"Prognose Mord"

"Wilsberg": Ein Spaß, der seine Wermutstropfen hat

von Wilfried Geldner

Der 59. Wilsberg, "Prognose Mord" (Buch: Eckehard Ziedrich, Regie: Thomas Kronthaler), endet mit einer Schrecksekunde: Overbeck (Roland Jankowsky) kündigt und will nach ... "Bielefeld"! Aber dann stellt sich heraus: Seine Bewerbung dorthin wurde gar nicht abgeschickt, das Online-System war außer Betrieb – eine Vorsichtsmaßnahme gegenüber russischen Hackern.

ZDF
Wilsberg: Prognose Mord
Kriminalfilm • 03.03.2018 • 20:15 Uhr

Es kann also weitergehen in der alten Freund-Feind-Besetzung zwischen den Amateuren um Wilsberg (Leonard Lansink), dessen Antiquariat man diesmal schmerzlich vermisst, und den "Profis" um Kommissarin Springer (Rita Russek) und ihrem Kollegen Overbeck, der stets die lustige Figur machen muss. Acht Millionen Zuschauer haben sie zuletzt ("Morderney", am 06. Januar) in der bewährten Konstellation vor die Schirme gelockt.

Diesmal allerdings ist die Story dann doch ziemlich verzwirbelt und von hinten her aufgezäumt – und auch, leider, über weite Strecken nur mäßig witzig. Ein Steuerfahnder, der sich später als LKA-Agent herausstellt, wird just bei seiner Geburtstagsfeier ermordet. Offensichtlich von der eigenen Ehefrau, die noch mit der Pistole in der Hand über dem Opfer kniet.

Netz aus Sozialbetrug mit Immigranten

Doch ganz so billig sind Täter oder Täterin auch im Münsteraner Krimicomic nicht zu haben. Während Overbeck, der Tor vom Hauptkriminaldienst, eine russische Software für sich entdeckt, mit der er künftige Verbrechen verhindern kann, die sich dann aber doch nur als Fahrraddiebstahl erweisen, stoßen Wilsberg, Ekki (Oliver Korittke) und Alex (Ina Paule Klink) auf einen dubiosen Handy-Händler, der auf den Schulden für 100 Smartphones sitzen bleibt. Die Spur führt – nicht zuletzt dank GPS – zu Drahtziehern im Hintergrund. Der Handy-Betrug ist dabei nur die letzte Masche in einem Netz aus Sozialbetrug mit Immigranten aus dem Osten im großen Stil.

Es geht um Wohn- und Arbeitslosengeld, um Dumpinglöhne und um die einbehaltenen Beiträge für einen finsteren Flüchtlingshilfsverein. Es sind da Abzocker am Werk, die mit behördlicher Hilfe tatsächliche und frei erfundene Menschen aus Rumänien und Bulgarien im großen Stil missbrauchen. Falsch verstanden, wirkt die Kriminalsatire wie Wasser auf die Mühlen der AfD. Ein Spaß, der seine Wermutstropfen hat.

Mehr Handys gab es noch nie

Nach dem Quotenrekord vom Januar haben die Wilsberg-Macher jetzt ganz nebenbei eine weitere Bestmarke aufgestellt: Mehr Handys als hier waren noch nie in einem TV-Krimi im Spiel. Dabei herrscht an derlei Utensilien im Krimi zwecks Täter-Ortung keinerlei Mangel. Die elektronische Positionsbestimmung hat die gute alte "Tatort"-Frage: "Wo waren Sie gestern zwischen acht und neun?" längst abgelöst. Man darf das schade finden.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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