1947: In Kairo ist die Cholera ausgebrochen. Saddika,
die schöne Wäscherin in den Vierzigern, ernährt ihren
gelähmten Mann und ihren Enkel Hassan. Überzeugt davon, dass
sie sich nur durch den Rückzug in den Konformismus ihre Würde
als Frau bewahren kann, umgibt sie sich mit einer Mauer aus
kalter Höflichkeit, um sich vor den Leuten des Viertels zu
schützen. Sie unterdrückt ihre Gefühle und zieht es vor, als
Mutter Courage angesehen zu werden, die ihre Leidenschaften
nie preisgibt. Der Star Ihres Lieblingsfilms "Das Opfer der
Mutter", Zeinat el Alfi, ist der Besitzer der Pension, in der
Saddika arbeitet. Diese enge und freudlose Welt mit ihren
krankhaften Beziehungen bricht zusammen, als der
Affendompteur Okka in sie einbricht, Saddikas Enkel an
Cholera erkrankt und ihr Mann sich zudem umbringt.
"Der sechste Tag" ist ein Filmgedicht, eine nächtliche
Märchenwelt, in der das dramatische Geschehen meisterhaft mit
Gene Kelly gewidmeten Musicalszenen
durchsetzt ist. Saddika fährt im Boot auf dem Nil nach
Alexandria, um ihrem kranken Enkel das Meer zu zeigen. Am
sechsten Tag stirbt er. Was kommt nach der Sintflut?
Eindringlich stellt der Film diese Frage. Dalida-Saddika in
schwarzem Kleid und mit schwarzem Kopftuch, mit ihrem
strengen, sich schutzlos preisgebenden Gesicht hinterläßt den
Eindruck von zerbrechlicher, resignierter Sanftheit. Die
Dalida des Films hat nichts mehr mit der beliebten Sängerin
zu tun. Dalida hat ihr Image bewußt zerstört... Der Film
erlaubte ihr, zu ihren Wurzeln, nach Ägypten, zurückzukehren.