Kultur muss sein: Sozialarbeiterin Isabelle (Agnès Jaoui, dritte von rechts) geht mit ihren Schützlingen ins Theater.
"Die Kunst der Nächstenliebe" erzählt von einer überengagierten Frau, die anderen hilft, ihre eigene Familie aber vernachlässigt.

Die Kunst der Nächstenliebe

KINOSTART: 30.01.2020 • Tragikomödie • F (2018) • 104 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Les Bonnes Intentions
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
F
Einspielergebnis
672.282 USD
Laufzeit
104 Minuten

Filmkritik

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Von Felicitas Hübner

Isabelle liebt die Nächsten mehr als sich selbst: Sie ist süchtig nach Wohltätigkeit. Regisseur Gilles Legrand hat sich in seiner Sozialkomödie mit der wahren Natur des Helfens beschäftigt.

Seit den "Ziemlich besten Freunden" von Olivier Nakache und Éric Toledano hat sich die Sozialkomödie aus Frankreich als zuverlässiger Kassenschlager bewährt. Gerade erst lief "Alles außer gewöhnlich", der aktuelle Film von Nakache und Toledano, in den deutschen Kinos. In "Die Kunst der Nächstenliebe" beschäftigt sich nun Regisseur Gilles Legrand mit der Welt des Helfens, mit sozialem und humanitärem Engagement.

Seine Protagonistin mit den guten Absichten heißt Isabelle (gespielt von Agnès Jaoui). Isabelle ist eine sehr engagierte Frau. Sie hilft allen, immer und überall. Sie hat ein sehr ausgeprägtes Helfer-Syndrom. Sie hilft in gemeinnützigen Einrichtungen wie Suppenküchen und Kleiderspenden aus und bemächtigt sich für Letztere schon mal der Kleider ihrer Tochter. Isabelle ist süchtig nach Wohltätigkeit. Sie will und muss gebraucht werden, darin sieht sie den Sinn ihres Lebens. Sie möchte aber auch denen helfen, die ihre Hilfe gar nicht wollen. Besonders angetan haben es Isabelle Ausländerinnen, Migranten und Flüchtlinge. Dann läuft sie zur Hochform auf.

In einem multikulturellen Sozialzentrum bringt sie Schülern Französisch bei. Das tut sie mit viel Leidenschaft und Herzblut. Nicht immer können die Schüler aber ihren Lehrmethoden folgen. Und so wechseln sie in die Parallelklasse, wo eine Lehrerin mit modernerer Arbeitsweise unterrichtet und bessere Lernerfolge erzielt. Diese von Legrand ins karitative Rennen geschickte Lehrkraft Elke (Claire Sermonne) ist eine Deutsche. Sie wird von dem Bedürfnis angetrieben, etwas wiedergutmachen zu müssen. Dabei begleitet sie ein düsteres Familiengeheimnis.

Ein Karussell der Besorgten

Und da ist noch der aus Bosnien stammende Ajdin (Tim Seyfi), der immer mal durchs Bild huschen darf und seit vielen Jahren der Ehemann von Isabelle ist. Sie nennt ihn noch immer ihren "schönen Flüchtling". Da ihrer Ansicht nach ihre Kinder allein zurechtkommen, erfahren diese weit weniger Zuwendung, als sie tatsächlich brauchen. Isabelle vernachlässigt ihre Familie. Isabelle kennt keine persönlichen Grenzen, sie verletzt Privatsphären. Sie rast von Einsatzort zu Einsatzort. Eigentlich gebührt ihr das Mitleid, mit dem sie ihre Mitmenschen überschüttet.

Isabelle ist anstrengend. Die Schauspielerin Agnès Jaoui spielt sie in genau dieser Angestrengtheit. Aber ohne inneren Abstand zu nehmen. Isabelle nervt. Doch Agnès Jaoui leider auch. Regisseur Gilles Legrand, bisher mehr als Filmproduzent tätig, hat seiner Hauptdarstellerin nicht viel Raum für eine Distanz zu ihrer Figur gelassen. Isabelles übermenschliches Überengagement hätte Legrand raffinierter und (v)erträglicher inszenieren können. In "Nur Fliegen ist schöner" von 2015 unter der Regie von Bruno Podalydès war Agnès Jaoui hinreißend und wunderbar.

"Die Kunst der Nächstenliebe" ist ein karitatives Wettrennen in Höchstgeschwindigkeit. Der Film ist ein weiter Weg voller Hilfsaktionen am laufenden Band. Schon bald hat man das Gefühl, mehr ginge nicht. Und man wird aufs Neue überrascht: Es geht mehr. Isabelle plündert das Familienkonto, um ihre Schützlinge mit diesem und jenem auszustatten. Sie lebt und hilft im Augenblick, ohne an die Auswirkungen auf ihr eigenes Leben und das ihrer Umgebung zu denken. Kurz vor dem Ende des Films gibt es endlich den erlösenden Bruch, der das Trauma von Isabelle erklärt und auflöst. Doch die Wendung kommt zu spät – bis es so weit ist, hat man als Zuschauer längst das Interesse an Isabelle verloren.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller
Ausdrucksstarker Charakterdarsteller: Tim Seyfi
Tim Seyfi
Lesermeinung
Weitere Darsteller

Neu im kino

The Son
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Paw Patrol: Der Mighty Kinofilm
Animationsfilm • 2023
prisma-Redaktion
The Creator
Scifi-Action • 2023
prisma-Redaktion
Wochenendrebellen
Drama • 2023
prisma-Redaktion
The Expendables 4
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
The Nun II
Horrorthriller • 2023
prisma-Redaktion
Trauzeugen
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
A Haunting in Venice
Krimidrama • 2023
prisma-Redaktion
Dalíland
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Feminism WTF
Dokumentarfilm • 2023
prisma-Redaktion
Enkel für Fortgeschrittene
Komödie • 2023
Doggy Style
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Sophia, der Tod & Ich
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Equalizer 3
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Joy Ride – The Trip
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Inspection
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs
Historienfilm • 2023
prisma-Redaktion
Gran Turismo
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Hypnotic
Mysterythriller • 2023
Rehragout-Rendezvous
Krimikomödie • 2023
prisma-Redaktion
Gehen und Bleiben
Dokumentarfilm • 2023
prisma-Redaktion
Cillian Murphy ist die perfekte Besetzung für den theoretischen Physiker J. Robert Oppenheimer, der als "Vater der Atombombe" in die Geschichte einging.
Oppenheimer
Drama • 2023
prisma-Redaktion
Barbie (Margot Robbie) lebt ein perfektes Leben - bis sie eines Tages beginnt, über den Tod nachzudenken.
Barbie
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Art of Love
Komödie • 2022
prisma-Redaktion
Rodeo
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Mein fabelhaftes Verbrechen
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Insidious: The Red Door
Horrorfilm • 2023
prisma-Redaktion
Love Again
Liebeskomödie • 2023
prisma-Redaktion
Get Up
Drama • 2023
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS