Er ist ein erfolgreicher Autor, Schauspieler und Regisseur: das Multitalent Gabriel Barylli. Klein-Gabriel wuchs in einer durch und durch künstlerisch gestalteten Welt auf, denn beide Elternteile sind Musiker: Sein Vater Ensemblemitglied der Wiener Philharmoniker, die Mutter Opernsängerin. Schon früh entdeckte Barylli seine eigenen künstlerischen Ambitionen, und so verwundert es nicht, dass zunächst eine Schauspiel- und Regieausbildung am Max-Reinhardt-Seminar absolvierte, bevor er am Wiener Burgtheater, am Schillertheater in Berlin - hier führte er erstmals auch Regie - und bei den Salzburger Festspielen arbeitete.
Sein TV-Debüt gab Gabriel Barylli bereits 1981 als "Der Schüler Gerber" (nach dem gleichnamigen Roman von Friedrich Torberg), der kurz vor dem Schulabschluß nach verheerenden Auseinandersetzungen mit seinem selbstherrlichen Lehrer Selbstmord verübt. Die Rolle machte Barylli über Nacht bekannt. Danach folgten TV-Rollen wie etwa in "Wohin und zurück - An uns glaubt Gott nicht mehr" (1982), "Welcome in Vienna" und "Eine blassblaue Frauenschrift" (beide unter der Regie von Axel Corti), an der Seite von Michel Piccoli in "Das weite Land" (1986), in der TV-Biographie "Mit meinen heißen Tränen" über den Komponisten Schubert und mit Claudia Messner in "Gewitter im Mai" (1987, Regie: Xaver Schwarzenberger, der ihn im Jahr zuvor auch in "Franza" besetzte).
Eine Fangemeinde eroberte sich Gabriel Barylli aber auch als Autor und Regisseur. Seine Trilogie "Butterbrot", "Honigmond" und "Abendwind" war kommerziell sehr erfolgreich. Seit 1991 machte ihn die Bühnenfassung der Bieziehungskomödie "Butterbrot", die Geschichte einer Männer-WG, zu einem der meistgespielten Autoren im deutschen Sprachraum. Für seine Filmadaption von "Butterbrot", Barylli drehte 1990 mit Heinz Hoenig und Uwe Ochsenknecht, wurde er 1991 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. 1996 verfilmte Barylli auch seinen Roman "Honigmond", diesmal standen er als Taxifahrer u.a. mit Veronica Ferres, Anica Dobra, Julia Stemberger und Kai Wiesinger vor der Kamera. Doch auch die Besetzung änderte nichts daran, dass der Film nicht über den deutschen Komödiendurchschnitt hinauskam.
Bereits ein Jahr zuvor war Barylli für seine Rolle in Régis Wargniers eher flauen Drama "Eine französische Frau" (1994) an der Seite von Emmanuelle Béart als bester Schauspieler mit dem Silver St. George Award beim Moscow International Film Festival ausgezeichnet worden. In seiner TV-Regiearbeit "Seitensprung in den Tod" (1996) verarbeitete Barylli, die Themen Sex und Leidenschaft, Angst und Wut. Der Regisseur spielte die Hauptrolle eines Ehemanns, der sich unwissend mit einer Aids-Kranken einlässt.
Getrost vergessen kann man dagegen Gabriel Baryllis Auftritt in dem TV-Thriller "Preis der Unschuld" (1998), für den er auch das Drehbuch schrieb und erneut Regie führte. Als internationaler Model-Fotograf hat er den Zenit seiner Karriere bereits überschritten. Das Leben auf der Überholspur und eine gescheiterte Ehe habenihn nicht nur in Drogen- und Alkoholexzesse katapultiert, sondern auch in die Fänge des verbrecherischen Model- und Mädchendealers Richard alias Mathieu Carrière getrieben. Richard bezieht über John junge Models, die er seinen Kunden zur Befriedigung perverser Lüste weitervermittelt. Mehr braucht man zu diesem Thriller wohl nicht zu erzählen...
Imposant geriet dagegen Baryllis Rolle als Förster in Xaver Schwarzenbergers preisgekröntem Heimatfilm "Krambambuli" (1998). Für seine sehenswerte schauspielerische Leistung wurde Barylli ebenso wie Tobias Moretti und Christine Neubauer mit dem Adolf Grimme-Preis ausgezeichnet. Gelungen war auch Baryllis Regiearbeit "Verliebt in eine Unbekannte", in der er die Geschichte eines Lebenskünstlers erzählt, der sich in die italienischstämmige Krankenschwester verliebt, die ihn nach einem Unfall rührend gepflegt hat. Sie ahnt nicht, dass ihr Patient ein Betrüger ist - und er weiß nicht, dass die Krankenschwester es war, die den Unfall verursacht hat... Hier sah man Barylli als Arzt.
Dagegen war Baryllis Regiearbeit "Wer liebt, dem wachsen Flügel" (1998), die Verfilmung seines eigenen gleichnamigen Romans "Wer liebt, dem wachsen Flügel", trotz Maximilian Schell, Gudrun Landgrebe, Verona Feldbusch (!) und Mathieu Carrière ein Paradebeispiel dafür, wie eine Liebeskomödie nicht inszeniert werden sollte. Der Grund: weltfremde Dialoge, eine schlampige Regie und chargierende Darsteller. Danach konnte es eigentlich nur besser werden, und tatsächlich, die Komödie "Ich kaufe mir einen Mann" (1999) überzeugte besonders durch das brillante Spiel von Hauptdarstellerin Mariele Millowitsch. Unterhaltsam geriet auch das Melodram "Feindliche Schwestern - Wenn aus Liebe Hass wird" (2000), während er mit "Barylli's Baked Beans" (2011) lediglich eine Komödie im Stil von Rosamunde Pilcher ablieferte.
Weitere Filme von und mit Gabriel Barylli: "Codename: Emerald" (1985), "Tatort - Salü Palu" (1987), "Ekkehard" (TV-Sechsteiler, 1990), "Anwalt des Herzens", "Reise des Herzens" (beide 2001), "Das Licht von Afrika" (2003), "Die Zeit mir dir", "Flamenco der Liebe" (beide 2002), "Kronprinz Rudolf", "Eva Zacharias" (beide 2006), "Weiße Lilien" (2007), "Aschenputtel" (2010).