Mit dem Lied "Banana Boat Song" wurde Harry Belafonte zur Legende. Der Sänger war nicht nur der König des Calypso - er stand als Schauspieler vor der Kamera und kämpfte für Menschenrechte an der Seite von Martin Luther King.
Der "Banana Boat Song", "Mathilda", "Island in the Sun" und "Day-O" sind noch immer Hits, sie und das "Jamaica Farewell" haben nicht nur die Nachkriegsgeneration zum Träumen gebracht. Die rhythmischen Karibik-Songs -eigentlich wiederentdeckte Balladen und Volkslieder - können auch heute noch die Sehnsucht nach dem warmen Süden wecken. Mit ihm wurde Harry Belafonte zum Star. Der persönliche Sound und das blendende Aussehen, die weiche Stimme schafften ihm eine weltweite Fan-Gemeinde.
Dabei war der schwarze Entertainer, Sänger und Schauspieler mehr als nur Star und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Als alter Freund und Weggefährte von Martin Luther King galt er immer als unbequemer Mann. Politisch ließ er sich nicht so leicht einordnen: Harry Belafonte schätzte Nelson Mandela und Bill Clinton gleichermaßen, den einen für seine absolute moralische Stärke, den anderen, weil er ihm zutraute, Amerika ins neue Jahrtausend zu führen. Chiracs Atomversuche 1995/96 in der Südsee empfand er als Provokation.
Engagement gehört zu seinem Leben wie der Erfolg, auch im reifen Alter iwar er ein Mann, mit dem seine Gegner rechnen müssen. Der Mann war in der Kennedy-Ära Berater des US-Friedens-Corps, erhielt 1982 den Martin-Luther-King Preis und 1987 ernannte man ihn zum Unicef-Botschafter des guten Willens. Belafonte setzte sich für eine weltweite Impfkampagne des UN-Kinderhilfswerks ein. Die Indianerbewegung in den USA, die Aktionen gegen Apartheid in Südafrika, Proteste gegen den Vietnam-Krieg oder den chilenischen Diktator Ponochets haben ihn als streitbaren Künstler berühmt gemacht.
Daneben achtete Belafonte auch auf kommerziellen Erfolg. Dass er mehr als 40 Kinofilme gedreht hat und es auf 100 Millionen verkaufte Platten bringt, war für seine politisch engagierte Mitstreiterin Joan Baez einmal der Grund, ihn als "Harry Belaphony" zu titulieren. Soul-Star James Brown nannte ihn gar den "Vorzeige-Neger von Hollywood". Solche Sprüche hat der Künstler nie übel genommen, immer war für ihn dieBotschaft wichtiger als das eigene Image.
Als Sohn eines Matrosen und Schiffskochs aus Martinique und einer Arbeiterin aus Jamaika kam er in New York City zur Welt. Als Harry acht Jahre alt war, zogen die Belafontes nach Jamaika, wo sie fünf Jahre lang blieben, dann kam er nach New York und ging auf die George Washington High School. Während des Krieges diente er zwei Jahre bei der Navy. Sein Traum: den schwarzen Hamlet zu spielen. Er besuchte 1946/47 die School of Social Research in Manhattan, spielte kleine Rollen am Theater, doch die Karriere als Schauspieler verlief anfangs zögerlich. Ein paar Bühnenauftritte, ein paar Filme und dann "Carmen Jones", der Film von Otto Preminger machte ihn über Nacht zum Star.
In der Musicalversion von Georges Bizets Oper spielt er den Soldaten Joe (Don José), der sich in das Mädchen aus der Zigarettenfabrik Carmen verliebt. Das war 1954. Fast zeitgleich begann sein Aufstieg zum "King of Calypso". Belafonte gründete seine eigene Firma, um Erfolge zu erzielen. Die Belafonte Enterprises Inc. produzierte Tourneen, Platten, Filme wie "Beat Street" (1983). Zuletzt war er jedoch mehr als Schauspieler aktiv.
In den letzten Jahren arbeitete er meist mit dem Regisseur Robert Altman zusammen wie in "The Player" (1992) mit Sydney Pollack und Tim Robbins, dem Satire-Streifen "Prêt-à-Porter" 1995 mit Sophia Loren, Kim Basinger und Lauren Bacall, "Straße der Rache" (1995) mit John Travolta und Kelly Lynch, "Kansas City" (1996) und in dem Dokumentarfilm "Robert Altmans Jazz '34; Remembraces of Kansas City Swing".
Am 25. April verstarb Harry Belafonte in New York im Beisein seiner Frau Pamela, vermutlich an einem Herzinfakt. Die Musik-Legende hinterlässt neben seiner Witwe vier Kinder aus früheren Ehen.