Die Grenzbeamtin Tina (Eva Melander) hat ein herausragendes Talent: Sie kann es riechen, wenn jemand Verbotenes einschmuggelt.
In Cannes ausgezeichnet, bietet der Bio-Horror-Thriller "Border" bizarres Kino vom Feinsten.

Border

KINOSTART: 11.04.2019 • Drama • SE / DK (2018) • 110 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Gräns
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
SE / DK
Einspielergebnis
2.045.184 USD
Laufzeit
110 Minuten

Filmkritik

Lass den Troll raus
Von Andreas Günther

In Cannes ausgezeichnet: "Border" verbindet den Horror vor eigener und fremder Spezies, einen erschütternden Kriminalfall, ein melancholisches Märchen und eine ungeheure Romanze zu bizarrem Kino vom Feinsten.

Zollbeamtin Tina (Eva Melander) verfügt nicht einfach über Gespür oder Intuition – sie riecht es, wenn jemand etwas Verbotenes einschmuggeln will. Wie die Kinderpornografie, die der arrogante, ungeduldige Anzugträger auf seinem Smartphone hat. Als Tina die SIM-Karte herausnimmt, versucht er, das kleine Plastikkärtchen herunterzuschlucken – mit animalischer Gier und Verzweiflung. Es sind Momente wie dieser, die im Cannes-prämierten Fantasy-Liebesdrama und Bio-Horror-Thriller "Border" immer wieder die Frage aufwerfen, wo eigentlich die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei verläuft.

Denn im Gegensatz zum Anzugträger weckt Tina Zweifel, ob sie überhaupt ein menschliches Wesen ist. Mit ihrer unförmigen Gestalt, ihrem struppigen Haar, ihrer ledernen Haut, den braunen Zähnen und den grimassenhaften Gesichtszügen ähnelt sie eher einem Neandertaler. Sie wird sich als Troll, als fabelartiges Waldwesen entpuppen. Aber der eigenen Spezies gewiss zu sein, bringt ihr ebenso viel Selbstbewusstsein wie neuen Kummer. Diesseits und jenseits des Homo sapiens bietet "Border" zauberhafte, grausame und sehr nachhaltige Verunsicherung.

Für Tina bricht eine Welt zusammen, und eine neue ersteht aus den Ruinen auf, als sie Vore (Eero Milonoff) an ihrer Zollschranke gegenübersteht. Vore sieht aus wie sie, scheint aber männlich zu sein. Die seltsame Apparatur, die sie bei ihm entdeckt, ist ein Insektenlarven-Brutapparat. Damit züchtet er das Getier, von dem er sich ernährt. "Das macht man nicht", sagt Tina, aber sie fühlt sich doch zu ihm hingezogen. Vore macht ihr klar: Menschen mögen vielleicht keine Regenwürmer, aber Trolle schon. Und sie beide seien nun einmal Trolle.

Bei Tina beginnt das Nachdenken. Bisher hat sie sich einfach als hässlich empfunden. Nun dämmert ihr, dass sie schlicht zu einer anderen Spezies gehört. Sie findet heraus, dass sie einst adoptiert worden ist und ihre Eltern im Irrenhaus gestorben, wenn nicht gar ermordet worden sind. Ihren parasitenhaften Freund wirft sie aus dem Haus und lässt im Gästehaus Vore einziehen. Zwischen herrlichem Sonnenlicht und aufregend peitschendem Regen erleben sie eine wilde Romanze in einem als magisch empfundenen Wald. Doch eines Tages findet Tina, die in einem furchtbaren Fall von Kindesmissbrauch mitermittelt, in Vores Kühlschrank eine Schachtel mit etwas, das wie ein Kind aussieht.

Indem die Filmversion im Gegensatz zur zugrundeliegenden Erzählung "Die Grenze" von John Ajvide Lindqvist ihre Protagonistin Tina von Anfang an so präsentiert, wie sie ist, veranlasst sie zu ständiger Prüfung. Was ist an Tina menschlich, was ist anders? Und was ist überhaupt menschlich? Diese Fragen werden im Zuschauerkopf geradezu zur Obsession.

Verantwortlich dafür ist das Geschick des iranisch-schwedischen Regisseurs Ali Abbasi, nicht nur verschiedene Spezies, sondern auch verschiedene Filmgenres und das Realistische neben dem Fantastischen koexistieren zu lassen. Darin, wie Tina nach einem harten Arbeitstag müde ihre Schuhe aneinander abstreift, findet sich mancher selbst wieder. Aber ist es nicht umgekehrt anmaßend zu erwarten, dass sich Tina so verhält, wie es unserer Art nützt? Dieses brillante, bizarre Stück Kino streitet für das Recht, anders zu sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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