Wenn nichts mehr geht, braucht es Muskelpaket Dwayne Johnson, um die Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen. Erst kürzlich kloppte sich der frühere Wrestling-Hüne in "Rampage – Big Meets Bigger" mit mutierten, für Chaos sorgenden Riesentieren und hatte dabei, wie üblich, so manchen flotten Spruch auf Lager. Einiges zu lachen gibt es auch in seinem neuen Actionkracher "Skyscraper", der gar nicht erst versucht, seine dünne Handlung irgendwie zu übertünchen. Das, was man mit Wohlwollen als Plot bezeichnen könnte, dient einzig und allein dem Ziel, den Hauptdarsteller in möglichst verrückte Gefahrenlagen zu manövrieren.
Zehn Jahre nach einem verheerenden Geiseldrama, bei dem er ein Bein verlor, verschlägt es den ehemaligen FBI-Beamten Will Sawyer (Dwayne Johnson) mit seiner Gattin Sarah (Neve Campbell) und seinen Kindern Georgia (McKenna Roberts) und Henry (Noah Cottrell) nach Hongkong in den höchsten Wolkenkratzer der Welt, der "The Pearl" genannt wird. Im Auftrag des Erbauers (Chin Han) soll Will die Sicherheit des Luxuskonstruktes überprüfen, damit in Kürze die obersten Etagen freigegeben werden können.
Ausgerechnet jetzt verschafft sich eine Terroristengruppe Zugang zum Gebäude und legt in Stockwerk 96 einen Brand, der Wills Familie den Weg nach unten abschneidet. Während der Amerikaner verdächtigt wird, das Feuer selbst entfacht zu haben, sucht er nach einem Weg, um seine Liebsten aus dem Inferno zu befreien.
Dwayne Johnson verzeiht man fast alles
Johnson ist einer der wenigen aktuellen Hollywood-Stars, denen man partout nicht böse sein kann, wenn sie ein hirnrissiges, vollkommen absurdes Drehbuch auf die Leinwand transportieren. Auch in "Skyscraper" punktet der breitschultrige Actionrecke mit einer grundsympathischen Ausstrahlung, die über diverse Unglaubwürdigkeiten hinweghilft. Warum die Verbrecher in das Hochhaus eindringen, spielt letztlich keine große Rolle. Wichtig ist lediglich, dass Sawyer im Angesicht der Katastrophe über sich hinauswächst.
Hat es anfangs noch den Anschein, als wolle Regisseur und Skriptautor Rawson Marshall Thurber ("Central Intelligence") seinen Helden durch eine Beinprothese etwas erden, wird das Publikum schon bald Zeuge seiner schier übermenschlichen Fähigkeiten. Trotz des Handicaps klettert er in Windeseile einen Kran hinauf und verschafft sich viele hundert Meter über dem Erdboden durch einen verrückten Sprung Zutritt zum brennenden Wolkenkratzer. Dass man Sawyers waghalsige Aktionen zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen kann, wissen die Macher nur zu gut und begegnen dem aberwitzigen Treiben daher immer wieder mit herrlich beknackten, selbstironischen Einwürfen. "Das ist doch bescheuert", entfährt es dem Sicherheitsexperten an einer Stelle, womit der gesamte Film recht treffend umschrieben wäre.
Solide umgesetztes Krawallkino
Statt Langeweile und Ernüchterung produziert das abgehobene Rettungsspektakel allerdings einiges an Unterhaltungswert. Schon deshalb, weil man sich ständig fragt, mit welchen überkandidelten Ideen Thurber noch so um die Ecke kommt. Das Tempo hält der Regisseur weitestgehend hoch. Und noch dazu darf man sich über diverse schwindelerregende Bilder freuen, bei deren Anblick Höhenphobiker ins Schwitzen geraten könnten.
Kurzum: "Skyscraper" ist handwerklich solide umgesetztes Krawallkino ohne erzählerischen Anspruch, das sich freilich nur dann genießen lässt, wenn man keinen Wert auf Logik legt. Wer hingegen ein realistisches Desaster-Szenario wie in Joseph Kosinskis Feuerwehrdrama "No Way Out – Gegen die Flammen" bevorzugt, sollte um Johnsons neuesten Streich besser einen großen Bogen machen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst