Schon in seiner Spielfilm-Hauptrolle "Türkische Früchte" (1973) war der Niederländer Rutger Hauer als Anhalter unterwegs. Doch bevor er als "Hitcher, der Highwaykiller" (1985) Hollywood in Angst und Schrecken versetzte, musste er viele Umwege (z.B. über Deutschland) in Kauf nehmen.
Im Alter von 15 Jahren heuerte Hauer auf einem Schiff an und fuhr zur See. Erst nach vielen Gelegenheitsjobs trat er in die Fußstapfen der schauspielernden Eltern. Nach dem Abschluss einer Schauspielschule zog er mit einem Tourneetheater über die Dörfer und nahm die Titelrolle in der 12-teiligen TV-Serie "Floris Van Rozemond" an. Während der Dreharbeiten lernte der Regisseur Paul Verhoeven den jungen Darsteller schätzen und verpflichtete ihn 1973 für "Türkische Früchte". Seitdem drehte Hauer mehrere Filme mit Verhoeven ("Das Mädchen Keetje Tippel" - 1975, "Der Soldat von Oranien" - 1978, "Spetters" - 1980 und "Flesh & Blood" - 1985) und arbeitete ferner u. a. mit Fons Rademakers ("Max Havelaar" - 1976), Harry Kümel, Jack Gold und Nicolas Roeg, teilweise mit recht bekannten Kollegen wie Michelle Pfeiffer, Kathleen Turner, Harrison Ford, Timothy Dalton, John Gielgud, Gene Hackman, Theresa Russell, Burt Lancaster und Dennis Hopper.
Nach seiner ersten Leinwand-Hauptrolle wurde Hauer auch über die niederländischen Grenzen hinaus bekannt, obwohl die ihm angeboten Rollen teilweise sehr zu wünschen übrig ließen: Er spielte beispielsweise auch Liebhaber in deutschen Softpornos wie "Griechische Feigen" und "Pusteblume", hatte eine Bettszene mit Vera Tschechowa in "Das Amulett des Todes". Doch die kleinen Rollen gaben ihm immerhin auch die Chance, mit Sidney Poitier und Michael Caine ("Die Wilby-Verschwörung") vor die Kamera zu treten.
Seine bis dato besten Darstellungen gab er in Verhoevens Filmen und mit "Soldaat Van Oranje" kam der gewünschte Durchbruch. In seiner ersten Hollywood-Produktion ("Nachtfalken" - 1980) spielte er zwar noch einen fiesen niederländischen Terroristen, doch spätestens seit seiner brillanten Darstellung eines Androiden in Ridley Scotts "Blade Runner" (1982) gehört er - zumindest in Fachkreisen - zu den ganz Großen. Obwohl er gute Action-Filme mochte, ließ er sich nicht auf dieses Genre festlegen und verkörperte beispielsweise in der TV-Produktion "Inside The Third Reich" (1982) den Nazi Albert Speer, drehte mit Ermanno Olmi "Die Legende vom heiligen Trinker" (1988), spielte neben Madonna in der Komödie "Bluthunde am Broadway" (1989) und an der Seite von Nastassja Kinski in "Diese vitale Wut" (1989), Lina Wertmüllers Film über AIDS und die Medien.
Für die dreistündige CBS-Produktion "Flucht aus Sobibor" (1987) erhielt er den Golden Globe als bester Nebendarsteller - der Oscar blieb ihm verwehrt. Vor allem vom Publikum wurde Hauer aber in der Rolle des (manchmal psychopathischen) Einzelkämpfers geschätzt. Nach mehr als 70 Filmen wollte Hauer in "Rainville Paradise" nicht nur Vincent Van Gogh (Aha! Mal wieder ein psychopathischer Einzelgänger) spielen, sondern auch zum ersten Mal selbst Regie führen. Doch das Projekt kam nicht zu Stande.
Am 19. Juli starb Hauer im Alter von 75 Jahren in seiner Heimat Beetsterzwaag.
Weitere Filme mit Rutger Hauer: "Monsieur Hawarden" (1968), "The Pathfinders" (1972, TV-Serie), "Repelsteeltje" (1973, eine niederländische "Rumpelstilzchen"-Variante), "Het jaar van de creeft", "La donneuse" (beide 1975), "Pastorale '43", "Mysteries" (beide 1978), "Es begann bei Tiffany", "Duel in de diepte" (TV-Serie), "Outsider in Amsterdam", "Eine Frau zwischen Hund und Wolf" (alle 1979), "Einzigartige Chanel" (1981), "Eureka", Sam Peckinpahs "Das Osterman Weekend" (beide 1983), "Die Brut des Adlers" (1984) mit Kathleen Turner, "Der Tag des Falken" (1985) mit Michelle Pfeiffer, "Gesucht: Tod oder lebendig" (1986), "Kampf der Besten", Phillip Noyce' "Blinde Wut" (beide 1988), "Das Gesetz der Wüste" (1990), "Wedlock", "Ohne jede Reue" (beide 1991), "Beyond Justice", "Buffy, der Vampirkiller", "Split Second" (alle 1992), "Arctic Blue - Durch die weiße Hölle", "Blind Side - Straße in den Tod", "Kreuzfahrt ins Jenseits", "Surviving the Game - Hetzjagd durch die Hölle" (alle 1993), die Robert Harris-Verfilmung "Vaterland", "Nostradamus", "Death Connection", "Aussichtslos", "Amelia Earhart - Der letzte Flug" (alle 1994), "Space Defender", "Lexx - The Dark Zone III: Karussell des Todes", "Mr. Stitch" (alle 1995), "Omega Doom", "Mariette in Ecstasy", "Terror Blast", "Das Geheimnis des roten Rings", "Crossworlds - Dimension der Unendlichkeit", "Hemoglobin", "Knockin' On Heaven's Door", "Ruf der Wildnis" (alle 1996), "Death Line", "Im Fahrwasser des Todes", "Top Jets - Angriff aus den Wolken" (alle 1997), "Bone Daddy - ... Bis auf die Knochen", "Merlin" (beide 1998), "Simon Magus", "New World Disorder - Das Killerprogramm", "Partners In Crime", "Das zehnte Königreich" (1999), "Bad Boys Hunting", "Lying In Wait" (beide 2000), "Turbulence 3: Heavy Metal", "The Room", "Jungle Juice", "Flying Virus" (2001), "I Banchieri di Dio", "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind", "Warrior Angels", "Scorcher" (alle 2002), "In the Shadow of the Cobra", "Dracula II: Ascension", "Der Venedig-Code", "Salem's Lot" (alle 2004), "Minotaur", "Sin City", "Batman Begins", "Der Poseidon-Anschlag", "Dracula III: Legacy" (alle 2005), "Goal 2" (2006), "Happiness Runs" (2010),"The Rite - Das Ritual", "Die Mühle und das Kreuz" (2011), "Agent Ranjid rettet die Welt" (2012).