Biografie
Glaubt man den Worten seiner Ehefrau, Louise Tracy-Treadwell, dann war Spencer Tracy eine wahre Mogelpackung: "Äußerlich rauhbeinig und kurz angebunden, innerlich aber
scheu und verletzlich." Tatsache ist: In 67 Lebensjahren drehte Tracy 73 Filme, kassierte zwei Oscars, für "Manuel" (1937) und "
Teufelskerle" (1937) - und führte - beinahe so, als wäre es Normalität - 25 Jahre lang ein Doppelleben. Die Wochenenden verbrachte er mit Ehefrau und Schauspielerin Louise und dem gemeinsamen taubstummen Sohn. Die Lebensgefährtin während der Woche hieß Katharine Hepburn. "
Die Frau, von der man spricht" brachte beide 1942 zusammen. Für die Kamera waren sie fortan das perfekte Schauspieler-Duo, die Idealbesetzung für Beziehungs-Komödien.
Noch im selben Jahr lieferten sie sich Wortduelle in "Die ganze Wahrheit". 1945 flogen in "Zu klug für die Liebe" zwischen der Hepburn und
Tracy die Fetzen - rein verbal, versteht sich. Ob als Sportler ("Pat und Mike", 1951), konkurrierende Anwälte ("Ehekrieg", 1949) oder Politiker - im Film konnte beide das ausleben, was ihnen im öffentlichen Leben untersagt war: die Rolle des Liebespaares.
Auch wenn hin und wieder Gerüchte über die private Beziehung der beiden die Runde machten, ihrer Filmkarriere taten sie keinen Abbruch. Tracy wurde in den Fünfziger- und Sechzigerjahren noch mehrmals für den Oscar nominiert, übernahm jetzt meist
väterliche, weise Rollen - etwa 1950 in "Vater der Braut",
mit Liz Taylor als Filmtochter, oder in der Hemingway-Verfilmung
"Der alte Mann und das Meer" (1958, Oscar-Nominierung). Für den Part des einarmigen Fremden in John Sturges
"Stadt in Angst" erhielt er 1954 den Darstellerpreis in Cannes.
Nach außen hin galt Tracy als erfolgreicher Darsteller, hinter den Kulissen aber entpuppte er sich als komplizierter Vertragspartner. Er kündigte 1954 die Zusammenarbeit mit den
MGM-Filmstudios, wechselte zu Paramount und später zu Fox. Nur einem hielt Tracy die Treue: Regisseur Stanley Kramer. Mit ihm drehte er Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre drei wichtige Filme: "Wer den Wind sät" (1959) - Tracy spielt den gradlinigen Richter Drummond. Eine weitere Richter-Rolle übernimmt er 1961 in "Urteil von Nürnberg", dem Nürnberger Gerichtsdrama. 1967 dann kommt er ein letztes Mal mit Katharine Hepburn vor der Kamera zusammen: "Rat mal, wer zum Essen kommt" macht die Rassen-Problematik in den USA zum Thema. Der Film wurde ein Erfolg, den Spencer Tracy nicht mehr erlebte. Er starb noch vor der Premiere.
Weitere Filme mit Spencer Tracy:
- Die Dreißigerjahre: Michael Curtiz'
Gangsterfilm "20.000 Jahre in Sing Sing" mit Bette Davis
(1932), "Der Mann für Mord"
mit James Stewart, Sam Woods Melodram
"Whipsaw" mit Myrna Loy (beide 1935),
Fritz Langs Kriminalfilm "Blinde Wut", Jack Conways
Komödie "Lustige Sünder" mit Myrna Loy
William Powell und Jean Harlow, J. Walter
Rubens Melodram "Riff Raff" (wieder mit Jean Harlow),
W. S. Van Dykes Katastrophenfilm
"San Francisco" (alle 1936),
Frank Borzages Melodram "Mannequin" mit
Joan Crawford (1937), Victor Flemings
Fliegerdrama "Der Testpilot" (1938) mit
Clark Gable.
- Die Vierzigerjahre: Flemings Jekyll-&-Hyde-Variante
"Arzt und Dämon" mit
Ingrid Bergman, Jack Conways
Abenteuerfilm "Der Draufgänger" mit
Claudette Colbert, Clarence Browns Filmbiografie "Der große
Edison", King Vidors Abenteuerfilm
"Nordwest-Passage" mit
Walter Brennan (alle 1940), Norman
Taurogs Fortsetzung von "Teufelskerle", "Das sind Kerle"
(1941),
Victor Flemings Literaturverfilmung "Tortilla Flat" (1942)
mit John Garfield, Fred
Zinnemanns Anna-Seghers-Verfilmung
"Das siebte Kreuz", Victor
Flemings Kriegsfilm "Kampf in den Wolken" mit
Lionel Barrymore,
Mervyn LeRoys Kriegsfilm "Dreißig Sekunden über Tokio"
(alle 1944), Elia Kazans
"Endlos ist die Prärie",
George Sidneys "Fesseln der Liebe" mit Lana
Turner (beide 1947), George Cukors Melodram "Edward, mein
Sohn" (1948) mir Deborah Kerr, Richard
Thorpes Abenteuerfilm "Malaya" (1949).
-
Die Fünfzigerjahre: Vincente Minnellis
Komödie "Ein Geschenk des Himmels", John
Sturges' "Der Mordprozess O'Hara" (beide 1951), Clarence
Browns Historienabenteuer "Schiff ohne Heimat" mit
Lloyd Bridges (1952), George Cukors
Melodram "Theaterfieber" (1953),
Edward Dmytryks Western "Die gebrochene Lanze" (1954) mit
Richard Widmark und Dmytryks
Abenteuerfilm "Der Berg der Versuchung" (1956), John Fords "Das letzte Hurra" (1958), Walter Langs
Komödie "Eine Frau, die alles kennt" (1957).
- Die Sechzigerjahre: Mervyn LeRoys Katastrophenfilm "Der
Teufel kommt um vier" (1960) Frank
Sinatra, der starbesetzte Western
"Das war der Wilde Westen"
(1961), Stanley Kramers Krimikomödie
"Eine total, total verrückte Welt" (1962) und der Kompilationsfilm "Die große
Metro-Lachparade" (1963).
- Die Siebzigerjahre: die beiden Zusammenstellungen "Das
gibt's nie wieder" (1974) von Jack Haley jr. sowie
Gene Kellys Dokumentarfilm "Das gibt's nie
wieder II" (1976).