Dmitri Schostakowitsch war zunächst ein angesagter Mann, der - vor allem in den 30er Jahren - auch viele Filmmusiken schrieb. Doch mit seinen oft großformatigen Werken transportierte er genug außermusikalisches Material, das den Herrschenden ein Dorn im Auge war und nicht ins Bild des sozialistischen Realismus paßte, der vor allem aufbauend und staatstragend wirken sollte. Da ist beispielsweise die Sinfonie Nr. 10 e-moll, bisweilen auch "Stalin-Sinfonie" genannt, in der Schostakowitsch ein klares Programm verfolgt. Der erste Satz schildert in düsteren Farben das lastende Regime Stalins, der zweite Satz illustriert mit grellen Farben und brutalen akustischen Effekten den Wahnsinn des Diktators. Im dritten Satz, dem Scherzo, läßt Schostakowitsch dann jubeln: über den vorweggenommenen Tod Stalins, und das unverschämterweise auch noch in Noten, die seinen Initialen DSCH entsprechen (d - es - c - h)! Zum Glück waren die Machthaber dämlich genug, um es nicht zu merken. Der Schlußsatz schließlich verheißt eine strahlende Zukunft - ohne Stalin, versteht sich. Eine sehr empfehlenswerte Einspielung des Werkes stammt übrigens von Herbert von Karajan, der zu Schostakowitschs größten Fürsprechern zählte.