Sally Alexander (Keira Knightley) ist 1970 in London eine Exotin: Die junge Dame ist Mutter, geschieden - und will studieren.
"Die Misswahl - Beginn einer Revolution" ist ein Feelgood-Movie, das den Kampf gegen Sexismus und Rassismus unterhaltsam verpackt, ohne an Relevanz zu verlieren.

Die Misswahl - Beginn einer Revolution

KINOSTART: 01.10.2020 • Komödie • GB/F (2020) • 107 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Misbehaviour
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
GB/F
Einspielergebnis
1.073.290 USD
Laufzeit
107 Minuten

Filmkritik

Protest mit guter Laune
Von Andreas Fischer

Aus einem gesellschaftlich relevanten Thema einen Wohlfühlfilm machen, das kann niemand so gut wie die Briten: In "Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution" kämpfen Keira Knightley und Jessie Buckley 1970 bei der Wahl zur "Miss World" gegen das sexistische Patriarchat.

Subtilität ist nicht die Stärke von "Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution". Im Gegenteil, der Film ist geradeheraus, ein wütender Aufschrei gegen Sexismus. Das wird gleich zu Beginn klar, als sich Sally Alexander (Keira Knightley) 1970 in London um einen Studienplatz bewirbt. Als Frau! Als geschiedene Mutter eines Kleinkindes! Das passt in den Köpfen der Herren im Auswahlgremium nicht zusammen. Die machen sich lieber Notizen, wie heiß sie die Kandidatin finden. Studieren darf sie dann zwar trotzdem, hat aber bald genug von der alltäglichen Fleischbeschau und beschließt zusammen mit einer Handvoll Mitstreiterinnen, die Wahl zur "Miss World" zu sabotieren.

Dort macht Moderator Bob Hope (Greg Kinnear) schlechte Witze, und dort werden die Kandidatinnen von vorne und hinten in Augenschein genommen, als wären sie Vieh auf dem Marktplatz, was in einer simplen, aber wirkungsvollen Szene gezeigt wird. "Die internationale weibliche Perfektion treibt den männlichen Puls weiter in die Höhe als je zuvor", kommentiert die BBC, bevor die Frauenbewegung das live übertragenen weltweite TV-Ereignis mit Rasseln und Mehlbomben platzen lässt.

Regisseurin Philippa Lowthorpe führt ihren hochkarätig besetzten Film mit lockerem Pinselstrich und unterhaltsamen Dialogen zum Höhepunkt. Sie erzählt die wahre Geschichte zwar mit einigen Freiheiten und in kurzweilig-amüsanten Szenen, trifft dabei aber einen angemessenen Ton und schafft es, verschiedene Themen zu einem komplexen Zeitgeist-Porträt zu bündeln.

Die sexistischen Strukturen sind in der Gesellschaft verankert, bis hinein in die Familie. Die wichtigen Konversationen finden dann auch zu Hause statt, wo Sally von ihrer Mutter die inneren Zwänge des perfiden patriarchalischen Systems erklärt bekommt und sich entscheiden muss, welches Opfer sie zu bringen bereit ist.

Während die besonne Sally und die impulsive Jo (Jessie Buckley) gegen den strukturellen Chauvinismus kämpfen, müssen sich die Kandidatinnen der "Miss World"-Wahl mit rassistischer Diskriminierung auseinandersetzen. Auch sie führen einen Kampf, nur auf der anderen Seite: Am Ende des Films trifft Sally die erste dunkelhäutige "Miss World" (Gugu Mbatha-Raw) auf der Damentoilette. Und die freut sich, dass sie trotz aller Turbulenzen gewonnen hat, weil viele schwarze Mädchen endlich wissen, dass sie nicht weiß sein müssen, um als schön zu gelten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Schlagfertig und charmant: Greg Kinnear
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