Man kennt ihn, den 1,78 Meter großen Darsteller aus Chicago. Und doch ist er einer der Schauspieler, dessen Namen man schon unzählige Male gehört, dessen Gesicht man schon unendlich oft gesehen hat und den man trotzdem nicht benennen kann: Kevin Dunn. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Zwar kann der sympathische Kumpeltyp auf eine ansehnliche Zahl an Engagements verweisen, doch spielt er selten in der ersten Reihe. Und auch wenn seine Rollen zahlreich sind, so sind sie sich in einem Punkt recht ähnlich: Kevin Dunn wird immer dann besetzt, wenn eine freundliche, väterliche Autoritätsperson benötigt wird. Eine Autoritätsperson, die sich eher durch Nachsichtigkeit auszeichnet, als durch einen zielstrebigen Befehlston.
Sein Debüt gab er 1986 in zwei Episoden der TV-Serie "Jack and Mike", weitere Engagements für TV-Produktionen folgten. Auf die Leinwand schaffte er es erstmalig an der Seite von Willem Dafoe und Gene Hackman in Alan Parkers grandiosen Anti-Rassismusdrama "Mississippi Burning - Die Wurzel des Hasses" (1988). Neben den beiden Hauptdarstellern übernahm er den Part als Agent Bird. 1989 sah man ihn in Kathryn Bigelows Großstadt-Thriller "Blue Steel" und in "Ghostbusters II" übernahm er eine im Abspann ungenannte Rolle.
Die Neunzigerjahre begannen für Kevin Dunn, wie die Achtzigerjahre endeten. Er bekam durchgehend Rollen angeboten, überwiegend für TV-Produktionen, doch konnte er immer wieder mit Kinohighlights punkten. Nach diversen kleineren Serien- und Sitcomrollen folgten Brian de Palmas Erfolgskomödie "Fegefeuer der Eitelkeiten" (1990) und die von John Hughes' produzierte Komödie "Mama, ich und wir zwei" (1991). In "Hot Shots! Die Mutter aller Filme" (1991) mimte er einmal mehr einen Lieutenant, ganz so, als würde er, um seiner schauspielerischen Leistung eine gewisse Glaubwürdigekeit verleihen zu können, eine Uniform benötigen. Für seine Rolle in Ridley Scotts bildgewaltigen Historienschinken "1492 - Die Eroberung des Paradieses" erfuhr er dann auch eine Beförderung und war als Kapitän zu sehen. Und in Richard Attenboroughs Filmbiografie "Chaplin" brachte er es gar zum übermächtigen Chef des FBI: J. Edgar Hoover. Anschließend lieferte er mit "Dave" erneut eine Komödie ab, eine Linie, der er mit "Eine Familie namens Beethoven" (ebenfalls 1993) treu blieb. 1995 folgte mit Oliver Stones Filmbiografie "Nixon - Der Untergang eines Präsidenten" erneut ein Kinoknüller und mit "Godzilla" (1998) sogar ganz großes Blockbusterkino.
Auch das neue Jahrtausend brachte für den knuffigen Typen keine großartige Veränderung. 2004 übernahm er - erneut nach diversen Serienrollen - einen Part in David O. Russells Komödie "I Heart Huckabees" neben Dustin Hoffman und Jude Law. Zwei Jahre später stand er gemeinsam mit Josh Hartnett und Scarlett Johansson für Brian de Palmas Thriller "Die schwarze Dahlie" vor der Kamera. Außerdem spielte er an der Seite von Sean Penn und Sir Anthony Hopkins in Steven Zaillians Drama "Das Spiel der Macht" und in David L. Cunningham Zweiteiler "The Path to 9/11 - Wege des Terrors". Darüber hinaus begann mit "Transformers" (2007) sein Engagement als Ron Witwicky, den er auch in "Transformers - Die Rache" (2009) und im dritten Teil "Transformers 3" mimte. Einmal mehr - Ron Witwicky ist der Vater der Hauptperson Sam Witwicky alias Shia LaBeouf - in der Rolle der verständnisvollen, besorgten und hilfsbereiten Autoritätsperson - und immer auch ein bisschen als Comic Relief, ein bisschen verschroben, witzig und naiv.
Doch bevor er zum zweiten Mal für "Transformers" vor der Kamera stand, sah man Kevin Dunn auch noch in Robert Redfords Thriller "Von Löwen und Lämmern" (2007) und in Woddy Allens sehenswerter Komödie "Vicky Cristina Barcelona" (2008). 2010 übernahm er einen kleinen Part in Tony Scotts Actionstreifen "Unstoppable - Außer Kontrolle", der Kassenerfolg, der insgesamt fast 170 Millionen Dollar einspielte, erhielt recht unterschiedliche Kritiken. Während die einen die hanebüchene Story kritisierten, waren andere von der gezeigten Action und den genialen Bildern hellauf begeistert. Dass bei aller Bildgewalt Kevin Dunns Rolle einmal mehr im Hintergrund blieb, scheint sein Schicksal zu sein. Der große Erfolg, der absolute Durchbruch, ist ihm noch nicht gelungen. Doch statt der einen großen Rolle, kann er eine Vielzahl kleiner Rollen vorweisen - und die meisten mit Stolz.
Weitere Filme und Serien mit Kevin Dunn: "Night of Courage", "Cheers" (TV-Serie, beide 1987), "Beverly Hills Buntz" (TV-Serie), "Day by Day" (TV-Serie, beide 1988), "21 Jump Street - Tatort Klassenzimmer" (TV-Serie), "L.A. Law - Staranwälte, Tricks, Prozesse" (TV-Serie), "Familienbande" (TV-Serie), "Gideon Oliver" (TV-Serie), "Roseanne" (TV-Serie), "Ich kämpfe um dich, kleine Abby" (alle 1989), "In blindem Glauben", "Seinfeld" (TV-Serie), "Sydney" (TV-Serie), "Zum Töten freigegeben", "Mein Lieber John" (1990), "Zweischneidig" (1992), "Kleiner Trainer ganz groß" (1994), "Mad Love - Volle Leidenschaft", "Der Kampf um die vier Diamanten", "J.A.G. - Im Auftrag der Ehre" (TV-Serie), "Jack Reed: Vertrauter Killer", "Nur der Hauch eines Zweifels" (alle 1995), "Jack Reed: A Killer Among Us", "Schläge ins Herz", "Schizophren!", "Außer Kontrolle" (1996), "Die Kriegsmacher", "Der Teamgeist", "Arsenio" (TV-Serie), "Der gebuchte Mann", "Deep Running - Flucht zu zweit" (alle 1997), "Fast Helden", "Small Soldiers", "Spiel auf Zeit", "Godzilla: The Series" (TV-Serie, 1998) "The First Gentleman", "Batman Beyond" (TV-Serie), "Echoes - Stimmen aus der Zwischenwelt (1999), "The Beach Boys: An American Family" (2000), "Bette" (TV-Serie), "God, the Devil and Bob" (TV-Serie, beide 2001), "Confessions", "Practice - Die Anwälte" (TV-Serie), "Die Jackie Gleason Story", "Push, Nevada" (TV-Serie), "Boomtown" (TV-Serie, alle 2002), "The Stranger Beside Me", "Polizeibericht Los Angeles" (TV-Serie), "LA County 187", "Boston Public" (TV-Serie, alle 2003), "NYPD 2069", "Flug 323 - Absturz über Wyoming", "LAX" (TV-Serie), "Huff - Reif für die Couch" (TV-Serie, alle 2004), "Marsha Potter Gets a Life", "Law & Order" (TV-Serie, beide 2005), "The Mikes", "The Darwin Awards", "Eine himmlische Familie" (TV-Serie), "Lost" (TV-Serie), "Live Free or Die", "Criminal Intent - Verbrechen im Visier" (TV-Serie), "The Closer" (TV-Serie), "Spiel auf Bewährung", "A Perfect Day" (alle 2006), "Prison Break" (TV-Serie), "Boston Legal" (TV-Serie, beide 2007), "Samantha Who?" (TV-Serie, 2009), "Scooby-Doo! Mystery Incorporated" (Sprecher, TV-Serie, 2010), "Harry's Law" (TV-Serie, 2011).