Hat er etwas im Auge? Ist es das Gras, das dieser Wahnsinnige aus Amerika mit nach Polen geschmuggelt hat? Oder vielleicht doch ... echter Schmerz? Wenn die Tränendrüse drückt, kennt Benji Kaplan (Kieran Culkin) jedenfalls keine Zurückhaltung. Ein Herzensmensch, aber irgendwie auch ein ziemlich anstrengender Typ. Sein Cousin David (Jesse Eisenberg) lernt ihn in "A Real Pain" von seinen besten, aber auch von seinen schlechtesten Seiten kennen – und umgekehrt.
"A Real Pain", der Titel wirkt für ein deutsches Publikum wohl ziemlich seltsam. Manche denken vielleicht an den englischen Begriff "pain in the ass", der oftmals Anwendung findet, wenn einem etwas ordentlich auf die Nerven geht. So ein echter Schmerz im Arsch wäre dann wohl auch der recht laute, allgemein ungenierte Benji Kaplan, zumindest für seinen eher zurückhaltenden, besonnenen Cousin David. "Eigentlich liebe ich ihn", erklärt Letzterer in einer Szene des Films völlig frustriert. "Und ich hasse ihn." Die zwei Cousins sind in jedem Fall grundverschiedene Persönlichkeiten, und der Trip, auf den sie sich begeben, wird für beide zu einer großen Herausforderung.
Ausgedacht hat sich die Geschichte Jesse Eisenberg, der mit "A Real Pain" seinen zweiten Film als Regisseur und Autor präsentiert (nach "When You Finish Saving The World", 2022) und dabei erstmals auch eine Hauptrolle übernimmt. Selbst einer Familie mit polnisch-jüdischen Wurzeln entstammend, erzählt er in seiner neuen Tragikomödie von zwei sehr ungleichen Cousins, die gemeinsam nach Polen reisen, um ihre kürzlich verstorbene Großmutter zu würdigen. Dabei spielen auch der Zweite Weltkrieg und der Holocaust eine nicht unerhebliche Rolle. Ernste, seriöse Sachen sind das, und zwischendurch zündet Benji eben ab und zu mal einen Joint an.
Als Schauspieler hat Jesse Eisenberg sein Können in den letzten gut 20 Jahren immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Nach "When You Finish Saving The World" zeigt er jetzt auch mit "A Real Pain" wieder, dass zudem ein sehr begabter Filmemacher in ihm steckt. Der Film erntete nach der Premiere beim "Sundance Film Festival" eine Menge Lob; bei den Golden Globes war Eisenberg unter anderem in der Kategorie "Bestes Drehbuch" nominiert. Der größte Trumpf dieses Films ist aus Sicht vieler Experten aber Eisenbergs Co-Star Kieran Culkin – er gewann bei den Golden Globes den Preis als bester Nebendarsteller.