Der katholische Priester Benoit (Guillaume de Tonquédec, vorn), der ehemalige Rabbi Samuel (Jonathan Cohen, Mitte) und der angebliche Imam Moncef (Ramzy Bedia, hinten) bilden die überkonfessionelle Band "Koexistenz".
Eine Sakro-Pop-Band aus Vertretern von Judentum, Christentum und Islam ruft zur Versöhnung auf, der Komödie darüber fallen nur peinliche Witze ein.

Ein Lied in Gottes Ohr

KINOSTART: 26.07.2018 • Komödie • F (2017) • 90 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Coexister
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
F
Laufzeit
90 Minuten

Filmkritik

Respekt, wo bist du?
Von Andreas Günther

Hier geht's zur Brüllwitz-Ökumene: Ein Priester, ein Rabbi und ein angeblicher Imam unterbieten einander in niveaulosen Schmähungen, die scherzhaft gemeint sein sollen.

Die Gutmenschen-Töne sind der Lichtblick von "Ein Lied in Gottes Ohr". Eine Band mit Angehörigen der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam besingt "Zusammenleben", das "Lieben lernen", die Überwindung der Vorurteile. Sie wollen die Risse kitten, die in Frankreich zwischen den Konfessionen klaffen. Bei ihren Auftritten entzückt Priester Benoit (Guillaume de Tonquédec) mit hoher Stimmlage, der ehemalige Rabbi Samuel (Jonathan Cohen) mit Tanzeinlagen und der angebliche Imam Moncef (Ramzy Bedia) gibt Schmalz hinein. Einiges ist in diesem Film auch wirklich komisch. "Bist du jüdisch?", fragt Samuel eine begeisterte Konzertbesucherin, küsst sie und sagt:"Na, jetzt bist du's!" Oder die Reaktion der eifersüchtigen Produktionsmitarbeiterin Sabrina (Audrey Lamy), die eine andere Besucherin wegen ihrer Annäherungsversuche gegenüber Benoit wüst beschimpft. Der große Rest dieser angeblichen Komödie suhlt sich in peinlicher Vulgarität.

Mit der Band "Koexistenz", wie das Religions-Trio heißt, versucht Musikproduzent Nicolas (Fabrice Eboué) in die Erfolgsspur zurückzukehren. Der Konzern, zu dem sein Label gehört, setzt ihn mächtig unter Druck. Aber Kandidaten für den dringend gebrauchten Knüller gibt es wenige. Der schwule Gangsta-Rap aus der Vorstadt ist einfach zu martialisch, die Bikini-Pop-Interpretinnen zu jung. Die vage Erinnerung seiner Mitarbeiterin Sabrina an singende Rabbiner bringt ihn zu Samuel. Doch der steckt in der Krise, seit er eine Beschneidung blutspritzend vermurkst hat.

Als Sabrina den Priester Benoit aufstöbert, reift in Nicolas die Idee einer interkonfessionellen Band, die in einer scheinbar allgegenwärtigen Atmosphäre des Hasses gute Botschaften verbreitet. Zur Not muss der versoffene Herz-Schmerz-Sänger Moncef eben den Imam geben. Samuels Widerstand gegen das Vorhaben schwindet und bald erobert die Formation die Konzert-Bühnen des ganzen Landes. Nur verstärken sich während der Tournee die weltanschaulichen Spannungen zwischen den neuen Stars so extrem, dass ein Auseinanderbrechen unvermeidlich scheint.

Das Heilige und das Profane stehen sich zumindest in der christlichen Kunst manchmal sehr nahe. In der "Göttlichen Komödie", der wahrscheinlich wichtigsten Dichtung des Christentums, ist die Hölle mit furzenden Teufeln bevölkert. Das könnte milde stimmen gegenüber "Ein Lied in Gottes Ohr", zumal es sich ja dabei bloß um Unterhaltung handelt. Aber auch die kann Qualität vertragen.

