BBC-Produktion

"Bodyguard": So gut ist die neue Serie bei Netflix

von Markus Schu

Schon die ersten 20 Minuten von "Bodyguard" gehören zum Packendsten, was das Serienjahr 2018 bislang zu bieten hatte. Kriegsveteran David Budd (Richard Madden) sitzt gemeinsam mit seinen beiden Kindern im Zug nach London. Weil er mittlerweile als Polizist und Personenschützer für Royals und Politiker arbeitet, ist er sogar privat permanent darauf bedacht, potenzielle Risiken und Gefahrenquellen zu identifizieren.

Auch an Bord des Zuges findet er einiges verdächtig. Er soll Recht behalten: Eine junge Frau hat sich in der Toilette einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt und den nervösen Finger am Abzug. Durch seinen besonnenen Einsatz verhindert David mit Müh und Not eine Eskalation der Lage. Das sorgt für schweißnasse Hände beim Publikum und fungiert gleichzeitig als Taktgeber für alles, was folgt: Spannung ist hier Trumpf! Jetzt hat Netflix die Seriensensation im Programm.

Falls es noch nicht klar geworden ist: "Bodyguard" ist keine Serienadaption der gleichnamigen 1990er-Kultromanze. Das neue Netflix-Format ist eine sechsteilige Politthriller-Serie aus dem Hause BBC, die in Großbritannien bereits Zuschauerrekorde brach und für ein positives Kritikerecho sorgte. Außerhalb des Vereinigten Königreichs und Irlands liegen die Distributionsrechte beim Streaminggiganten Netflix, der die erstklassige Serie ab sofort im Portfolio hat. Geschrieben wurden alle Folgen von TV-Veteran Jed Mercurio ("Line of Duty"), die Hauptrolle wurde mit Richard Madden ("Game of Thrones") optimal besetzt.

Sein Personenschützer ist sehr ambivalent gestaltet. Denn David Budd leidet seit seinem Afghanistan-Einsatz unter dem posttraumatischen Belastungssyndrom. Unkontrollierte Wutausbrüche, psychische Probleme und das Ertränken eben jener in Alkohol haben dazu geführt, dass er und seine Frau Vicky (Sophie Rundle) getrennt voneinander leben. Die Schuld an seiner Misere weist er den Politikern und Mächtigen zu, die Soldaten im Krieg verheizen und dadurch die terroristische Antwort selbst provozieren – eine tödliche Kausalkette.

Doch genau eine jener verhassten Politikerinnen wird ihm nun als Schutzbefohlene zugewiesen. Weil akute Terrorgefahr besteht, soll er für die Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes, "Line of Duty") als Bodyguard arbeiten. Das sorgt für einen inneren Konflikt bei David, schließlich stimmte die ambitionierte und undurchschaubare Politikerin stets für die britischen Auslandseinsätze im Irak und Afghanistan. Im "Terminator"-mäßig agierenden Polizisten brodelt es gewaltig, denn eigentlich hegt er Rachepläne gegen "die da oben". Wird er die Ministerin gar verraten? Welche Ziele verfolgt Julia? Die Lage verkompliziert sich, als auch noch Gefühle ins Spiel kommen ...

Es ist ganz schön was los bei "Bodyguard": Innere wie äußere Konflikte fesseln den Zuschauer vor den Bildschirm, die sechs Episoden vergehen wie im Nu. Dabei erfindet die Serie das Thriller-Rad nicht neu. Mitunter fühlt man sich aufgrund der komplexen Charaktere, der Vermeidung von Schwarz-Weiß-Zeichnungen und der differenzierten Auseinandersetzung mit politischen Themen an den Genre-Primus "Homeland" erinnert. Auch die sexuelle Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren trägt dazu bei. Abgekupfert ist "Bodyguard" deswegen aber nicht. Nur minimal überkonstruiert – doch das macht schließlich einen Großteil der Spannung aus. Nach Amazons hervorragender Agentenserie "Tom Clancy's Jack Ryan" steht dem Serien-Publikum hier der nächste Thriller-Hit ins Haus!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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