Vier Frauen, drei Generationen, eine komplizierte Familie (von links): Viola (Luise von Finckh), Mutter Doris (Olivia Grigolli), Mascha (Marie Rosa Tietjen) und Oma Uschi (Marlen Diekhoff).
Das Regiedebüt von Julia Ziesche "Wann endlich küsst du mich?" vermag insgesamt nicht zu überzeugen.

Wann endlich küsst du mich?

KINOSTART: 28.09.2017 • Drama • D (2015) • 90 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2015
Produktionsland
D
Laufzeit
90 Minuten

Filmkritik

Wann endlich ist der Film zu Ende?
Von Gabriele Summen

Regiedebütantin Julia Ziesche schafft es mit ihrer überkonstruierten Tragikkomödie "Wann endlich küsst du mich?" nur selten über Vorabendserien-Niveau heraus.

"Wann endlich küsst Du mich?" schreibt Mascha (Marie Rosa Tietjen) in großen Lettern auf den Gehsteig vor dem Haus ihres Ex-Freundes (Joel Ameloot). Sie hat ihn zwar verlassen, doch nun hätte sie ihn gern wieder. Vor wenigen Tagen gab sie ihm noch mit den Worten: "Ich habe das Gefühl, dass der Halt, den Du mir gibst, mich bremst" den Laufpass. Um sich besser auf ihre Masterarbeit konzentrieren zu können. Dumm nur, das zu Hause, im Leben der Mutter und der Schwester, auch alles aus dem Ruder läuft. Willkommen in der kompliziert-gestörten Lebenswelt der Frauen der Familie Rosemeyer, einer Kopfgeburt der Regiedebütantin Julia Ziesche.

Wie in einer schlechten TV-Soap

Doris (Olivia Grigolli) wähnt sich endlich am Ziel ihrer Träume: Mit 48 Jahren bekommt die Schauspielerin, die ihre beiden Töchter unter großen Entbehrungen weitgehend allein groß gezogen hat, endlich die Chance, die Hauptrolle in einer Fernsehserie zu spielen. Die Rolle einer hochrangigen Politikerin wurde ihr von Thomas (Alex Brendemühl), dem Stiefvater ihrer Kinder, auf den Leib geschrieben. Doch dann erhält Doris von ihrer Frauenärztin eine schockierende Nachricht: Sie ist noch einmal schwanger geworden!

Während ihr Gatte sich wahnsinnig auf das gemeinsame Baby freut, sogar ohne Doris' Wissen das Drehbuch entsprechend umschreibt, will Doris das Kind eigentlich auf keinen Fall behalten. Wie in einer schlechten TV-Soap wird aber zeitgleich auch noch ihre minderjährige Tochter Viola (Luise von Finckh) von ihrem nervig verstockten Freund Jo (Dennis Mojen) schwanger.

Im Gegensatz zu ihrer dauergestressten Mutter, die erschreckend wenig Einfühlungsvermögen für ihre Töchter aufbringt, glaubt die 16-Jährige zunächst, ihre Zukunftspläne auch mit Baby problemlos umsetzen zu können: Wie die Mama will sie Schauspielerin werden. Doch nach und nach erkennt sie, dass der unreife Vater ihres Kindes nicht wirklich zu ihr steht – und sie letztlich mit dem Säugling alleine dastünde. Die berührende Kneipen-Szene, in der sie dies letztgültig begreift, gehört zu den wenigen gut geschriebenen und inszenierte in diesem recht blutleeren Film.

Schwerfälliges und spannungsarmes Drehbuch

Zwei Generationen von Frauen, zwei ungewollte Schwangerschaften, eine quälend zähe Familienkonstellation – das über weite Strecken schwerfällige und spannungsarme Drehbuch von Julia Ziesche hätte dringend noch einer Überarbeitung bedurft. Auf der anderen Seite beweist die Jungregisseurin Talent bei der Schauspielerführung und eine gewisse Originalität bei der Inszenierung. Hervorzuheben sind dabei eine Handvoll verspielte, irreal wirkende Begebenheiten, sowie immer wieder eingeschobene Frontalaufnahmen der leidgeprüften Pärchen. Zwar bremsen diese den ohnehin zähen Erzählfluss noch mehr, schenken der Tragikkomödie jedoch immer mal wieder eine gewisse Leichtigkeit, die sie dringend benötigt.

Auch die Cutterinnen Daniela Hoelzgen und Gloria Zettel tragen durch einfallsreiche Montagen dazu bei, dass man trotz des bleischweren Beziehungsreigens, in dem alle Männerfiguren befremdlich blass bleiben, bis zum bittersüßen Ende dranbleibt. So denkt man zwar gelegentlich boshaft: "Wann endlich ist der Film zu Ende?", ist aber dennoch gespannt auf den nächsten Film der jungen Regisseurin. In der Hoffnung, dass sie einen Co-Autor zurate zieht und mehr ihren versponnenen Neigungen folgt.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

News zu

BELIEBTE STARS

Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
Tanja Wedhorn
Tanja Wedhorn
Lesermeinung
Auch auf der Bühne ein Großer: Samuel Finzi.
Samuel Finzi
Lesermeinung
Götz George in seiner Erfolgsrolle als TV-Kommissar Schimanski.
Götz George
Lesermeinung
"Kung-Fu-Macher" mit Weltkarriere: Jacki Chan
Jackie Chan
Lesermeinung
Erol Sander wurde in Istanbul geboren und lebte zeitweise in Frankreich.
Erol Sander
Lesermeinung
Stand für die großen Regisseure vor der Kamera: John Turturro.
John Turturro
Lesermeinung
Das könnte eine Spur sein! Robert Atzorn (r.) mit Tilo Prückner
Tilo Prückner
Lesermeinung
In Film und Fernsehen erfolgreich: Gabriel Byrne
Gabriel Byrne
Lesermeinung
Preisgekrönter Charakterkopf: Michael Gwisdek.
Michael Gwisdek
Lesermeinung
Schauspieler und "Tatort"-Star Axel Prahl.
Axel Prahl
Lesermeinung
Der Mann mit dem Schnauzbart: Tom Selleck.
Tom Selleck
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung