Mit dieser Figur gelingt dem Schauspieler Jason Robards hinter das Urbild des symapthischen Halunken auch den primitiven Kapitalisten durchschimmern zulassen, denn Hogue, der jeden, der sein Wasser nicht bezahlt, rücksichtslos erschießt, beutet die Notlage der kargen Wüste zu seinem Vorteil aus. "Abgerechnet wird zum Schluss" (1970) ist eine der schönsten Filme Peckinpahs und eine der schönsten Rollen Jason Robards.
Jason Robards jr. ist der Sohn des Schauspielers Jason Robards sen. In seiner Jugend besucht die Hollywood High School. 1940-46 dient er in der US Navy, wo er mit dem Navy Cross ausgezeichnet wird. Nach dem Krieg studiert er an der Akademie für dramatische Kunst in New York. Seit 1947 arbeitet er gleichermaßen am Theater und beim Rundfunk. Er spielt den Brutus in Shakespeares "Julius Caesar", 1953 in "American Gothic". In den Fünfziger- und Sechzigerjahren ist er einer der führenden Interpreten Eugene O'Neills in Stücken wie O`Neills "Der Eismann kommt" (1956), wo er die Rolle des Hickey spielt. Ein Jahr später spielt er den Alkoholiker Jamie Tyrone in "Eines langen Tages Reise in die Nacht" (New York Kritiker Preis) und als 1962 Sidney Lumet das Stück verfilmt, spielt wieder Jason Robards und er erhält für die Rolle in Cannes den Darstellerpreis. Und schließlich ist er auch der Protagonist in "Die Enttäuschten" (1959), wofür er mit dem Tony-Award ausgezeichnet wird.
Man hat ihn damals als den "heutigen John Barrymore" bezeichnet und auf dem Broadway, wo Jason Robards seit vielen Jahren zuhause ist, feiert er immer neue Triumphe. Nur auf der Leinwand macht sich dieser Charakterdarsteller stets rar und lehnt es eine Zeitlang sogar völlig ab, vor der Kamera zu erscheinen. "Das Theater ist meine künstleriche Heimat und dorthin zieht es mich immer wieder zurück" bekennt er einmal. Filmen will er nur "zwischendurch". Sein Filmdebüt gibt er 1959 in Anatole Litvaks "Die Reise", 1968 ist er in Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" der geheimnisvolle Outlaw Cheyenne. Seit der Hollywoodversion von Herb-Gardner Komödie "Tausend Clowns" (1965), einem Stück, mit dem er zuvor auf dem Broadway einen durchschlagenden Erfolg erzielt, ändert sich seine ablehnende Einstellung gegenüber dem Film.
Bis dahin hat Jason Robards erklärt "Ich filme nur dann, wenn ich Geld brauche." "Tausend Clowns" wird für seine Karriere aber auch in anderer Beziehung bedeutungsvoll. Durch dieses Stück findet er den Weg zur Komödie. Bis dahin hat er nämlich ausschließlich dramatische Rollen gespielt. Danach dreht er in relativ kurzer Zeit drei weitere heitere Stoffe: "Jeden Mittwoch" (1966), ein Lustspiel mit Jane Fonda; die originelle Westernkomödie "Höchster Einsatz in Laredo" (1966), in der er einen pokerbesessenen Farmer spielt, und darauf "Scheidung auf amerikanisch" (1966), jenen Film, in dem Dick Van Dyke, Debbie Reynolds und Jean Simmons seine Partner sind.
Mit dem John-Sturges-Western "Die fünf Geächteten" (1967), der das Geschehen des unvergessenen Klassikers "Zwei rechnen ab" fortsetzt, findet er auf die dramatische Linie zurück. Doc Holliday, der schwindsüchtige Westerner, den Jason Robards in diesem Film verkörpert, ist eine interessante und menschlich bewegende Figur. Dieser Mann steht dem Protagonisten Wyatt Earp im Kampf gegen den Outlaw Ike Clanton und dessen Spießgesellen unerschütterlich zur Seite. Drehbuchautor Edward Anhalt bezeichnet den Western "Die fünf Geächteten" als eine packende menschliche und historische Studie über das Schicksal der Teilnehmer an dem berühmten Kampf am O.K. Corral in Tombstone am 26. Oktober 1881.
Im Film spielt Robards immer wieder historische Persönlichkeiten oder solche aus dem Tagesgeschehen wie den Herausgeber der "Washington Post" Ben Bradlee in Alan J. Pakulas "Die Unbestechlichen" ("All the President's Men", 1976), den Schriftsteller Dashiell Hammett in Fred Zinnemanns "Julia" (1977) - für beide Rollen erhält er den Nebenrollen-Oscar. Als spleeniger Milliardär Howard Hughes wird er in Jonathan Demmes "Melvin und Howard" 198 noch einmal für den Oscar nominiert. Im Fernsehen spielt er den Richard Nixon und den schwerkranken Präsidenten Roosevelt. 1988 wird er für das Fernsehspiel "Inherit the Wind", nach dem Bühnenstück von Jerome Lawrence mit dem Emmy-Preis ausgezeichnet. Das Stück war bereits 1960 von Stanley Kramer mit Spencer Tracy verfilmt worden. In Werner Herzogs "Fitzcarraldo" sollte er die Titelrolle spielen, doch dann geriet das Projekt ins Schleudern, die Dreharbeiten verzögerten sich, Robards stieg aus und Klaus Kinski übernahm die Rolle. Jason Robards war 1961-69 mit Lauren Bacall verheiratet.
Zuvor war Jason Robards bereits zwei Mal verheiratet: 1948-1958 mit Eleanor Pitman und von 1959-1961 mit Rachel Taylor. 1970 schließlich segelte er zum vierten Mal in den Ehehafen. Lois O'Connor hieß die Auserwählte. Diese Verbindung sollte den längsten Bestand haben. Die beiden blieben bis zu Robards Tod - nach langjähriger Krebserkrankung starb der Mime im Dezember 2000 - ein Paar. Jason Robards hat zwei Söhne, Jason Robards III und Sam Robards. Beide sind ebenfalls Schauspieler.
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