Gefahr als Gefühlsprobe: "Titanic"-Star Kate Winslet und viel Zuckerguss machen einen Flugzeugabsturz in verschneiten Bergen zur Survival-Romanze mit Dating-Movie-Appeal.
Die Situation hat doch einiges von einem anheimelnd-gemütlichen Winterdinner zu zweit. Draußen ist es dunkel mit dicker Schneedecke. Drinnen prasselt ein kleines Feuer, darüber brutzeln Fleischstückchen. Ben (Idris Elba) gibt acht, dass sie schön durchbraten. "Iss langsam", rät er der Journalistin Alex (Kate Winslet), "das muss gut verdaut werden." Zum Barbecue fehlen nur die leckeren Soßen. Das hängt damit zusammen, dass Ben und Alex in einem Flugzeugwrackteil hoch oben in den Bergen fernab der Zivilisation hocken. Das Fleisch stammt von einem Puma, den Alex in Notwehr erlegt hat. Chirurg Ben hat es sauber aus dem toten Tier heraus- und in mundgerechte Portionen zurechtgeschnippelt. Die Delikatesse lässt die beiden näher zusammenrücken. Konsequent setzt "Zwischen zwei Leben – The Mountain between us" das romantische Grundprogramm seines Überlebens-Abenteuers um: Jede Bedrohung wird zum Zugewinn an Zweisamkeit. Auch ohne hohes Niveau wird daraus ein kuscheliger Film zum Fest der Liebe.
Und das alles nur, weil es mit dem Flug von Idaho nach Denver nicht klappt. Wegen eines herannahenden Sturms dürfen die Linienmaschinen nicht starten. Auf dem Flughafen kommen Alex und Ben ins Gespräch, weil beide möglichst rasch weiterreisen wollen: Sie zu ihrer Hochzeit, er zu einer schwierigen Operation. Auf ihren Vorschlag hin chartern sie für sich beide eine kleine Propellermaschine. Jedoch erleidet der schon etwas ältere Pilot (Beau Bridges) eine Herzattacke und verliert die Kontrolle.
Sie stürzen auf ein verschneites Bergplateau ab. Ben überlebt mit angebrochenen Rippen, Alex mit verletztem Bein und ist zunächst bewusstlos. Als sie zu sich kommt, will sie nicht auf Rettung warten, sondern sich humpelnd auf den Weg machen. Ben hält den Abstieg vom Berg hinab und die Wanderung durch die tief verschneite Wildnis für zu gefährlich, willigt aber schließlich ein.
Ein recht brauchbares Dating-Movie
Wer grimmiges Ringen mit Mensch und Natur à la "The Revenant - Der Rückkehrer" erwartet, irrt sich gewaltig. Wie im Sensationserfolg "Titanic" ergibt Kate Winslet plus Desaster eine Romanze, die sich in physischen Prüfungen bewähren muss. Von James Camerons modernem Klassiker mit seiner raffinierten Symbolik ist "Zwischen zwei Leben – The Mountain between us" aber Qualitätswelten entfernt. Die guten Inszenierungseinfälle für den tückischen vereisten Untergrund und die große Kunst der Darsteller, sich allmählich körperlich aufeinander zuzuneigen, vertragen sich nicht mit der schematischen Geschichte der Romanvorlage von Charles Martin.
Der unfreiwillige Naturtrip dient dabei als Allegorie, als durchgängige Bebilderung der Reize, Mühseligkeiten und Störungsanfälligkeiten von Beziehungsaufbau und -pflege. Fast alle Äußerungen der Figuren passen in dieses Register – von "Wie sehe ich aus?" relativ kurz nach dem Absturz bis "Kaum bin ich kurz draußen, schon schnüffelst du in meinen Sachen". Aber weil "Zwischen zwei Leben" durchsichtig, nur leicht verfremdet, die bisweilen lächerlich wirkenden Sorgen von Menschen anspricht, die sich kennenlernen und Vertrauen aufbauen wollen, ist ein recht brauchbares Dating-Movie entstanden. Zudem hat Hany Abu-Assad, palästinensischer Regisseur der gnadenlosen Attentäter-Farce "Paradise Now", mit der amourösen Begegnung von Weiß und Schwarz ein bisschen politische Sprengkraft untergemischt. Solche Verdienste leiden unter dem unnötig übersüßten Schlusspathos. Pumafleisch reicht der Romantik als Nahrung vollkommen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst