Lalo Schifrin

Lesermeinung
Geboren
21.06.1932 in Buenos Aires, Argentinien
Alter
91 Jahre
Sternzeichen
Biografie

"Für mich ist jede Musik wichtig. Deshalb arbeite ich auch in unterschiedlichen Bereichen. Meine Plattensammlung ist alphabethisch sortiert: Miles Davis steht neben Debussy und die Beatles neben Beethoven. Als Arrangeur bin ich eine Chamäleon. Deshalb kann ich auch so unterschiedliche Sachen machen wie Jazz, symphonische Musik, Filmmusik oder sogar mit den "Drei Tenören" arbeiten. Ich mag Abwechslung. Ich liebe es zu dirigieren, zu komponieren und Klavier zu spielen, weil die Tätigkeiten so verschieden sind. Es ist, als sei man mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet, die man alle sehr liebt."

Schaut man sich die Werke von Lalo Schifrin an, denkt man automatisch an einen nervösen Workaholic, bei dem es kaum einen unmöglichen Auftrag geben kann: Klassik-Konzerte, in 35 Jahren über 160 Soundtracks für Film und Fernsehen (darunter brillante Scores wie "Bullitt", "Dirty Harry", "The Fox", "Mannix" - im Walzer-Tempo, "Petrocelli", der 5/4-Dauerbrenner "Mission: Impossible","THX 1138", "Das Osterman Weekend"), Jazz-Stücke und -Suiten für Big Band, die Verbindung von Jazz und symphonischer Musik (die Reihe "Jazz meets Symphony"), Arrangements für die "Drei Tenöre", mit "Aleph" ein eigenes Plattenlabel (www.alephrecords.com) usw., usw., usw.

Doch trifft man dann den Mann, der dies alles geschaffen hat, wundert man sich: ruhig - fast schon einschläfernd ruhig -, überaus ausgeglichen und rundum zufrieden wirkend, zieht er an seiner Pfeife, erzählt mit seinem sympathischen Akzent lange Anekdoten von Dizzy Gillespie, Miles Davis, Don Siegel oder Pavarotti.

In der Regel ist Filmmusik gut, wenn das Publikum hinterher sagt: "Die Musik? Ist mir gar nicht aufgefallen". Doch für Lalo Schifrin gilt dies auf keinen Fall. Denn seine Musik ist meist eine Verschmelzung peppiger Jazz-Themen mit symponischen Elementen und rasanter Action; sehr rhythmisch, mit Staccato-Bläsereinsätzen.

In Argentinien geboren, fand der Sohn des Konzertmeisters vom Teatro Colon früh zur Musik. Klavierspielen lernte er bei Enrique Barenboim, dem Vater des Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim, Kompositionsunterricht hatte er bei Juan Carlos Paz und seinem Vater Luis Schifrin. 1953 ging Schifrin nach Paris, um bei Oliver Messiaen Unterricht zu nehmen. Da Schifrin schon früh großes Interesse am Jazz zeigte, wundert es nicht, dass er in den Pariser Jahren auch häufiger Gast bei Jam-Sessions in den Clubs war. 1956 dann kam es zu der fast schon legendären Begegnung zwischen Schifrin und Jazz-Trompeter und BeBop-Vorreiter Dizzy Gillespie, der viele fruchtbare gemeinsame Jahre folgten. Gillespie überzeugte Schifrin davon in die USA auszuwandern und der Rest ist - wie man so schön sagt - Geschichte.

Lalo Schifrin im Interview

Wie kam es, dass sie Filmkomponist wurden?

Schifrin: "Zunächst muss ich sagen, dass ich schon mein ganzes Leben filmverrückt gewesen bin. Vielleicht ist es ein Zufall, dass ich in Berührung mit den zwei großen Kunstformen des 20. Jahrhunderts kam: Film und Jazz, beide gab es im Jahrhundert davor nicht. Außerdem haben mich beide Kunstformen schon immer fasziniert. Als Kind habe ich mir viele Filme angesehen. Dann habe ich immer mehr auf die Musik geachtet. Es gab Filme, die habe ich mir 15 mal angeschaut. Aber besonders gut fand ich Horrorfilme, meist sogenannte B-Filme. Die Musik darin war immer großartig. Und mir fiel schon früh auf das der gleiche Film, egal ob "Frankenstein" oder "Dracula", ohne Musik kaum Angst einflößend wäre. Ich hatte schon als Fünfjähriger verstanden, was es mit Musik im Film auf sich hatte. Bevor ich nach Frankreich ging, hatte ich in Argentinien einen Freund, der Filme machte. Als er einen Kurzfilm drehte, bat er mich, die Musik dazu zu schreiben und das war meine erste Erfahrung in Sachen Film. Tatsächlich hatte ich ein Streich-Quartett, eine Harfe und Gato Barbieri als Saxofonisten und fertig war der Score. Dann ging ich nach Italien und Frankreich und nachdem mich Dizzy Gillespie bat, in die USA zu kommen, hat der Papierkram mit den Konsulaten zwecks Einwanderung sehr lange gedauert - über ein Jahr Bürokratie. Man musste ständig zu Ärzten, seine Gesundheit überprüfen lassen, viele Papiere aus Argentinien besorgen, das FBI hat mich überprüft, ob ich auch kein subversives Element sei usw. Es dauert einfach lange. In der Zeit habe ich noch einen Soundtrack für einen argentinischen Film gemacht. öbrigens habe ich mit dem Produzenten Hector Olivera noch einmal bei dem Carlos Saura-Film "Tango" zusammengearbeitet. Das war eine wichtige Erfahrung, die ich dann in Hollywood sehr gut gebrauchen konnte. Ich habe damals mit Dizzy Gillespie gearbeitet und war auf einmal im Jazz-Bereich sehr gefragt. Ich habe viel für MGM, die damals auch Musik produzierten, gearbeitet. So war es irgenwann logisch, dass ich auch für Filme komponierte."

