Richard "Rocky" Ockers (Jan Henrik Stahlberg) ist stolz auf seinen angeblichen Ruf als "Stecher von Wuppertal". Für den selbstverliebten Macho wird jeder Alltagsgegenstand zum Phallus-Symbol.
Definitiv kein Date-Movie, aber trotz aller Unkorrektheit ein großer Spaß: Jan Henrik Stahlbergs "Fikkefuchs" (2017) erzählt von zwei triebgesteuerten Machos, die in Berlin auf die Schnauze fallen. Premiere war auf dem Filmfest München.

Fikkefuchs

KINOSTART: 16.11.2017 • Drama • D (2017) • 104 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Fikkefuchs
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D
Filmstudio
Poison, Story House Productions
Budget
147.000 USD
Laufzeit
104 Minuten
Music

Filmkritik

Im Sündenbabylon Berlin
von Rupert Sommer

Die Preiswert-Produktion "Fikkefuchs" von Jan Henrik Stahlberg ist eine verstörende, aber auch berührende Loser-Komödie. Und – trotz allen Widerwillens – ein großer Spaß.

Seinen Trieben kommt man nicht aus. Und auch den familiären Genen nicht. Dennoch ist das natürlich keine Entschuldigung für das vollkommen unkorrekte, übergriffige, frauenverachtende und – Pardon – Schwanz-gesteuerte Treiben, mit dem der selbsternannte Frauenheld Thorben (Franz Rogowski, "Lovesteaks") und sein vermeintlicher Erzeuger Richard "Rocky" Oeckers (Jan Henrik Stahlberg) das Nachtleben von Berlin unsicher machen wollen. Hauptdarsteller Stahlberg, der schon mit schwarzhumorigen, politisch tabulosen selbstgeschriebenen Kunstfilmen wie "Muxmäuschenstill" oder "Bye Bye Berlusconi!" für Aufsehen sorgte, zieht in der No-Budget-Komödie "Fikkefuchs" alle Register des schlechten Geschmacks – und berührt sein Publikum trotzdem.

Es ist ein rüder, streckenweise ekelerregend machohafter Ton, der diesen Film prägt, der ganz von seinen beiden unerschrockenen, auch unerschrocken unsympathisch gezeichneten Hauptcharakteren lebt. Da wäre zunächst einmal der Aufreißertyp Thorben, der nicht nur an einer schweren Form von Internet-Sexsucht leidet, sondern auch unter fast manischer Selbstüberschätzung. Er hält sich für einen unwiderstehlichen Playboy, für den die Frauen mehr oder weniger willige Opfer seiner Triebbefriedigung sind beziehungsweise sein sollen. Denn natürlich lässt sich keine ehrbare Dame auf seine plumpen Anmachsprüche, die viel zu schnell in üble Beschimpfungen übergehen, und gewaltgeprägten Umklammerungsversuche ein.

Thorben, der so sehr nach Sex giert, bekommt keine ab, was ihn zunehmend frustriert und sein ohnehin sehr grobmaschig gestricktes Weltbild erschüttert. Wegen einer versuchten Vergewaltigung war er bereits hinter Schloss und Riegel einer psychatrischen Anstalt in der Provinz gelandet. Aus der flieht er – nach Berlin. Ins "Babylon Berlin", dem Ziel seiner ausufernden sündigen Fantasien.

"Stecher von Wuppertal"

In der Hauptstadt der Laster angekommen, klingelt er gleich mal bei einem Mann, den er für seinen Vater hält: Der selbsternannte "Rocky", ein alternder Zausel, der gerade erst eine Prostatakrebs-Operation überstanden hat, könnte tatsächlich gut zu Thorben passen. Immerhin lebt auch der Beinahe-Lustgreis in einer Testosteron-lastigen Fantasiewelt, die sich mit der tristen Realität seines Alltags kaum in Deckung bringen lässt. Der ehemalige "Stecher von Wuppertal" hält sich immer noch für unwiderstehlich. Und auch er folgt in fast allen Lebensregungen seinem vergötterten Genitals. Nur: Auch Rocky ist ein Einzelkämpfer. Keine Frau interessiert sich für ihn.

Wollte der Senior den wissbegierigen "Fikkefuchs", der vom Meister lernen möchte, wie man methodisch beim Flachlegen der Damenwelt vorgeht, erst hinauswerfen, schließt sich das gar nicht so ungleiche Paar doch noch zusammen. Thorben und Rocky erobern die Großstadt – und erleiden eine Pleite nach der anderen. Dabei stolpert der Junior sogar in die Arme einer dubiosen Sextherapeutin (Susanne Bredehöft), die schamlos dafür wirbt, Männer wieder zu Männern zu machen und sie für ihre amourösen Jagdzüge zu wappnen. Gegen Geld natürlich. Und nicht wirklich mit besten Erfolgsaussichten.

Berührend, warmherzig, ekelhaft

Herauskommt eine provokante Loser-Komödie, die über weite Strecken schwer verstört, aber auch augenzwinkernde Momente von schwarzem Humor hat, der das Potenzgehabe der Protagonisten erodiert. Weil alles, was in der durch eine Crowdfunding-Kampagne selbstfinanzierte Preiswert-Komödie als Handlung durchgehen kann, dermaßen drastisch überzeichnet ist, stellt sich rasch so etwas wie schmunzelnde Erlösung – aber auch Mitleid mit den hilflosen Hauptcharakteren – ein.

Vor allem dann, als sich das vermeintliche Vater-Sohn-Gespann dann doch noch mit viel wichtigeren, existenziellen Fragen konfrontiert sieht. Definitiv ist das kein Date Movie, aber trotz allen Widerwillens, der sich immer wieder einschleicht, letztlich doch eine berührende, ja sogar warmherzige Ekel-Komödie. Und ein großer Spaß.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Schauspieler Franz Rogowski zu Gast bei Pegah Ferydoni im "Berlinale-Studio" am Tag der Eröffnung  der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin 2018.
Franz Rogowski
Lesermeinung
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