Immer tiefer unter die Gürtellinie

Regisseur, Autor und Nicolas-Darsteller Fabrice Eboué nutzt das Recht aufs Profane, die Entweihung und Entwürdigung, als Freifahrtschein für den zotigen Schenkelklopfer-Humor um jeden Preis. Das Erstaunen seines Nicolas, dass seine zornige Frau Fellatio als Seitensprung begreift, ist weniger ein gelungener Gag als generelle Richtungsanzeige: Minute für Minute geht es tiefer unter die Gürtellinie und nach oben nur noch dann, wenn Benoit zynisch über gelbe Judensterne ulkt.

Entlang dieser Marschrichtungen sucht Eboué das Ergötzliche darin, dass seine Sakro-Pop-Barden sich abseits der Bühne möglichst deftig wechselseitig herabsetzen. Das jüdische Mitglied muss dabei bezeichnenderweise am meisten einstecken. Ein scheinbar hehres Anliegen erfährt eine verstörende inszenatorische Umsetzung. Versöhnung pervertiert zur Kraftprobe der Schmähung, Toleranz zur Geduldsprobe der Demütigung, Witz zur Waffe der Erniedrigung. Respekt, wo bist du?

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Neu im kino

13 Steps – Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses (2024)
13 Steps – Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
The Outrun (2024)
The Outrun
Drama • 2024
prisma-Redaktion
A Different Man (2024)
A Different Man
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Vaiana 2 (2024)
Vaiana 2
Animation • 2024
prisma-Redaktion
Emilia Pérez (2024)
Emilia Pérez
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Der Vierer (2024)
Der Vierer
Komödie • 2024
Shambhala (2024)
Shambhala
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Milchzähne (2024)
Milchzähne
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Konklave (2024)
Konklave
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Des Teufels Bad
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Gladiator II (2024)
Gladiator II
Action • 2024
prisma-Redaktion
Die Witwe Clicquot (2024)
Die Witwe Clicquot
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Red One – Alarmstufe Weihnachten
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Red Rooms – Zeugin des Bösen (2024)
Red Rooms – Zeugin des Bösen
Krimi • 2023
prisma-Redaktion
Alter weißer Mann
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Riefenstahl
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Woodwalkers (2024)
Woodwalkers
Familienfilm • 2024
prisma-Redaktion
The Room Next Door
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Venom: The Last Dance
Actionfilm • 2024
prisma-Redaktion
In Liebe, eure Hilde
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Apprentice – The Trump Story
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Hagen – Im Tal der Nibelungen
Fantasy • 2024
prisma-Redaktion
Super/Man: The Christopher Reeve Story
Dokumentarfilm • 2024
Thelma – Rache war nie süßer
Abenteuer • 2024
Der Buchspazierer
Komödie • 2024
Terrifier 3
Terrifier 3
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Joker: Folie à Deux
Drama • 2024
Die Schule der magischen Tiere 3
Komödie • 2024
Megalopolis
Drama • 2024
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS

Roger Bart im Porträt: Infos zur Karriere, zum Werdegang und Privates.
Roger Bart
Lesermeinung
Jung und gefragt: Saoirse Ronan.
Saoirse Ronan
Lesermeinung
Auch auf der Bühne ein Großer: Samuel Finzi.
Samuel Finzi
Lesermeinung
Fiel als Bond-Girl in "Casino Royale" auf: Eva Green.
Eva Green
Lesermeinung
Hat auch schon als Theaterdarsteller reichlich Erfahrung gesammelt: Sean Bean.
Sean Bean
Lesermeinung
Schauspieler Ewan McGregor.
Ewan McGregor
Lesermeinung
Schauspieler mit Parkinson-Erkrankung: Michael J. Fox
Michael J. Fox
Lesermeinung
Sunnyboy und Oscar-Preisträger aus Wales: Christian Bale.
Christian Bale
Lesermeinung
Al Pacino im Jahr 2022.
Al Pacino
Lesermeinung
Der Kinohit "Ziemlich beste Freunde" machte ihn berühmt: Omar Sy.
Omar Sy
Lesermeinung
Kenneth Branagh beherrscht jedes Genre
Kenneth Branagh
Lesermeinung
Tom Holland - ein Typ von nebenan.
Tom Holland
Lesermeinung
War das Sexsymbol der Fünfziger: Anita Ekberg.
Anita Ekberg
Lesermeinung