Zu einer Zeit, in der der EU-Beitritt der Türkei für anhaltende Diskussionen sorgt und immer wieder die mangelhafte praktische Umsetzung der eingeforderten Reformpolitik Ankaras kritisiert wird, die allenfalls eine "privilegierte Partnerschaft" in Aussicht stellt, kommt ein Film aus der Türkei gerade recht, der vielen "als der wichtigste Beitrag des neuen türkischen Kinos" gilt. Der Film "Hejar" (das kurdische Wort für "Unterdrückung") greift den türkisch-kurdischen Konflikt und die Problematik der Menschenrechte in symbolhaft zugespitzter Form auf und erzählt eine bewegende Geschichte über tiefe menschliche Beziehungen. Er konfrontiert einen Protagonisten der Vergangenheit mit einer Vertreterin jener Generation, auf der die Hoffnungen für eine bessere Zukunft liegen. "Hejar" macht mit dieser Figurenkonstellation sowohl Sehnsüchte und Chancen als auch Widersprüche und Probleme innerhalb der gesellschaftlichen Wandlungen der Türkei deutlich, und so ist es auch dramaturgisch konsequent, wenn die türkische Regisseurin Handan Ipekçi über "Hejar" sagt, dass das Politische in ihrem Film erst an zweiter Stelle stehe. Für sie sei die zwischenmenschliche Ebene entscheidend. Die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen den beiden Hauptfiguren verlieren in dem Maße an Bedeutung, in dem sie sich menschlich näher kommen und gegenseitige Ignoranz und Intoleranz überwinden. Ein Film über zwei Generationen, zwei Sprachen und zwei Kulturen. Ein kleines kurdisches Mädchen erweicht das Herz eines alten türkischen Richters.