Ken Feinberg beurteilt seit 34 Jahren, wie ein Menschenleben in Bargeld aufzuwiegen ist.
"Playing God" ist eine Dokumentation, die fragt, was ein Menschenleben wert ist.

Playing God

KINOSTART: 08.02.2018 • Dokumentarfilm • D (2017) • 90 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Playing God
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D
Laufzeit
90 Minuten

Filmkritik

Von Opfern und Opern
von Claudia Nitsche

Der Journalist und Dokumentarfilmer Peter Scharf stellte 2014 die Frage "Was bin ich wert" und machte sich auf die Reise nach Antworten, die ihn ganz privat interessierten. Jetzt hebt die Kino-Doku "Playing God" das Thema des finanziellen Wertes von Menschen auf ein professionelles, sozusagen berechnendes Niveau. Auch Scharf ließ schon Ken Feinberg zu Wort kommen, den Spezialisten, der die Beträge für die Hinterbliebenen des 11. September ausgerechnet hat. Und ja, der tote Feuerwehrmann wiegt monetär weniger als der gestorbene Börsenmakler. Was der sympathische Peter Scharf mit viel Erstaunen zur Kenntnis nahm, wird jetzt im großen Stil erklärt, denn in "Playing God" kommt der Herr der Zahlen ausführlicher zu Wort.

Natürlich ist es eine Frage der Moral, wie fassungslos den Zuschauer die Antworten zurücklassen. Ein Menschenleben mit Geld aufzuwiegen, ist an sich schon makaber. Doch in Zeiten, in denen Rohölkonzerne Umweltkatastrophen verursachen oder eben Flugzeuge in Wolkenkratzer fliegen, braucht es einen Entschädigungsspezialisten – und der heißt in Amerika Ken Feinberg. Der Filmtitel kommt nicht von ungefähr, der smarte Herr ist am Schalthebel der Macht, weswegen es kaum eine bessere Überschrift geben kann: Irgendwie spielt der 72-Jährige Gott. Er bestimmt, er entscheidet.

Dass man sich in diesem Job nicht nur Freunde macht, sondern auch gehasst wird, liegt auf der Hand, vor allem, weil der Rechtsexperte mit den Betroffenen spricht. Das hätten viele womöglich nicht erwartet, dass der Anwalt hinter seinen Aktenbergen hervorkommt – immerhin.

Ein glücklicher Mensch sieht anders aus

Regisseurin Karin Jurschick ist 14 Jahre jünger als Feinberg, und ihre bisherigen Themen lesen sich ernst. Die ambitionierte Filmemacherin dokumentierte in der Vergangenheit die Folgen von Tschernobyl, die Frage, warum Menschen töten, oder die Todesangst einer Frau. Auf heiklem Terrain fühlt sich die Professorin wohl. Ihr aktuelles Werk "Playing God" ist gänzlich unaufgeregt bei der Bildauswahl, und das ruhige Wesen der Doku passt genau zum Protagonisten, ohne langweilig zu wirken. Vielmehr ist die Filmkamera ein aufgeschlossener, sachlicher Gesprächspartner und bedient die Bedürfnisse des Klienten Feinberg sehr gut.

Man sieht ihn bei klassischer Musik in seinem Feierabend versinken. Er wirkt klein, wie geschrumpft, versucht die Tragödien des Tages zu kompensieren, indem er sich dem Schönen, das die Zivilisation hervorbrachte, zuwendet und Opern hört. Ein glücklicher Mensch sieht anders aus. Wer mit Trauernden arbeitet, darf kein Dankeschön erwarten. Dennoch sieht sich der Mann aus Massachusetts auf der Seite der Guten, er lindert Unrecht.

Seit 34 Jahren der Schadensbegrenzer der Nation

Karin Jurschick begleitet einen ruhigen, abgeklärten Intellektuellen, der nur zeitweilig allmächtig wirkt. Manchmal wirkt er auch einfach sehr müde und ist, wie seine Frau erklärt, "innendrin ganz weich". In gewisser Weise kann man sich Feinbergs Charme nicht entziehen, seinem Scharfsinn und seiner Logik innerhalb kapitalistischer Wertesysteme. Er erklärt Dinge so, dass man sich eine Meinung bilden kann.

Seine Worte sind klar und verständlich, alles was er tut, ist in geltendem Recht verankert. Er erklärt auch die Finanzkrise aus einer neuen Warte. Doch keiner seiner Aufträge ist schrecklicher als die Tatsache, dass dieser Mann schon 1984 mit dem Agent-Orange-Fall betraut war, den Klagen von US-Soldaten gegen Chemiefirmen. Das bedeutet, dass der Mann seit 34 Jahren der Schadensbegrenzer der Nation ist. Welche Oper kann dagegen helfen?

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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