Die Welt nach der Apokalypse in einer offenbar nicht weit entfernten Zukunft. Und irgendwo in einem düsteren Wald steht eine alte Hütte. Darin sitzt, ungeschminkt und mit zerzaustem Haar: Halle Berry mit zwei kleinen Jungen und einem langen Seil. – Das ist die Ausgangslage von "Never Let Go – Lass niemals los", einem abgründigen neuen Survival-Horror-Thriller von Gruselspezialist Alexandre Aja ("The Hills Have Eyes").
Vier Jahre ist es her, dass die Welt "untergegangen" ist, seitdem lebt Momma (Berry) mit ihren zehnjährigen Zwillingssöhnen Nolan (Percy Draggs IV) und Samuel (Anthony B. Jenkins) zurückgezogen in einem Wald in British Columbia. Was hat es mit dem Seil auf sich? Es ist so etwas wie die Lebensversicherung der kleinen Familie. Momma trichtert es den Jungs immer wieder ein: Wenn sie nach draußen gehen, wo das Böse lauert, müssen sie zu jeder Zeit über das Seil verbunden bleiben. Keine Ausnahmen, niemals.
"Du bist der Schutzraum der Guten und Reinen, gebaut aus altem Holz und Steinen. Wir pflegen dich und ehren unser Seil. In dir wird der Himmel uns zuteil." Diesen Spruch müssen die Kleinen wie ein Gebet immer wieder aufsagen. Aber einer der Knaben hat irgendwann genug davon. Zweifel kommen auf. Was soll schon passieren, wenn er sich kurz einmal ohne Seil aus dem schützenden Haus wagt?
Das Setting von "Never Let Go – Lass niemals los" erinnert an Filme von M. Night Shyamalan und die Geschichte ein wenig an Susanne Biers "Bird Box" mit Sandra Bullock. Etwas von den alten Märchen mag man wohl auch in dieser Geschichte entdecken, die Alexandre Aja nach einem Drehbuch von Kevin Coughly und Ryan Grassby inszenierte – von den finsteren, blutrünstigen Märchen vergangener Tage, die den Kindern heute, wenn überhaupt, nur noch in abgeschwächter Form erzählt werden ...