Aufputschmittel? Nein, "das ist Adrenalin". Und Julia (Julie Ledru) liebt diesen Kick. Waghalsige Motorrad-Stunts ohne Helm oder sonstige Schutzausrüstung, das gibt Julia ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Eine junge Frau, die es gerne allen zeigt, vor allem dann, wenn man sie unterschätzt. Eine Draufgängerin, wie man sie auf der Kinoleinwand nur selten sieht. Aber wer so lebt wie die Protagonistin im Film "Rodeo", der kann auch böse auf die Nase fallen.
Wenn Julia auf ihr Motorrad steigt und über die Straßen von Bordeaux heizt, gehören der Nervenkitzel und die Gefahr immer irgendwie dazu. Der ganz große Crash droht in dieser Geschichte aber erst, als sie auf eine sehr spezielle Biker-Clique trifft, die "Wings". Fast nur Männer, allesamt richtig harte Typen, Julia will unbedingt dazugehören. Nach ein paar kleineren "Aufträgen" soll sie für den inhaftierten Anführer der Gang schließlich einen großen Coup ausführen. Wenn man sie aber dabei erwischt, dann war es das erst einmal mit dem Motorradfahren und der Freiheit.
Tollkühne junge Adrenalin-Freaks, die weder Tod noch Teufel fürchten – das ist im Kino nicht neu. Anders als vor einigen Jahren etwa "Point Break" (2015) ist "Rodeo" von Lola Quiveron (Regie und Drehbuch, mit Antonia Buresi) aber nicht nur eine Aneinanderreihung von schönen Bildern mit Extremsport-Models, sondern eher eine sehr ruppige und intensive Milieustudie, angesiedelt am äußersten Rand der französischen Gesellschaft und inszeniert mit ordentlich Fahrtwind. Grau-in-Grau-Optik, viel Tristesse, dazwischen nur kleine Lichtblicke: Am Ende geht es den Figuren in diesem Drama vielleicht gar nicht so sehr ums Adrenalin und um die Action, sondern einfach nur darum, sich lebendig zu fühlen. Eine echte Gratwanderung.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH