Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Andrew Davis ist für intelligent gemachtes Action-Kino bekannt. Seine Filme haben zahlreichen Schauspielern einen Karriereschub verschafft: Steven Seagal hatte großen Erfolg mit "Alarmstufe: Rot" (1992) und "Nico" (1987), Chuck Norris mit "Cusack - Der Schweigsame" (1985), Tommy Lee Jones bekam für seine Rolle in "Auf der Flucht" (1993) gar einen Oscar. Mit ihm drehte Davis bereits vorher den hochklassigen Thriller "Die Killer-Brigade" (1989).
Andrew Davis wurde als Sohn eines geschätzten Schauspielers in Chicago geboren. Er absolvierte zunächst eine Journalisten-Ausbildung an der University of lllinois und arbeitete als Reporter für eine große Fernseh-Anstalt. 1969, mit nicht einmal 21 Jahren, assistierte er Haskell Wexler bei der Kameraarbeit zu dessen Überraschungserfolg "Medium Cool".
Davis entwickelte sich zum gefragten Kameramann, drehte zunächst in New York Werbe- und Dokumentarfilme; einige davon erhielten Preise. Schließlich wechselte er nach Hollywood, wo ihn der Produzent Gene Corman ("Shaft"), Spezialist für Black Cinema, unter Vertrag nahm.
1976 jedoch schrieb Andrew Davis zunächst einmal im Gerichtssaal Filmgeschichte: Gemeinsam mit anderen Kollegen klagte er gegen die allmächtigen Gewerkschaften. Grund: Durch ihre restriktiven Verträge mit den Studiobossen verwehrten sie Künstlern, die noch nicht lange in der Filmindustrie arbeiteten, den Zugang zu den großen Studios. Davis konnte durchsetzen, dass die Gewerkschaften ihre Kriterien für die Mitgliedschaft ändern mussten: Seitdem haben auch junge Techniker und Handwerker die Chance, einen Job bei den großen Studios zu bekommen.
1978 debütierte Davis als Regisseur mit dem Musical "Stony Island" (1978), das großen Einfluss auf die amerikanische Independent-Szene ausübte. In "Todesfalle am Mill Creek" (1981) übertrug er die schnelle und flüssige Musical- Choreographie auf den aggressiven Rhythmus des Action-Films.
Schauspieler schätzen an Davis seine präzisen Regieanweisungen und die sorgfältige Vorbereitung jeder Einstellung. So auch Harrison Ford: "Während der Dreharbeiten (von 'Auf der Flucht') konnte ich mich ganz auf meine Rolle konzentrieren, weil ich bei Andy nicht mit Unsicherheiten oder dilettantischem Pfusch rechnen mußte."
Die letzten Filme von Andrew Davis enttäuschten jedoch: "Kleine Beute, große Beute" von 1995, "Außer Kontrolle" (1996) mit Keanu Reeves war ein herzlich unlogischer Action-Thriller und für das Hitchcock-Remake "Ein perfekter Mord" (1998) mit Michael Douglas fand er keinen Rhythmus. Die Handlung wirkte überkonstruiert; Spannung blieb Mangelware. Auf "Collateral Damage" (2001) gehen wir an dieser Stelle erst gar nicht weiter ein! 2003 folgte "Das Geheimnis von Green Lake" und 2006 mit "Jede Sekunde zählt - The Guardian" eine weiteres Desaster.