Warum gibt es viele ihrer Soundtracks nicht auf CD? "Dirty Harry" z.B. haben sie selbst herausgebracht, aber die brillanten Soundtracks von Filmen wie "Coogans großer Bluff" oder "Betrogen" sind nicht erhältlich.

Schifrin: "Das Problem ist, dass die Rechte der Musik auch bei den Filmfirmen liegen. Wenn man nun einen Soundtrack veröffentlichen will, muss man dafür viel bezahlen und oft haben die Firmen auch kein Interesse, die Musik frei zu geben, weil damit auch noch steuerliche Verpflichtungen erfüllt werden müssen. So wird das oft sehr, sehr teuer, ein Album herauszugeben. Die Musik von "Betrogen" ist schon sehr speziell und die Filmfirma wollte kein Geld für Werbung und Vermarktung des Sountracks ausgeben. Das ist oft das Problem, wenn man mit Orchester arbeiten. Das gleiche gilt für "Coogans großer Bluff". Das war den Firmen einfach zu teuer, um noch mehr dafür auszugeben. Außerdem beschloss einer neuer Chef bei MGM eines Tages, die Musik-Bibliothek einfach aufzulösen, weil der Platz für was anderes gebraucht wurde. So wurden Originalaufnahmen von Miklos Rosza und all den anderen einfach vernichtet. Zum Glück hat mich der damalige Bibliotheksleiter gefragt, ob ich einige meiner Scores haben möchte. Das ist auch der Grund, warum ich mit "Aleph" mein eigenes Label gegründet habe - meine Frau führt übrigens die Geschäfte - und allmählich meine Arbeiten darauf veröffentliche. Auch eine meiner jüngeren Film-Arbeiten zu der erfolgreichen Action-Komödie "Rush Hour" ist auf dem Label erschienen. Ich habe dabei natürlich nur mit der Action zu tun gehabt, von der Komödie halte ich mich fern. "Aleph" bildet das perfekte Forum für meine Arbeiten. Denn hier werden nicht nur die Filmmusiken, sondern auch meine anderen Sachen wie "Jazz meets Symphony", die Arbeiten mit der WDR-Big-Band oder "Jazz Mass" veröffentlicht. Viele Leute hatten immer Schwierigkeiten, mich einzuordnen, weil ich so viele unterschiedliche Dinge mache."

Sie haben ja auch ein Konzert für Flöte komponiert und eingespielt...

Schifrin: "Ja, das ist richtig. Das ist von einem französischen Label herausgebracht worden. Auf dem gleichen Album ist auch das Konzert für Gitarre mit dem London Symphony Orchestra und ein Stück, das "Tropicos" heißt."

Obwohl viele ihrer Songs auch Hits waren - wie etwa "The Cat" in der Version des Organisten Jimmy Smith - haben sie immer wieder versucht, Jazz und symphonische Musik zu verbinden.

Schifrin: "Ja, das stimmt. Ich mag einfach vieles und einige Leuten behaupten immer, dass man unterschiedliche Stilrichtungen nicht verknüpfen sollte. Ich finde, mir ist einigermaßen gelungen. Das kommt vielleicht daher, dass ich bei Oliver Messiaen studiert habe und gerne dessen manchmal seltsam klingende Skalen verwende. Er hat sie nicht erfunden - aber sie waren einfach unüblich. Dann habe ich seine Ideen in die Kammermusik übertragen. Er hat weder eine Oktav- noch eine 12-Ton-Skala benutzt. Bei ihm bestand eine Skala beispielsweise aus 10 Tönen. So konnte man Harmonien benutzen, die ganz anders klangen und sich irgendwie in der "Twilight Zone" von Tonalität und Atonalität bewegen. Ich habe soetwas z.B. nicht im Titelstück, aber bei einem Hauptthema in "Mission: Impossible" verwendet."

Zu dem Kinofilm "Mission: Impossible" haben sie aber nur das Hauptthema beigesteuert.

