Spiegelbildgefahr! Löwenmädchen Eva (Mathilde Thomine Storm) interessiert sich für einen Jungen. Doch kann der sich mehr als Freundschaft mit ihr vorstellen?

Das Löwenmädchen

KINOSTART: 14.09.2017 • Drama • D / N / S (2017) • 118 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Løvekvinnen
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D / N / S
Laufzeit
118 Minuten

Filmkritik

Mehr als eine Freak-Show
Von Eric Leimann

Der norwegische Autor Erik Fosnes Hansen erzählt in der fiktiven Biografie "Das Löwenmädchen" davon, wie 1912 in der skandinavischen Provinz ein Kind geboren wird, das am ganzen Körper mit dichtem, goldblondem Haar bewachsen ist. Die Mutter stirbt bei der Geburt. Der Vater versteckt das Mädchen anfangs. Doch der selbstbewusste "Freak" wächst heran und sucht seinen Weg nach draußen, mitten ins Leben hinein. Kann das gutgehen?

Auch wenn die Geschichte des hochbegabten Löwenmädchens ausgedacht ist, den beschriebenen Gendefekt gibt es tatsächlich. Einige Dutzend Fälle wurden seit dem Mittelalter dokumentiert. Im weitgehend gut bis euphorisch besprochenen Roman des Norwegers Hansen, erschienen 2006, geht es natürlich nicht nur um den tragikomischen Effekt eines Mädchens mit Fell im Gesicht. Es dürfte kein Zufall sein, dass der Autor seine Geschichte in einer Zeit ansiedelte, da einem das Fremde, Andersartige weniger oft begegnete als heute und die Menschen seltsame Auswüchse des Körpers auf Jahrmärkten gegen Entgelt begutachteten.

Um das Leben in einer solchen Freak-Shows geht es auch in der Mitte des Films, als Hauptfigur Eva sich der tingelnden Kompanie Johannes Joachims (Burghart Klaußner) anschließt, der neben anderen seltsamen Menschen auch einen lederhäutigen Echsenmann (Ken Duken) im Programm aufbietet. Die Irritation der klugen Eva hält allerdings nicht lange an. Zuvor sah man sie als selbstbewusste Siebenjährige (Aurora Lindseth Løkka), die sich bei Disputen mit dem Vater nicht länger in einen dunklen Verschlag einschließen lassen will. Die auch jene Markierungslinie, die der strenge Erzeuger und Bahnhofsvorsteher einen Schritt hinter den Fenstern nach draußen zog, immer wieder überschreitet. Eva will gesehen werden. Sie möchte in die Schule und mit anderen Kindern spielen.

Erste Auftritte in der Öffentlichkeit funktionieren recht gut. Fast könnte man meinen, die norwegisch-ländliche Gesellschaft um das Jahr 1920 herum war in etwa so tolerant wie eine großstädtische Hipster-Community in – sagen wir – Deutschland. Trotzdem gilt es auch Rückschläge zu verarbeiten, denn an Evas Außenseitertum besteht kein Zweifel. Ein kurzer Blick in den Spiegel oder einen klaren norwegischen See genügt. Liebesenttäuschungen des Löwenmädchens, Mathilde Thomine Storm spielt die 14-Jährige, Ida Ursin-Holm die junge Erwachsene, bleiben nicht aus. Dennoch könnte man Vibeke Idsøes ("Karlsson vom Dach", 2002) Film fast schon als positives Erbauungskino bezeichnen. Das selbstbewusste Löwenmädchen kommt abseits periodisch-dramaturgisch auftretender Krisen ganz gut durchs Leben. Wo das Ganze hinführt, wird natürlich nicht verraten.

Film bleibt zu sehr an der Oberfläche

"Wenn man jung ist, denkt man, dass Schönheit das Leben selbst ist. Aber was ist Schönheit?" Eine nach gängigen Idealen perfekt aussehende, aber nicht mehr ganz junge Frau (Connie Nielsen) spricht diesen Satz in der Mitte des Films zum fast erwachsenen Löwenmädchen. Es ist einer der wenigen Momente, in denen die Regisseurin und Drehbuchautorin versucht, eine zweite Ebene über der klassisch erzählten Coming-of-Age-Geschichte einzuziehen. Der in schöne, aber auch ein bisschen erwartbare Bilder gegossene Film bleibt bisweilen zu sehr an der Oberfläche haften.

Mit Conor O'Sullivan ("The Hours", "The Dark Knight", "X-Men", "Game of Thrones") konnte immerhin einer der Top-Maskenbildner Hollywoods gewonnen werden, auch wenn Special Effects in diesem sehr klassischen Filmdrama kaum eine Rolle spielen. Die Tatsache, dass Evas Leben als Chance und nicht nur dramatisch triefende Bürde gesehen werden kann, fügt bereits bekannten Außenseiterfilmen immerhin neue Gedanken hinzu. So ist "Das Löwenmädchen" ein guter Anlass, mal wieder über Ausgrenzung und das Fremde in der eigenen Umgebung nachzudenken. Auch darüber, wie man sich selbst fühlen würde – mit Fell im Gesicht.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Schöne Dänin: Connie Nielsen.
Connie Nielsen
Lesermeinung
Etablierter Darsteller: Ken Duken.
Ken Duken
Lesermeinung
Rolf Lassgård
Lesermeinung

BELIEBTE STARS

Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
Macht auch in hautengem Ganzkörper-Anzug eine gute Figur: "Superman" Henry Cavill
Henry Cavill
Lesermeinung
Jung, attraktiv, erfolgreich: Maria Simon, hier
als "Polizeiruf 110"-Hauptkommissarin Olga Lenski
Maria Simon
Lesermeinung
In Film und Fernsehen erfolgreich: Gabriel Byrne
Gabriel Byrne
Lesermeinung
Preisgekrönter Charakterkopf: Michael Gwisdek.
Michael Gwisdek
Lesermeinung
Schauspieler und "Tatort"-Star Axel Prahl.
Axel Prahl
Lesermeinung
Der Mann mit dem Schnauzbart: Tom Selleck.
Tom Selleck
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Wurde als "Dreizehn" in "Dr. House" bekannt: Olivia Wilde.
Olivia Wilde
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung
Dietmar Bär ist Hauptkommissar Freddy Schenk im Kölner "Tatort".
Dietmar Bär
Lesermeinung
Catherine Vogel - die TV- und Radiomoderatorin im Porträt.
Catherine Vogel
Lesermeinung
Julia Beautx bei einer Filmpremiere.
Julia Beautx
Lesermeinung