Istanbul im Herbst 1955: Im dem westlich geprägten Stadtteil Beyoglu macht sich die angespannte innenpolitische Lage bemerkbar, denn täglich sind die Nicht-Muslime den Anfeindungen radikaler türkischer Nationalisten ausgesetzt. In dieser Lage verliebt sich der aus gutem Hause stammende Behcet, der als Assistent an der juristischen Fakultät in Istanbul arbeitet und eigentlich bald seine Verlobte Nemika heiraten soll, in seine schöne Nachbarin, die griechisch-stämmige Prostituierte Elena, die er heimlich beobachtet. Das bleibt dieser natürlich nicht verborgen ...
Regisseurin Tomris Giritlioglu verarbeitet in ihrem gelungenem Mix aus Politdrama und Liebesgeschichte nach dem Roman von Yilmaz Karakoyunlu ein erschütterndes Kapitel türkischer Geschichte. In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955 kam es in Istanbul und weiteren Städten zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen nicht muslimische Mitbürger und ihr Eigentum. Besonders betroffen waren die griechische Minderheit und Juden, die seit Jahrhunderten in der Türkei lebten. Die Vorgänge, die viele Tote und Schwerverletzte forderten, gingen später als "Pogrom von Istanbul" in die Geschichte ein. Diese Vorgänge nutze Giritlioglu als politische Ausgangslage, in der sie Geschichte einer Liebe ansiedelt, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist. Von dem Hauptdarsteller-Gespann Murat Yildirim und Beren Saat gut gespielt, ist dies eine wichtige wie mutige Regiearbeit, von der man gerne mehr im zeitgenössischen türkischen Kino sehen würde.
Foto: Kinostar