Jean fährt mit dem Auto durch Frankreich, der Tour de
France
folgend. Als einziges Gepäck führt er seine Marionetten mit -
am Rande des Sportereignisses gibt er Vorstellungen für
Kinder - und seine Wolfsverkleidung... Die Frauen, denen er
begegnet, quält er - eine Hure, zwei Callgirls und eine
einsame Frau in einer Bar. Er schindet ihre Körper,
klammert sich an sie und verlässt sie darauf, leblos, in
einem schummerigen Hotelzimmer, im Wald oder am Ufer eines
Flusses. Jean ist ungeschickt, er kommuniziert nur mit Mühe.
Er ist wie ein "Granitblock", er lebt nur am Rande dieser
Welt, verfolgt von diffusen Bildern aus der Kindheit. Eines
Tages begegnet er im strömenden Regen Claire, die gerade
einen Unfall gehabt hat...
"Dunkle Triebe" ist das Spielfilmdebüt des französischen
Regisseurs Philippe Grandrieux.
Mit Handkamera, gewollter Unterbelichtung, unterschiedlich
empfindlichem und damit körnigem Filmmaterial sowie falschen
Anschlüssen, die der Protagonistin und dem
Protagonisten eine spezifische Geographie zuteilt,
inszenierte er hier ein - besonders in den ersten 20 Minuten
- verstörendes Werk, das jegliche Psychologisierung
vermeidet. Kein Wunder, dass der Film hitzige Debatten
auslöste: Für die einen war er unmoralisch und pornografisch,
andere bezeichneten ihn als gelungenes Filmexperiment.
"Dunkle Triebe" lief 1998 im Wettbewerb von Locarno, war der
Jury aber wohl zu radikal und bekam nur eine lobende
Erwähnung.