Als im Jahr 1965 der Unmut der Afroamerikaner über nicht enden wollende Diskriminierungen, Schikanen und Gewalt steigt, wählt der mittlerweile landesweit bekannte Bürgerrechtler Martin Luther King jr. die Stadt Selma als Ausgangspunkt für einen Protestmarsch.
Denn Präsident Lyndon B. Johnson will offenbar nicht wirklich für die Durchsetzung der Rechte der Afroamerikaner eintreten und Alabamas Gouverneur George Wallace lehnt sie sogar ganz offen ab.
Kein Wunder also, dass die Bemühungen der Bürgerrechtler um King auch mit Hilfe des FBI sabotiert werden, wo es nur geht. Erst als der erste Protestmarsch von Polizisten niedergeknüppelt wird und der Fernsehsender CBS die Ereignisse landesweit ausstrahlt, kommt Bewegung in die Sache ...
Lieber Hochglanzbildchen als schroffe Authentizität
Ein starkes Porträt eines ambivalenten Mannes hätte es werden können. Doch die afroamerikanische Regisseurin Ava DuVernay setzte lieber auf Hochglanzbildchen denn auf schroffe Authentizität. So kratzt sie nur an der Oberfläche des Mythos' Luther King jr., damit es bloß keinen Makel gibt.
Obwohl der Bürgerrechtler auch seine dunklen Seiten hatte (etwa vom FBI dokumentierte, außereheliche Beziehungen), die immer wieder zu heftigen Streitereien mit seiner Frau führten, werden diese in dieser ikonografischen Hommage nahezu ausgeklammert, lediglich kurz erwähnt.
David Oyelowo macht seine Sache gut
Auch wenn es immer wieder starke Momente gibt (etwa die Ablehnung eines rassistischen Beamten einer Schwarzen, die sich als Wählerin registrieren lassen will, oder das schockierende Attentat, dem vier Mädchen zum Opfer fielen), wird hier vieles (auch musikalisch) weichgespült und auf hollywoodmäßige, publikumsaffine Bilder reduziert. Hauptdarsteller David Oyelowo macht seine Sache ausgesprochen gut und hat sich gar den Sprachduktus von King angeeignet.
Wer keinerlei Wissen über jene Ereignisse des Jahres 1965 hat, erfährt hier zwar durchaus etwas, wer aber über historische Kenntnisse verfügt, merkt schnell, dass hier lediglich alles abgehackt wurde, was zu zeigen nötig ist. So ist dies trotz ein paar atemberaubender Augenblicke eine vertane Chance! Dennoch wurde das Werk (wohl ob seines Inhaltes) als bester Film für den Oscar nominiert.