zögern auf das Abenteuer ein. Alle Zärtlichkeit vermag jedoch nicht darüber hinweg zu täuschen, dass auch Pieros Gefühlsleben flüchtig und wandelbar ist. Seine Liebe wird nicht von Dauer sein ...
Michelangelo Antonioni ("Die Nacht", "Blow Up", "Zabriskie Point") gehört zu den bedeutendsten Filmregisseuren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eines der zentralen Themen seiner Werke ist immer wieder die innere Kontaktlosigkeit moderner Menschen, die er meisterhaft in einer für ihn typischen Bildsprache beschreibt, in der sich Innen- und Außenwelt wechselseitig interpretieren. Hier etwa die Sonnenfinsternis am Ende (von ihr leitet sich der Originaltitel des Films her), aufleuchtende Scheinwerfer, grelles Neonlicht, ein schwimmendes Holzstück in einer Wassertonne, all das verweist auf die seelische Verfassung der jungen Frau in einer Welt zunehmender Selbstentfremdung. "Liebe 1962" ist damit einmal mehr ein eindringlicher Exkurs über die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen und die wachsende Leere des Gefühlslebens in der modernen Gesellschaft.
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