Aus eigener Kraft hat es Gertrud geschafft: Nach Flucht und Vertreibung hat sie in ihrem Heimatdorf einen beachtlichen Bauernhof aufgebaut. Nach dem Großbauern Heinemann ist sie die reichste Bäuerin im Dorf. Aber die Zeit steht nicht still. Moderne Maschinen müssen auf den Feldern eingesetzt werden, will man die Erträge weiter steigern. Die Kollektivierung beginnt. Funktionäre aus der Stadt fordern die Bauern zur Genossenschaftsbildung auf. Gertrud ist empört und macht aus ihrer Meinung keinen Hehl. Wofür hat sie sich abgerackert, wenn sie jetzt wieder alles hergeben und mit den weniger Fleißigen und Erfolgreichen teilen soll? Dabei wächst ihr die Arbeit schon jetzt über den Kopf. Die beiden adoptierten Kinder gehen eigene Wege. Sohn Stefan begeistert sich für die neue Landtechnik und wird Lehrling auf der Maschinenausleihstation des Ortes. Mala hat einen Bräutigam und will Kindergärtnerin werden. Und Willi Heyer, der Mann, den Gertrud liebt, wurde auf einen Posten in die Stadt abberufen. Nachdem er erfahren hat, dass Gertrud ihren verschollenen Ehemann Kalluweit für tot erklären lassen will, möchte er ihr einen Heiratsantrag machen. Da taucht plötzlich Kalluweit, der die ganze Zeit geglaubt hat, Gertrud sei tot, aus Westdeutschland auf. Er versucht, sie zu überreden, mit ihm zu gehen, jetzt, da ihr Land sowieso bald wieder enteignet werde. Sein Ansinnen bewirkt, was Willi Heyer mit seiner geschulten Argumentation nicht geschafft hat: Gertrud wird zur glühenden Anhängerin der Kollektivierung. Die Bauern tragen ihr den Vorsitz der neu gegründeten Genossenschaft an. So plötzlich wie Emil Kalluweit trifft auch ein gewichtiger Brief aus Polen ein. Stefans leibliche Mutter fordert ihren Sohn zurück. Sie konfrontiert Gertrud mit schweren Anschuldigungen. Was ist damals wirklich geschehen? Innerlich zerrissen muss Stefan Abschied nehmen, und auch Mala stellt nun Fragen nach ihrer Herkunft ...
Mit prominenter Besetzung inszenierte Martin Eckermann diesen ambitionierten TV-Fünfteiler, der das Schicksal der Bäuerin Gertrud - hervorragend verkörpert von Ursula Karusseit - zeigt und gleichzeitig das Kriegsgeschehen, Flucht und Vertreibung, die sowjetische Besatzung und die frühe Geschichte der DDR behandelt. Am Drehbuch arbeitete der ehemalige Förster Helmut Sakowski (1924-2005) mit, der in der DDR zu den beliebtesten Schriftstellern und Autoren zählte und in seinen Werken das ländliche Leben schilderte. Da Sakowski auch Politiker und Kulturfunktionär war, ist das Werk allerdings nicht frei von propagandistischem Einschlag. Kurz vor seinem Tod brachte Sakowski eine Romanfassung des Fernsehfilms heraus.
Foto: Filmmuseum Potsdam/Waltraud Denger