Foodbloggerin Miki (Seiko Matsuda) zeigt Masato (Takumi Saitoh) die vielfältige Küche von Singapur.
"Ramen Shop" ist der perfekte Film für alle, die gutes Essen und gute Geschichten lieben

Ramen Shop

KINOSTART: 06.06.2019 • Drama • SG / JP / FR (2018) • 90 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Ramen Teh
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
SG / JP / FR
Laufzeit
90 Minuten

Filmkritik

Verzeihen geht durch den Magen
Von Sven Hauberg

Man ist, was man isst, weiß der Volksmund. Und wie so oft, hat er natürlich recht. Aber nicht nur, weil die Lebensmittel, die man zu sich nimmt, verstoffwechselt und so Teil des eigenen Körpers werden. Essen, das ist auch Erinnerung, die sich einbrennt in die Seele – oder, etwas profaner ausgedrückt: die gespeichert wird im limbischen System, als Aufzeichnung von Erregung. Essen, das mit schönen Erlebnissen verbunden wird – jenes Nudelgericht beim ersten Date etwa -, das schmeckt eben besonders gut. Genau davon handelt der Film "Ramen Shop" des aus Singapur stammenden Regisseurs Eric Khoo.

Bak Kut Teh heißt jenes Gericht, das für Hauptfigur Masato (Takumi Saitoh) mit solch einer Bedeutung aufgeladen ist. In der deutschen Übersetzung wird aus Bak Kut Teh "Rippchensuppe", auch wenn in dem Wort eigentlich noch der Tee steckt, der nach der Mahlzeit getrunken wird. In Singapur, so lernt der Zuschauer, ist Bak Kut Teh so etwas wie ein Nationalgericht – das, was für den Bayern der Schweinebraten und für den Wiener das Schnitzel ist. Die Zubereitung, das zeigt der Film in genießerischen Bildern, ist ein wahrer Kraftakt, der stundenlanges Köcheln erfordert.

Masato arbeitet zu Beginn des Films noch in einem kleinen Nudelrestaurant in Japan, in dem sein Vater Ramen serviert. Die Weizennudeln, die in Zehntausenden japanischen Schnellimbissen serviert werden, kamen einst aus China in den Inselstaat. Heute sind sie dort Nationalgericht – "Ramen Shop" zeigt schön, welch vielschichtige Geschichten wirklich hinter Gerichten stecken, die Nationen oftmals für sich allein reklamieren.

Masato also ist Ramen-Experte, weiß alles über die Nudeln, aber nur wenig über sich selbst und seine Herkunft. Als sein Vater überraschend stirbt, entdeckt er in dessen Nachlass alte Briefe, die ihn nach Singapur führen. In dem Stadtstaat trifft der zurückhaltende Masato auf seinen Onkel Wee (Mark Lee), den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Wee ist ein etwas grobschlächtiger Typ, so ganz anders als der feinsinnige Masato. Aber die beiden Männer teilen dieselbe Leidenschaft, das Kochen nämlich. Und als sie dann gemeinsam am Herd stehen, werden bei Masato Erinnerungen wach an seine Zeit als Kind, die er in Singapur verbracht hat.

Regisseur Eric Khoo gilt als Vater des modernen Singapur-Kinos, der von seinem Heimatland bereits mit sechs Filmen (wenn auch erfolglos) ins Oscar-Rennen geschickt wurde. In "Ramen Shop" erzählt er nicht nur vom Essen, sondern auch von der komplizierten Geschichte Singapurs, das einst britische Kolonie war und im Zweiten Weltkrieg in die Hände der Japaner geriet. So wird Masatos Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte auch eine Beschäftigung mit der blutigen japanischen Vergangenheit – Tausende Menschen starben während der kurzen Besatzung Singapurs. In einer erschütternden Szene lässt "Ramen Shop" eine Zeitzeugin zu Wort kommen, die miterleben musste, wie ein japanischer Soldat in den 40er-Jahren ein Baby bestialisch ermordete. In Japan ist dieses Kapitel der eigenen Geschichte bis heute tabu. Dass man manches aber verzeihen muss und dass dabei ein gutes Essen durchaus dienlich ist, das ist die schlichte, aber schöne Botschaft von "Ramen Shop".

Vor allem aber ist "Ramen Shop" ein sinnlicher Film in der Tradition von Ang Lees "Eat Drink Man Woman". Da wird mit einer Hingabe geschnippelt, gebraten und gedünstet, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Ganz wichtig also: Für unmittelbar nach dem Kinobesuch sollte man sich einen Platz in einem guten asiatischen Restaurant reservieren. In einem, das mehr auf der Speisekarte stehen hat als Hühnchen süß-sauer, versteht sich.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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