Ein Star der Opernwelt: Luciano Pavarotti füllte Konzerthäuser und große Arenen.
Oscarpreisträger Ron Howard erzählt in seinem Biopic vom Leben und Werk des Startenors Luciano Pavarotti.

Pavarotti

KINOSTART: 26.12.2019 • Dokumentarfilm • USA (2019) • 116 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Pavarotti
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Laufzeit
116 Minuten
Regie

Filmkritik

Die Jahrhundertstimme, die alle liebten
Von Wilfried Geldner

Luciano Pavarotti hatte nicht nur eine Jahrhundertstimme, sondern auch ein großes Herz. Die kommentarlose Riesenmontage des Oscarpreisträgers Ron Howard verhebt sich aber beim Versuch, dem Startenor gerecht zu werden.

Was macht einen großen Sänger aus? Die Klarheit der Stimme, die hohen Cs der Tenöre sind es nicht allein. Die Seele macht den großen Sänger aus, dessen wahres Gefühl sich auf den Zuhörer überträgt. Luciano Pavarotti (1935 bis 2007) konnte nicht nur neun hohe Cs hintereinander schmettern, wie er es gleich zu Beginn seiner Karriere in Donizettis "Regimentstochter" tat. Er konnte eben auch dem Zuschauer vermitteln, er singe nur für ihn allein, sein ganzes Gefühl, seine Freude und Trauer seien durch und durch echt.

"Pavarotti", der Film des amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Ron Howard (Oscar für "A Beautiful Mind") ist kein einfaches Biopic über das Leben eines Weltstars geworden. Der Film will den Jahrhunderttenor partout in die Reihe der großen Popstars heben, mit denen er auf der Höhe seines Ruhms in den von ihm in seiner Heimatstadt Modena organisierten Benefizkonzerten sang. "Pavarotti and Friends" vereinte in den 90-ern Pop-Größen wie Sting, Elton John, Lou Reed, Liza Minelli, Eric Clapton und viele andere. Der Welttenor tat es, absolut glaubhaft, für den guten Zweck, für Hilfsorganisationen und Menschen in aller Welt. Keine Geringere als Prinzessin Diana, der er innig verbunden war, hatte ihn darin bestärkt. Eine Open-Air-Szene mit ihr im Regen, sie mit durchnässtem Haar, ist eine der schönsten des Films.

Alles hatte mit dem Konzert der "Drei Tenöre" begonnen, vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Rom 1990, in den Thermen des Caracalla. Gemeinsam mit den beiden anderen Großen, mit Placido Domingo und José Carreras, sang Pavarotti vor Tausenden Zuschauern. Für viele ein Sündenfall, weil Pavarotti fortan die Opernarien in großen Stadien verheizte. Dass es aber doch ein großer Moment, allerdings eben auch ein unwiederholbarer war, wird im Film durchaus deutlich. Wie sich die drei in freundschaftlicher Höflichkeit den Beginn des Italo-Hits "O sole mio" zuschieben, wie dann doch Pavarotti losschmettert und die anderen einsteigen, das ist dann diese wahre Volksmusik, von der Pavarotti, der "Tenor des Volkes", und seine Bewunderer träumten.

Musik und Spaghetti

Ron Howards Dokumentation ist aus Bühnenszenen, Konzertaufnahmen, zahllosen Interviews und Befragungen von Familienmitgliedern, Partnerinnen, Freunden und Bewunderern zusammengewürfelt, eine Kompilation vieler Aspekte. Kein "Drama in drei Akten", wie es Regisseur Ron Howard ausdrücklich vorschwebte: mit dem Aufstieg des Sängers, den großen populären Konzerten und dem großartigen Willen zur Wohltätigkeit. Viel Material kam von Pavarottis um Jahrzehnte jüngerer Witwe Nicoletta Mantovani, die er nach der Geburt von Zwillingen und der Scheidung von seiner nahezu lebenslangen Ehefrau 2003 geheiratet hatte. Es sind vor allem rührende Familienbilder, die Pavarottis ganze Freude über die nach dem Tod des Zwillingssohnes verbliebene kleine Tochter belegen. Aber auch die dunklen Stellen, die bedrohliche Krankheit seiner jungen Frau und gar die der Tochter, wirken schmerzhaft nach.

So sind es nicht die Privataufnahmen und die neu aufgenommenen Interviews, die einer spannend erzählten Künstlerbiografie im Wege stehen, sondern die vielen Fernsehauftritte, die Talkshows und gar Kochszenen des Gourmets, deren griesige MAZ-Bilder allerdings beim späteren DVD- oder TV-Konsum weniger stören werden.

"Das Leben ist kurz", hielt Pavarotti einmal einem Manager entgegen, der ihn wegen eines Vertragsbruchs zur Rede stellen wollte, und ließ ihn stehen. Der Mann hat gerne gelebt. Die vielen Frauen, das viele Essen mit den Freunden nach den Vorstellungen in aller Welt, gingen ja nicht spurlos an ihm vorbei. Aber er verstand es offensichtlich, seine Lebensfreude weiterzutragen, auch auf der Bühne, die sein Vater, ein stimmbegabter Bäcker aus Verona, noch respektvoll mied. Der, so behauptet Pavarotti felsenfest, habe eine bessere Stimme als er selbst gehabt. Vielleicht eine Schutzbehauptung vor dem eigenen übermächtigen Ruhm.

Die Liebe zur Heimat schleppte er sowieso überallhin mit auf der Welt, auch in Form von Gewürzzutaten und Kochutensilien für die geliebten Spaghetti. Tausende begleiteten Pavarottis Sarg 2007 auf der Trauerfeier in Modena. Der Sänger war beliebt. Noch nicht ganz so beliebt wie sein großes Vorbild Caruso, dem er gleich zu Beginn des Films ein Ständchen im Urwaldtheater von Manaus singt – aber vielleicht kann er das ja künftig noch schaffen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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