Eva Green: Diese Rollen machten sie zur Ausnahmeerscheinung
"Ich sterbe oft in Filmen. Ich weiß nicht warum", sagte sie einmal in einem Interview mit "W Magazine" und meinte damit auch ihre Rolle im "James Bond"-Film "Casino Royale". Ja, als Schatzmeisterin Vesper Lynd starb Eva Green im ersten "Bond"-Film der Ära Daniel Craig einen schönen, effektvollen Tod. Zuvor aber war ihr etwas Spektakkuläres gelungen: Sie verdrehte dem Top-Spion und Womanizer gehörig den Kopf.
Verführung und Tod, kein "James Bond" war bis dato ohne diese Motive ausgekommen, in "Casino Royale" aber bekamen sie eine neue Dimension. Beides waren kein Spiel mehr, ernst ging es nun zu. James Bond ist kein Verführer mehr und auch nicht nur eine Tötungsmaschine, die im Namen des Guten seelenruhig die Bösen erledigt. Er ist ein Mensch, der lieben lernt und auch lernen muss, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu verlieren.
Warum Eva Greens Vesper Lynd kein klassisches Bond-Girl ist
Den taffen Agenten von der sanften Seite gezeigt zu haben, das ist auch das Verdienst Eva Greens gewesen. Sie schaffte etwas, was ihren Vorgängerinnen nicht gelang. Ihre Vesper Lind ist kein bloßes Bond-Girl mehr, die dem Helden schöne Augen macht. Sie ist eine Frau mit Facetten, hat Gefühle und handelt aus menschlich-nachvollziehbaren Gründen. Ihr Tod ist auch Selbstopfer, und sie opfert sich, um andere zu retten, allen voran James Bond.
"Casino Royale" hat Eva Green viel zu verdanken – und umgekehrt. Mit dem Agenten-Actioner schaffte die französische Schauspielerin 2006 endgültig den Aufstieg nach Hollywood. Den großen Durchbruch hatte sie da aber längst hinter sich. Gelungen war ihr der schon mit ihrem allerersten Film, der sie über Nacht zu einem der größten Stars Frankreichs machte.
Eva Green, Louis Garrel und Michael Pitt vor dem Durchbruch
Der Film heißt "Die Träumer" (2003), stammt von dem bedeutenden Regisseur Bernardo Bertolucci ("Der letzte Tango in Paris") und zeigte vor der Kamera gleich drei Newcomer, neben der Debütantin Eva Green die nicht viel erfahreneren Louis Garrel ("Mein ein, mein alles") und Michael Pitt ("Funny Games U.S."). Auch sie wurden durch den Film berühmt.
Drei Stars auf einen Schlag – schon das zeigt, dass der Karriereschub der Hauptdarsteller nicht allein an ihren schauspielerischen Leistungen liegen konnte. Auch der brisante Stoff hatte maßgeblich Anteil daran. Green, Garrel und Pitt spielen in Bertoluccis Spätwerk nicht eigentlich drei Träumer, sondern drei junge Menschen, die vor dem Hintergrund der Studentenunruhen in Paris 1968 die Forderung der Rebellen auf der Straße in die Tat umsetzen: Sie leben, lieben, denken, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Der Film war ein seinerzeit Skandal, weil auch er keinen Scheuklappen hatte. "Die Träumer" feiert ein Lebensgefühl abseits von Tabus, es gibt eine Entjungferungsszene darin, homoerotische Momente, Inzestandeutungen (zwei der drei Protagonisten sind Geschwister), es gibt überhaupt viel nackte Haut zu sehen – auch die nackte Haut von Eva Green.
Stanley Kubrick, Jack Nicholson und der Beginn einer Karriere
Zum Nachteil war die Aufregung um "Die Träumer" für sie nicht. Green ging ihren Weg, genauso wie einst ihre Mutter: die bekannte Schauspielerin Marlène Jobert ("Der Dieb von Paris"), die der Tochter das Talent für die Schauspielerei in die Wiege gelegt hatte. Das Talent und die Begeisterung. Als Kind sah Green Stanley Kubricks "Shining" und war danach traumatisiert. Aber auch fasziniert von dem Horror-Klassiker. Wegen Jack Nicholson, sagte sie, wurde sie überhaupt Schauspielerin.
Der Irrsinn Nicholsons in "Shining" färbte auf sie als Schauspielerin ab. Green sucht und findet das Düstere und Extreme im Film, mit Vorliebe spielt sie zwielichtige, abgründige, brutale Frauen. In "Cracks" etwa eine Internatslehrerin, die eine Schülerin missbraucht. In Roman Polanskis "Eine wahre Geschichte" eine Femme fatale, die sich einer erfolgreichen Schriftstellerin aufzwingt. Oder im Western "The Salvation" eine gnadenlose Rächerin.
Doch Green kann ihren Beruf auch von der leichten Seite nehmen. Deshalb ihr Faible für die Filme von Tim Burton, den sie verehrt und mit dem sie schon mehrfach zusammengearbeitet hat ("Dark Shadows", "Die Insel der besonderen Kinder"). Deshalb auch hat sie weder Scheu noch Mühe, neben persönlichen Autorenfilmen auch in konventionellen Blockbuster-Produktionen mitzuwirken. In einem Film wie dem schwedischen Drama "Euphoria" kann sie sich genauso glaubwürdig einfügen wie als mondän-verführerische Lady de Winter im Kostümdrama "Die drei Musketiere – D'Artagnan" (28. Dezember, 22.00 Uhr, ZDF).
Das Fantastisch-Kunstvolle passt auch zu ihrer Persönlichkeit. Bei ihrem Äußeren setzt Green eher auf viel als auf wenig. Als elegant und unnahbar schön wird sie gerne beschrieben. Ihr Haar hat die ursprüngliche Blondine brünett gefärbt, ihre durch viel Make-up betonten Augen kontrastieren mit der Blässe ihres Gesichts. Doch so gibt sich Green weder aus Eitelkeit, noch um sich zu wehren oder zu verstecken. Es sei vielmehr ein Versuch, sagte sie gegenüber der "SZ", etwas Drama ins Private zu retten. Es muss nicht immer ernst zugehen, nicht im Leben und nicht im Film.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH