Der Pulitzer-Preis für die Romanvorlage von Alice Walker (1982). Elf Oscarnominierungen für Steven Spielbergs Kino-Adaption aus dem Jahr 1985. Elf Tony-Award-Nominierungen für das Broadway-Musical von 2005 und noch einmal vier für die Neuinszenierung von 2015. "Die Farbe Lila", das ist nicht irgendein Stoff, sondern insbesondere in den USA schon lange ein bedeutendes Stück Populärkultur. Über 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Walkers Roman sorgt nun eine ambitionierte neue Leinwandproduktion für Aufsehen, die auch den zuletzt so erfolgreichen Musical-Ansatz aufgreift.
Es ist eine Geschichte, die bewegt, verstört, erschüttert und immer wieder aufs Neue einen Nerv trifft. Die tief verwurzelt ist in der amerikanischen Historie und den Blick auf diejenigen richtet, die in der US-Gesellschaft so lange am äußersten Rand standen (und in vielerlei Hinsicht heute noch dort stehen): afro-amerikanische Frauen.
Georgia im frühen 20. Jahrhundert. Die Sklaverei ist seit mehreren Jahrzehnten offiziell abgeschafft, die systematische Ausbeutung der afro-amerikanischen Bevölkerung dauert aber weiter an. Keine Gleichberechtigung, keine Anerkennung, kaum Aufstiegschancen. Unzählige Mitglieder der "Black Community" arbeiten weiterhin auf den Feldern, um Geld für die Weißen zu machen.
"Land of the Free"? Die junge Celie (Phylicia Pearl Mpasi, in der älteren Version Fantasia Barrino) und ihre Schwester Nettie (Halle Bailey) haben keine Vorstellung davon, was das sein soll. Aber zwischen harter Feld- und Hausarbeit erlauben sie sich ab und zu, ein wenig zu träumen. Die Lehrerin in der Schule habe "von einem Land namens Afrika" erzählt, berichtet Nettie. "Sie sagt, unsere Mamas stammen von Königinnen da."
Königlich? Da ist ein kleines Leuchten in Celies Augen, als sie davon hört. Ein kleiner heiterer Moment, der im krassen Gegensatz zu dem Leben steht, dass sie führt. Celies Vater (Deon Cole) misshandelt das Mädchen. Irgendwann verschachert er sie an einen herrschsüchtigen Witwer (Colman Domingo), der sie ebenfalls quält. "Mister", so nennt die verschüchterte Celie ihren Gatten. Der Kontakt zu Schwester Nettie, eine von Celies wichtigsten Bezugspersonen, reißt ab.
"Die Farbe Lila" erzählt von Inzest, patriarchaler Gewalt, Erniedrigung, Missgunst und Frustration. Aber auch von Stolz, dem Traum von Unabhängigkeit und dem Streben nach Glück. Diese in vielen Punkten so bittere Geschichte in Musical-Form zu verarbeiten, ist jedenfalls nicht so abwegig, wie es zunächst erscheint. Und das Ergebnis, inszeniert von dem ghanaischen Rapper und Plattenproduzenten Blitz Bazawule, überzeugt: In den USA lagen die Kino-Einnahmen nach dem Start im Dezember deutlich über den Erwartungen, darüber hinaus wurde auch diese neueste Fassung von "Die Farbe Lila" wieder für zahlreiche Filmpreise nominiert.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH