Ingwer (Charly Hübner) kehrt nach Hause zurück und findet dort weit mehr als nur ein "Kuddelmuddel". Seine demenzkranke Mutter (Hildegard Schmahl) braucht dringend Hilfe.

Mittagsstunde

KINOSTART: 22.09.2022 • Germany (2022) • 120 MINUTEN
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Originaltitel
Mittagsstunde
Produktionsdatum
2022
Produktionsland
Germany
Laufzeit
120 Minuten
Keine Störche mehr im Dorf
Von Jonas Decker

"Mudder, das' aber auch 'en Kuddelmuddel mit uns", sagt Ingwer, neben seiner Mutter auf einer Bank sitzend, mit leerem Blick. Keine Reaktion von der Frau neben ihm. "Kuddelmuddel"? Stark untertrieben, aber das macht wohl auch den speziellen Charme dieses Films aus. Ingwer (Charly Hübner) ist in der nordfriesischen Pampa aufgewachsen, lebte dann lange in der Stadt, und als er nach Hause zurückkehrt, erkennt er seine Heimat kaum wieder. Und seine "Mudder" (Hildegard Schmahl), inzwischen schon ein halber Pflegefall, auch nicht. Vieles tut weh in "Mittagsstunde", einem neuen Drama von Regisseur Lars Jessen nach Drehbuch von Catharina Junk und Romanvorlage von Dörte Hansen. Aber auch im größten Mist findet man hier noch den Witz des Lebens.

Ingwer Feddersen arbeitet als Dozent an der Uni in Kiel, ist irgendwie angekommen, aber so richtig hat er seinen Platz im Leben trotzdem nicht gefunden. Als ihn beunruhigende Nachrichten von zu Hause erreichen - seinen "Olen" geht's nicht gut -, entschließt er sich zu einem Sabbatical. Ein Jahr lang zurück ins fiktive Dorf Brinkebüll, ein wenig nach dem Rechten sehen, die Dinge ordnen. Man empfängt ihn allerdings nicht mit offenen Armen, schon gar nicht seine Eltern, die noch immer ihren alten Gasthof führen. "Moin Vadder", grüßt Ingwer beim Eintritt. "Kopfweh-Wetter", entgegnet der Alte (Peter Franke) trocken und kippt sich einen Schnaps in den Rachen.

Der Vater ein sturer, alter Bock, die Mutter, zerschunden vom Leben, nah am Wahnsinn: Hier kann Ingwer eigentlich gar nichts mehr ordnen, nur noch aufräumen. Jenseits des Gasthofs sieht es kaum besser aus. Seit den unschuldigen 60ern, in die Regisseur Lars Jessen immer wieder zurückschwenkt, hat sich viel verändert. Keine Störche mehr im Dorf, die alte Kastanie ist auch weg, draußen nur noch riesige Maisfelder. Das ist nicht mehr das Brinkebüll, in dem Ingwer groß wurde. "Was machst du eigentlich, wenn dein Bummeljahr vorbei ist und wir dann immer noch nicht tot sind?", fragt der Vater irgendwann, während Ingwer ihn wäscht. "Dann muss ich euch wohl totschießen." Eine kurze Pause, dann lacht der Alte. Das muss bei all dem "Kuddelmuddel" ja noch erlaubt sein.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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