Schifrin: "Ja. Sie haben mich gefragt, aber ich habe damals in Marseille an den Feierlichkeiten zu "100 Jahre Kino" gearbeitet. Das war eine Auftragsarbeit vom französischen Fernsehen. Ich war zum ersten mal der Produzent einer Live-Show. Das war sehr kompliziert. Ich musste auch dirigieren. Julia Migenes und Dee Dee Bridgewater waren die Sängerinnen. Ich habe viele populäre Filmmusiken - und Songs umarrangiert. Die Show dauerte drei Stunden. Davon gibt es auch eine CD (unter dem Titel "FilmClassics" bei Aleph, d.A.). So konnte ich aber nicht zur gleichen Zeit in Hollywood sein. Das war sozusagen eine "Mission: Impossible". Man kann nun mal nicht an zwei Plätzen gleichzeitig sein."

Interview: Stephan Mertens

Filme mit Lalo Schifrin

2011
Der Mann, der alles kann
Krimikomödie
2008
Harry
Kurzspielfilm
2006
Abominable
Horrorfilm
2005
Die Unbeugsamen
Gefängnisfilm
2004
Die Brücke von San Luis Rey
Historiendrama
2004
After the Sunset
Komödie
2003
Jetzt bin ich nicht mehr alleine! Steve Martin und
Kimberly J. Brown
Haus über Kopf - Betreten auf eigene Gefahr
Komödie
2001
Rush Hour 2
Actionkomödie
2000
Mission: Impossible II
Action
2000
Hat einen Cameo-Auftritt in "Longshot": Britney 
Spears
Longshot - Ein gewagtes Spiel
Actionkomödie
1998
Rush Hour
Actionkomödie
1997
Money Talks - Geld stinkt nicht
Actionkomödie
1996
Mission Impossible
Agententhriller
1991
FX 2 - Die tödliche Illusion
Thriller
1991
Ich mach' dich fertig, du Monster! - Don Quijote in 
Aktion  
Don Quichote
Literaturverfilmung
1988
Dirty Harry V - Das Todesspiel
Actionfilm
1986
Jetzt schau ich blöd aus der Wäsche! Michael Caine
Das vierte Protokoll
Spionagethriller
1986
Beverly Hills Madam
Kriminalfilm
1985
Black Moon
Actionfilm
1984
Der Tank
Abenteuerfilm
1984
Wäre es nicht so mörderisch, wäre ich wohl im 
Paradies: Kurt Russell und Mariel Hemingway

 
Das mörderische Paradies
Thriller
1983
Dr. Detroit
Komödie
1983
Dirty Harry kommt zurück
Actionthriller
1983
Das Osterman Weekend
Spionagethriller
1982
Abschied für immer? Kapitän Cody Briggs (Lee
Majors) mit Pressesprecherin Erica Hansen (Lauren
Hutton)
Starflight One - Irrflug ins Weltall
Katastrophenfilm
1982
Class
Komödie
1982
Amityville 2 - Der Besessene
Horrorfilm
1981
Die Haut
Drama
1981
Buddy Buddy
Krimikomödie
1979
Flucht nach Athena
Abenteuerfilm
1979
Ein Mann räumt auf
Actionthriller
1979
Der Vulkan hat es jetzt hinter sich - William Holden und Jacqueline Bisset
Der Tag, an dem die Welt unterging
Katastrophenfilm
1979
Alles andere als ein Bürohengst: Knastdirektor
Brubaker (Robert Redford)
Brubaker
Gefängnisfilm
1979
Amityville Horror
Horrorfilm
1978
Was sollen wir tun? David Warner, George Kennedy
und Alain Delon (v.l.)
Airport '80 - Die Concorde
Katastrophenfilm
1977
Achterbahn
Thriller
1976
Reise der Verdammten
Drama
1976
Der Adler ist gelandet
Kriegsfilm
1976
Auf der Fährte des Adlers
Abenteuerfilm
1974
Ich werde es den Kerlen zeigen! Faye Dunaway als
Lady de Winter
Vier Musketiere - Die Rache der Mylady
Historienabenteuer
1973
Dirty Harry II
Actionthriller
1973
Der Mann mit der Todeskralle
Actionfilm
1972
Sinola
Western
1972
Die Professionals
Kriminalfilm
1971
Dirty Harry
Actionfilm
1971
Betrogen
Liebesdrama
1970
Machenschaften
Gesellschaftsdrama
1969
Fühlt sich als THX nicht sonderlich wohl:
Robert Duvall (l.) mit Donald Pleasence
THX 1138
Sciencefiction
1969
Ja, ich war auch 'mal jung: Clint Eastwood
Stoßtrupp Gold
Kriegssatire
1968
Coogans großer Bluff
Kriminalfilm
1968
Bullitt
Actionthriller
1967
Jagt Dr. Sheefer
Komödie
1967
Der Unbeugsame
Actionfilm
1967
Paul Newman soll inhaftierte Generäle befreien
Der Etappenheld
Kriegsfilm
1966
New-York-Expreß
Kriminalkomödie
1966
Wir kommen hier lebend raus! Robert Vaughn und Elke Sommer
Mitternacht Canale Grande
Spionagefilm
1965
Cincinnati Kid
Spielerfilm
1964
Millionenraub in San Francisco
Kriminalfilm
1963
Das waren noch Küsse: Jane Fonda und Alain Delon  
Wie Raubkatzen
Thriller

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