Der Bukarester Cop Cristi (Vlad Ivanov) soll auf La Gomera die Pfeifsprache der Gangster lernen - mit aller Gewalt.
"La Gomera" erzählt mit aller Ruhe und leisem Witz von einer aufregenden Jagd nach 30 Millionen gut versteckten Euro.

La Gomera

KINOSTART: 13.02.2020 • Thriller • RO/F/D/E (2019) • 98 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
La Gomera
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
RO/F/D/E
Laufzeit
98 Minuten
Kamera

Filmkritik

Unschuldig ist hier keiner
Von Andreas Fischer

Die leise Gangsterkomödie "La Gomera" ist ein ironisches Wechselspiel zwischen Schönheit und Tod, das sich mit Pfiff beim Film noir bedient.

Wer zu den Klängen von Iggy Pops Klassiker "The Passenger" in einen Film eingeführt wird, von dem wird gemeinhin etwas mehr Energie erwartet, als sie Cristi (Vlad Ivanov) aufbringen kann. Der Bukarester Polizist ist ein stoischer Mann, er verzieht selten eine Miene und lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als er von der spanischen Mafia auf die Kanaren beordert wird. Dort soll er eine Pfeifsprache lernen, um in Rumänien einen Geschäftsmann aus dem Knast zu holen, der 30 Millionen Euro unterschlagen hat. Was eigentlich ganz schön viel Aufregung verspricht, inszeniert der rumänische Filmemacher Corneliu Porumboiu in seiner absurden Gangsterkomödie "La Gomera"mit aller Ruhe und leisen Tönen als ironische Dekonstruktion des Film noir und doppelbödiges Sittenbild seines Heimatlandes.

"Alles was geredet wird, kann auch gepfiffen werden", erklärt Cristis Lehrer auf der kanarischen Insel, auf der die Pfeifsprache "El Silbo" tatsächlich existiert (und seit 2009 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit geführt wird). In der Tat: Viele Worte werden in "La Gomera" nicht verloren. Wenn doch etwas zu sagen ist, zeigt es Porumboiu lieber und lässt in seinen lustvoll arrangierten Bildern viel Raum für eigene Assoziationen.

Dafür nutzt er unzählige Filmverweise, teilweise direkte Zitate. Die Gangsterbraut heißt -wie einst bei Charles Vidor – Gilda, im Hotel duscht Hitchcock, und die Szene, in der sechs Gauner hübsch aufgereiht in einer Lagerhalle stehen, hat sich einst Quentin Tarantino ausgedacht. Selbst der Showdown in einer Filmstadt ist inszeniert wie eine Schießerei bei John Ford. Aber die Zitate passen, denn Corneliu Porumboiu nutzt sie, um seinem Film die Schwere zu nehmen. "La Gomera" ist eine Karikatur.

Da ist zum Beispiel Gilda (Catrinel Marlon), die sich in ihrer ersten Szene in ihrem roten Kleid im Gegenlicht räkelt und einen Schnitt weiter mit Cristi im Bett landet. Die Freundin des inhaftierten Geschäftsmannes Zsolt (Sabin Tambrea) hält einerseits, was ihr Rollenname verspricht: Als Femme fatale verführt sie den Polizisten, um ihn zur Kooperation mit den Gaunern zu gewinnen. Andererseits bleibt sie undurchsichtig in ihren wahren Motiven.

Überhaupt genießt Porumboiu das Spiel mit den Erwartungen und lässt das Publikum immer wieder ins Leere laufen. Selbst die Pfeifsprache, die so wichtig scheint, hat kaum Relevanz für den Plot – obwohl sie von den Gaunern mit blutigem Ernst gelernt und angewendet wird. Obwohl jeder handelnden Figur eine Rückblende gewidmet ist und sich diese Versatzstücke wie Puzzleteile zusammenfügen, lassen sie immer eine Lücke. Man weiß nie, woran man ist. Diese inszenierte Verwirrung ist ziemlich clever, weil auch keiner der Protagonisten genau weiß, wer welches Spiel spielt. Sicher ist nur: Unschuldig ist hier keiner. Kein Räuber auf der spanischen Atlantikinsel, aber auch kein Gendarm in Rumänien. Im Gegenteil: Ein bisschen Korruption hier, ein paar gefälschte Beweise dort und die totale Überwachung machen die Staatsgewalt zu Komplizen derer, die sie jagen soll.

"La Gomera" ist ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Schönheit und Tod, zwischen Abhängigkeiten und Brutalität. Dass sich der Film dabei nicht allzu ernst nimmt, macht die leise Gangsterkomödie zu einem lockeren und sehr spielerischen Kinovergnügen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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