Anna Thomsons Charisma mit einer Mischung aus natürlicher, klassischer Eleganz und melancholischer Fragilität lässt kaum einen Zuschauer unbeeindruckt, insbesondere in den Filmen von Amos Kollek, mit dem sie in "Sue - Eine Frau in New York", "Fiona", "Fast Food, Fast Women" und "Bridget" zusammenarbeitete.
Eigentlich wollte Anna Thomson niemals Schauspielerin werden erst der Zufall führte sie an den Beruf heran, in dem sie schließlich berühmt werden sollte. Bei einem Schneiderjob im Theater lernte sie Christopher Walken kennen, der der 20-jährigen eine Rolle in dem Stück "Kid Champion" beschaffte und zu einer Art Paten für ihre Schauspielkarriere werden sollte.
In den Achtzigerjahren hatte sie auch ein enges und herzliches Verhältnis zu Mickey Rourke, über den sie ihre erste Kinorolle als Prostituierte in "Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel" . Danach spielte sie zahlreiche Nebenrollen in namhaften Erfolgen wie "Susan ... verzweifelt gesucht" (1984, mit Madonna), "Wall Street" (1987, mit Michael Douglas), "True Romance" (1993, mit Christian Slater) und "Eine verhängnisvolle Affäre" (1987), wieder mit Douglas).
In Clint Eastwoods Abgesang auf den Western "Erbarmungslos" (1992) verkörperte sie die übel zugerichtete junge Hure, die von Eastwood gerächt wird. Mitte der 80er Jahre gab sie die Anna Rostov in der Dauer-Soap "Denver Clan", von 1988 bis 1989 war Anna Thomson Ensemblemitglied det "Tracey Ullman Show".
Doch das breite Publikum kennt sie erst seit Beginn ihrer Zusammenarbeit mit Amos Kollek 1997. Die beiden lernten sich bei einem Casting für einen Film kennen, der dann allerdings nicht realisiert wurde, und als Kollek "Sue" (1997) besetzte, erinnerte er sich sofort an die Frau "mit dem schönen und zugleich fremden, verstörenden Gesicht". Für ihre Rolle der arbeitslosen Sekretärin, die sich in der kalten New Yorker Großstadt verliert, erntete Thomson begeisterte Kritiken, Ebenfalls mit Kollek entstand ein Jahr später "Fiona". Sie sei eine Schauspielerin, die bereit sei, alle Rollen bedingungslos auszuprobieren, schwärmt Kollek über sie. In François Ozons Adaption des Fassbinder-Stücks "Tropfen auf heiße Steine" (1999) spielt sie einen ehemaligen Mann.
Die Mainstream-Karriere, in der sie nach frühen Kleinst- und Nebenrollen kurz vor dem Durchbruch zur Hauptdarstellerin stand, hat Anna Thomson zugunsten von Independent-Filmen aufgegeben. Vor allem die Arbeit mit Kollek begeistert sie bei ihm könne sie endlich sich selbst in die Rollen einbringen, erklärt sie in Interviews immer wieder. Wieweit dabei persönliche Erlebnisse und Parallelen eine Rolle spielen das Verstoßenwerden durch die leibliche Mutter, der frühe Tod des Vaters, der frühe Verlust ihres Mannes und die Distanz zu ihrer Mutter bleibt dabei der Imagination des Zuschauers überlassen.