Moderator schrieb Song darüber

Reinhold Beckmanns Mutter verlor im Krieg ihre vier Brüder

In einem Song verarbeitet Reinold Beckmann die unfassbar traurige Geschichte der Familie seiner Mutter. Bei Markus Lanz berichtete er ausführlich über den Hintergrund des Liedes "Vier Brüder".

Mit seiner Rede am 2. Juni 2018 sorgte der AfD-Politiker Alexander Gauland für einen bundesweiten Aufschrei. Auf dem Kongress der Jungen Alternative bezeichnete er "Hitler und die Nazis" als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte – eine rhetorische Grenzüberschreitung, die Entsetzen provozierte und viele Menschen tief verletzte. Auch Moderator Reinhold Beckmann und seine Mutter fühlten sich getroffen und erstatteten gegen Gauland Strafanzeige – wegen eines tragischen Familienschicksals, das Beckmann nun zu Gast bei "Markus Lanz" ausführte.

"Meine Mutter hat alle vier Brüder verloren im Krieg. Das ist immer Thema bei uns gewesen", erklärte der 65-Jährige. "Das ist bei uns unter der Haut in der Familie. Diese vier Brüder haben gefühlt immer bei uns mit am Tisch gesessen, an Weihnachten oder auch an anderen Feiertagen." Besonders tragisch habe das Schicksal bei dem damals 16-jährigen Willi zugeschlagen, der kurz vor Kriegsende 1945 eingezogen worden war, wie Beckmann beschrieb.

"Meine Mutter hat uns diese Situation immer wieder geschildert: Willi hatte sich unten im Kohlenkeller versteckt, als die Feldjäger kamen. Kauerte dort, heulend vor Angst, ist natürlich entdeckt und abgeholt worden. Meine Mutter sagte immer: 'Reinhold, das war ein Kind.'", erinnerte sich der Musiker und Moderator. Letztlich sei Willi in einer Holzkiste von der Front zurückgekehrt.

Äußerst bewegend sei zudem ein Karton voller Briefe, den Beckmanns Mutter ihrem Sohn hinterließ. "Wenn man diese Briefe liest, diese Einsamkeit, dieses Vergessen sein. Dann steht da Russland drauf. Oder Stalingrad drauf. Man kann nur zwei, drei Briefe lesen. Das hältst du gar nicht aus", so Beckmann. Die Todesangst der jungen Männer sei in den "Zeilen zu spüren".

Aus diesem traurigen Kapitel in seiner Familiengeschichte hat Reinhold Beckmann nun ein Lied gemacht, "Vier Brüder". Darin heißt es unter anderem: "Eine Hand hat fünf Finger, wenn vier fehlen ist es noch 'ne Hand? Vier Träume, nie gelebt. Geopfert für ein Mörderland." Von den Reaktionen auf den Song sei er überrascht gewesen, wie Beckmann zugab. Er habe von vielen Menschen Briefe mit Schilderungen ihrer eigenen Familienschicksale erhalten. Sie hätten das "Gesehen-Werden der eigenen Geschichte" wertgeschätzt, erklärte der Liedermacher.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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