Im gleichen Jahr war erneut ein Sexfilm angesagt: Konstantin Wecker bereitete Ulrike Butz einige Freuden in "Sie und er im Rausch der Wollust". 1974 dann der Einstand bei einer der erfolgreichsten deutschen Krimiserien: In der "Tatort"-Episode "Zweikampf" fing er Hansjörg Felmy gekonnt mit seiner Kamera ein. Zwei Jahre später ein weiteres Highlight: Roll drehte für Edgar Reitz dessen bewegendes Nachkriegsdrama "Stunde Null". Mit Felmy arbeitete Roll erneut 1977 ("Tatort - Spätlese" und "Tatort - Das Mädchen von gegenüber") zusammen. 1978 folgte mit "Wallenstein" ein farbenprächtig inszenierter historischer Stoff und 1984 - wieder mit Reitz - die gefeierte Serie "Heimat".
Roll arbeitete nun fast wie am Fließband, seine Kameraarbeit blieb jedoch meist konkurrenzlos gut: "Wohin und zurück - Welcome in Vienna" (1985), "Mit meinen heißen Tränen" (1986, Serie), "Tatort - Die Macht des Schicksals" (1986, mit Helmut Fischer), "Der Schwammerlkönig" (1988, Serie), "Das Nest" (1988, Serie), "Familienschande" (1988), "Die Hure des Königs" (1990, mit Timothy Dalton), die gefeierte Kleist-Inszenierung "Der zerbrochene Krug" (1990) oder Jo Baiers Heimatdrama "Wildfeuer" mit der hervorragend aufgelegten "Anica Dobra.
Die Neunzigerjahre verliefen ähnlich turbulent und erfolgreich für Roll, in diese Zeit fallen auch seine ersten, nicht immer gelungenen Gehversuche als Regisseur. Doch zunächst stand Barbara Auer in Vivian Naefes Familiendrama "Meine Tochter gehört mir" (1991) vor seiner Kamera, "Schwarze Hochzeit" (ebenfalls 1991) war eine internationale Koproduktion mit Kate Nelligan und Jennifer Beals. Und "Kleine Haie" (1992) läutete die erfolgreiche Zusammenarbeit von Jungregisseur Sönke Wortmann und Roll ein, der 1994 eine der erfolgreichsten deutschen Komödien aller Zeiten - "Der bewegte Mann" - für Wortmann in Bilder umsetzte. Zuvor setzte Roll allerdings noch Jack Golds Politthriller "Der Fall Lucona" und Peter Sehrs Biographie "Kaspar Hauser" in Bilder um.
Der TV-Dreiteiler "Radetzkymarsch" markierte 1994 einen Einschnitt in Rolls Karriere: Erstmals führte er nicht nur die Kamera sondern fungierte auch als Ko-Regisseur neben Axel Corti. Nach dem Krimi "Der Räuber mit der sanften Hand" (1995, mit Hannes Jaenicke) entstand Gabriel Baryllis eher belanglose Beziehungskomödie "Honigmond" sowie Bernd Eichingers Melodram "Das Mädchen Rosemarie" (1995), das Hauptdarstellerin Nina Hoss über Nacht zum Star machte. Und nur ein Jahr später wurde Caroline Links gefeiertes Familiendrama "Jenseits der Stille" gar für den Oscar als bester nicht englischsprachiger Film nominiert.
Ebenfalls 1996 entstand Helmut Dietls Komödie "Rossini - Oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief", doch auch Rolls gute Kameraarbeit konnte das oberflächliche Genrewerk nicht retten. 1997 setzte sich Roll endlich auf den Regiestuhl: Warum er allerdings die unsägliche Komödie "Ballermann 6" mit Tom Gerhardt inszenierte, bleibt sein Geheimnis. "Seitensprung in den Tod" (1997) war eine erneute Regiearbeit von Gabriel Barylli und die Komödie "Weihnachtsfieber" stahlte auch nicht gerade vor Originalität. Die bewährte Zusammenarbeit mit Jo Baier setzte Roll schließlich 1998 mit "Der Laden" fort und Helmut Dietl verpflichtete ihn für seine Komödie "Late Show". Auch Bernd Eichinger setzte in "Der große Bagarozy" (1998) erneut auf Rolls Kamerakünste, doch die offensichtlichen Drehbuchschwächen des Films konnte dieser nicht wett machen.
1999 folgten zwei weitere Regiearbeiten Rolls: "Tach, Herr Dokter" mit Heinz Becker, der in seiner eigenen TV-Serie aber deutlich besser herüber kommt, und die belanglose Komödie "Ne Günstige Gelegenheit". Deutlich besser waren allerdings wieder Rolls Kameraarbeiten: "Jedermanns Fest" (2000), "Das sündige Mädchen", "Die Manns - Ein Jahrhundertroman", "Nirgendwo in Afrika" (alle 2001), "Brief einer Unbekannten" und die desolate Pubertätskomödie "Knallharte Jungs" (2002). Ebenfalls 2002 inszenierte Roll die gelungene Neuverfilmung von Friedrich Freiherr von der Trenck - Zwei Herzen gegen die Krone", dagegen ist "Pura Vida Ibiza - Die Mutter aller Parties!" (2004) Klamauk aus der untersten Schublade.
Stark waren dagegen wieder die Bilder, die Roll als Kameramann des Zweiteilers "Der Mann mit dem Fagott" (2011), die fiktionalisierte Familienchronik von Udo Jürgens, ablieferte. Und 2012 inszenierte Roll mit der Literaturverfilmung "Die kleine Lady" eine zwar reichlich kitschige, aber anderseits auch interessante Variante der klassischen Frances Hodgson Burnett-Geschichte "Der kleine Lord". Gernot Roll wurde im Laufe seiner Karriere für viele Preise und Auszeichnungen nominiert, hier die wichtigsten: Adolf-Grimme-Preis in Gold 2002 für "Die Manns", Bayerischer Filmpreis 1992 für "Wildfeuer", Deutscher Kamerapreis 1988 für "Mit meinen heissen Tränen", Deutscher Filmpreis in Gold 2002 für "Nirgendwo in Afrika" und 1992 für "Wildfeuer", Goldener Löwe 1997 für "Das Mädchen Rosemarie".
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