Die Frisur sitzt? Na dann kann's ja losgehen: Ron Stallworth (John David Washington) bewirbt sich bei der Polizei von Colorado Springs und wird der erste schwarze Cop des Ortes.
In seiner formidablen Farce "BlacKkKlansman" stellt Spike Lee den alten und neuen Rassismus an den Pranger - mit lustvoller Übertreibung und aberwitziger Ernsthaftigkeit.

BlacKkKlansman

KINOSTART: 17.08.2018 • Drama • USA (2018) • 136 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
BlacKkKlansman
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA
Budget
15.000.000 USD
Einspielergebnis
11.199.000 USD
Laufzeit
136 Minuten
Regie

Filmkritik

Der Shit ist wirklich passiert – und hochaktuell
Von Andreas Fischer

Ein schwarzer Polizist schleust sich in "BlacKkKlansman" zusammen mit einem jüdischen Kollegen in den Ku-Klux-Klan ein. Regisseur Spike Lee hat aus der wahren Geschichte eine groteske und sehenswerte Bestandsaufnahme des Rassismus in den USA gemacht.

Ein Jude vertritt einen Afroamerikaner, um den Ku-Klux-Klan zu unterwandern. So etwas kann nur Spike Lee ("Malcolm X") erfinden, denkt man. Hat er aber nicht. Die Story für seinen neuen Film "BlacKkKlansman" hat sich die Wirklichkeit ausgedacht. Lee hat sich lose daran orientiert und sie dankbar weiterverarbeitet: Die Vergangenheit und die Gegenwart werden eins in einem Film, der den alltäglichen Rassismus in den USA in seiner ganzen Unerträglichkeit an den Pranger stellt. Subtil geht Spike Lee dabei nicht vor, aber das muss er nicht. Er nutzt das Kino schamlos als Propagandamaschine aus – und das ist nicht nur recht und billig, sondern auch ziemlich unterhaltsam.

Man muss nicht allzu lange warten, bis Donald Trump in "BlacKkKlansman" auftaucht. Alec Baldwin parodiert ihn als Ku-Klux-Klan-Agitator vortrefflich. Ein paar Szenen später wird der erste schwarze Polizist in Colorado Springs inbrünstig "America First ... America First ... America first ..." rufen, Trumps Wahlkampfslogan, der nachweisbar bereits vom KKK verwendet wurde.

Ron Stallworth heißt der Cop mit dem Ehrfurcht einflößenden Afro. Gespielt wird er von John David Washington (dem Sohn von Denzel Washington) mit beeindruckendem Stoizismus. Stallworth bewirbt sich bei der örtlichen Polizei, wird als erster Afro-Amerikaner eingestellt, fristet zunächst ein Dasein als Archivar und Abladestelle für rassistische Auslassungen seiner Kollegen.

Dann aber steigt er auf in die Undercover-Einheit. Er soll die örtliche Black Students Union unterwandern, die sich immer lautstärker gegen den Rassismus zur Wehr setzt. Ron erledigt diese Aufgabe, indem er mit der Chefin der aufrührerischen Studenten zart anbandelt. Gleichzeitig aber antwortet er auf eine Anzeige des Ku-Klux-Klans und bewirbt sich als Mitglied.

Der Klan ist von dem "Nigger"- und Judenhasser am Telefon begeistert, Landeschef David Duke (Topher Grace) setzt sich persönlich für den Vorzeige-Weißen ein. Der schickt zu den Treffen freilich einen Kollegen: Flip Zimmerman (Adam Driver) hat zwar die richtige Hautfarbe. Allerdings ist er auch Jude – was ihn bis dato nicht störte, worüber er nicht einmal nachgedacht hatte.

"Der Shit ist wirklich passiert" hat Spike Lee am Anfang des Films, der in den 1970er-Jahren verortet ist, rotzig eingeblendet. Aber der Shit ist hochaktuell. Lee zeigt das mit einer brachialen Lust an der Provokation, ist komisch und seriös, nüchtern und aberwitzig – und ziemlich geradlinig.

Man fragt sich natürlich: Darf er das? Darf der Film der so simpel konstruiert sein? Dürfen die Klan-Mitglieder ausnahmslos Parodien von Idioten sein? Darf man lachen dürfen, wenn man heulen müsste? Natürlich! "BlacKkKlansman" ist eine Farce, ein politisches Statement – und der Film verliert absolut gar nichts von seiner Wirkung durch Lees Hang zu grotesker Übertreibung.

Im Gegenteil: Indem sich "BlacKkKlansman" in seiner Blaxploitation-Anmutung mit all dem schwarzen Humor an ein Mainstream-Publikum richtet, kann er populär und politisch zugleich sein. Zumal Lee lustvoll alle Register der Filmkunst zieht, in Parallelmontagen Historisches und Aktuelles vermengt, Aufklärung und Fanatismus gegenüberstellt und sich auch nicht scheut, den Black-Liberation-Aktivisten zu zeigen, dass militante Verallgemeinerungen nicht ausreichen, um die Gesellschaft zu verändern.

Wie zwingend die Veränderungen sind, zeigt Lee unkommentiert in den letzten Szenen des Films: Archivaufnahmen von den Ereignissen in Charlottesville im Jahr 2017. Beim Anschlag eines Rechtsextremisten kam eine Bürgerrechtsaktivistin ums Leben. Auch Donald Trump taucht noch einmal auf – mit seiner relativierenden Reaktion auf den gewalttätigen Rassismus.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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