Ehemaliger "Tatort-Kommissar"

Trauer um Jochen Senf: Salut, Maigret von der Saar!

von Horst-Jürgen Meilfrank

Max Palu ermittelte schon seit 13 Jahren nicht mehr in der beliebtesten deutschen TV-Krimireihe. Doch "Tatort"-Nostalgiker schnalzen bei der bloßen Nennung seines Namens nach all den Jahren noch mit der Zunge. Der wunderbare Palu mit dem savoir vivre, der Liebe zu Fahrrädern, Rotwein und gutem Essen, war einzigartig unter all den Fernsehkommissaren. Er war eine echte Marke, lange bevor sich die "Tatort"-Reihe zum Hype heutiger Tage aufschwang. In der Nacht zum Sonntag ist Jochen Senf, der Schauspieler, der diesen Palu von der Saar prägte und 17 Jahre lang so wohltuend anders verkörpert hatte, verstorben. Senf wurde 76 Jahre alt.

Schön war es damals mit Palu, dem frankophilen Connaisseur, werden vor allem die etwas älteren Zuschauer sagen. Saarbrücken, du hast es besser, so dachte man. Alles irgendwie so gelassen und heiter. Von 1988 bis 2005 war der gemütliche Komissar, der am liebsten mit dem Fahrrad fuhr, im Einsatz. Palu hatte seine Fans, und die Einschaltquoten stimmten. Jochen Senfs Abschied vom "Tatort" kam dann eher abrupt. Über die genauen Gründe hielten sich Sender und Schauspieler gleichermaßen bedeckt.

"Sanfter Kopfarbeiter mit Spürnase" und "kein Raufbold wie Schimanski" wollte der in Berlin lebende Senf bei seinem Amtsantritt im "Tatort"-Kommissariat 1987 sein. "Ich spiele den Kommissar so wie ich selbst bin", sagte er da, "intelligent, gebildet und belesen". Und, nicht zu vergessen: "Er isst leidenschaftlich gerne und gut."

Was weder der 1,65 Meter große Senf noch sein "Maigret von der Saar" wirklich wussten, war, "wie man eine Pistole hält." An seiner Heimatstadt Saarbrücken, wo Senf nach dem Germanistikstudium auch auf die Schauspielschule ging, mochte er "den Sprung über die Grenze", an Berlin andererseits, "dass da einfach mehr los ist".

Jochen Senf – ein Theatermensch

Senf, geschieden und zweifacher Vater, war vor allem ein Theatermensch. Er war langjähriger (freier) Hörspieldramaturg beim SR. Besonders das Kinder- und Jugendtheater lag ihm am Herzen. Nach seiner "Tatort"-Karriere schrieb Senf Romane, er führte Regie, war im Theater und in Kinoproduktionen zu sehen, zuletzt 2015 in "Unser letzter Sommer" des polnischen Regisseurs Michal Rogalski.

Mit dem Saarländischen Rundfunk hatte der Schauspieler offenbar nach seinem unfreiwilligen Ausscheiden keinen Frieden mehr geschlossen. In der "Bild am Sonntag" wetterte Senf 2013 gegen einen Saar-Krimi ("Tatort: Eine Handvoll Paradies") mit Devid Striesow in der Kommissarsrolle: "Eine Zumutung, der schlechteste 'Tatort' den ich je gesehen habe. Er ist einfach scheiße." Als Hauptschuldigen nannte Senf damals den Saarländischen Rundfunk: "Die haben keine funktionierende Fernsehspielredaktion mehr. Der Sender sollte dichtmachen und nur noch regionale Sendungen produzieren." Der Gourmet Jochen Senf, der zuletzt in einem Berliner Pflegeheim lebte, war keiner, der um den heißen Brei herumredete. "Es geht mir scheiße", ließ er die "Bild"-Zeitung vor zwei Jahren wissen, als er von Reportern nach seinem Gesundheitszustand gefragt wurde.

SR-Intendant Thomas Kleist würdigte Senf und seine "Tatort"-Rolle Palu als prägende Figuren für den Saarländischen Rundfunk. "Dem Fahrrad fahrenden Palu mit dem Baguette unterm Arm, der nie ein Glas französischen Rotwein stehen ließ, ist es mit zu verdanken, dass das Saarland in Deutschland bis heute und zu Recht als sehr frankophil wahrgenommen wird", so Kleist in einem Beitrag des SR. Der sperrige Kommissar habe in den 19 SR-Tatorten den Puls der Zeit getroffen". Kleist: "Dafür sind wir beim SR sehr dankbar und sagen: 'Salut, Palu!"


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte Sie auch interessieren