Wolfgang Petersen war das Genie unter den deutschen Nachkriegsregisseuren. In Hollywood gehörte er zu den Top-Regisseuren, die ein Recht auf den "Director's Cut" (das letzte Sagen über den Film) haben. Das steht sonst nur den Bossen der Filmgesellschaften zu. In Deutschland ärgerte sich Petersen über Kabelträger und Kulissenschieber, die nur eins im Kopf haben: Ihre gewerkschaftlich verbürgten Pausen und Überstundenvergütungen.
Petersen machte in den Siebziger Jahren den "Tatort" zur Institution (Klaus Schwarzkopf war sein Kommissar) und inszenierte folgerichtig auch den noch heute (trotz "Schimanski") berühmtesten "Tatort" aller Zeiten: "Tatort - Reifezeugnis" mit der seinerzeit 16-jährigen Nastassja Kinski und Christian Quadflieg. Er setzte die Ideen von Drehbuchautor Wolfgang Menge in mehreren Filmen kongenial um ("Smog", "Vier gegen die Bank"), und fand im jungen Jürgen Prochnow den idealen Darsteller für so unterschiedliche Filme wie "Die Konsequenz" (Homosexuellen-Drama) und "Das Boot" (Kriegsdrama).
In Amerika hatte es Petersen lange Zeit schwer. Sein "Tod im Spiegel" (mit Greta Scacchi und Tom Berenger) war zwar ein famoser kleiner Hitchcock, doch wurde er von der Produktionsgesellschaft um zehn Filmminuten verstümmelt. Doch mit "In the Line of Fire - Die zweite Chance" (Clint Eastwood, Rene Russo) und "Outbreak - Lautlose Killer" drehte sich Petersen auch in Hollywood ganz nach oben. "Air Force One" lief 1997 mit großem Erfolg (über 200 Millionen Dollar Einnahmen). Ein Flop dagegen war "Der Sturm" (2000) und 2004 kam der Sandalenfilm "Troja" in die Kinos.
Petersen stammt aus Emden in Ostfriesland, das als Herkunft eher mittelprächtiger Komiker wie Otto oder Karl Dall bekannt ist, wo aber auch die Wiege der Marx-Brothers stand (in Dornum). Petersens größtes unter vielen Talenten war sein magisches Geschick, den spannenden Augenblick - den Thrill - aus einer dramatischen Situation herauszukitzeln. Am 12. August starb Petersen in seiner Wahlheimat Los Angeles mit 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkreb.