


„Tatort“ – eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte
Über Generationen hinweg ist der Sonntagabend zur Haupt-Sendezeit für den „Tatort“ im Ersten reserviert. Die Krimireihe ist nicht umsonst die älteste - und eine der erfolgreichsten - im deutschsprachigen Raum. Sonntag für Sonntag ertönt ein und dieselbe Titelmelodie mit ein und demselben Vorspann – seit der ersten Folge im Jahr 1970. Inzwischen zählt man über 1.200 Folgen. Waren den Mördern zunächst Einzelermittler auf der Spur, kamen ab den 90er Jahren verstärkt Ermittlerduos zum Einsatz. In vielen Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ermittelten bis heute über 150 Kommissarinnen und Kommissare. Einige erreichten Kult-Status, andere kamen und gingen.
Was wurde aus den „Tatort“-Stars von früher?
In den vergangenen 55 Jahren füllten zahlreiche Stars die Rolle der Kripo-Beamten aus. Auf Grund der großen Anzahl würde eine komplette Aufzählung den Rahmen des Artikels sprengen. Daher möchten wir – stellvertretend für alle Darsteller/-innen – unsere Erinnerungen auf eine kleine Auswahl beschränken.
Zurück zu den Anfängen
Blicken wir zunächst zurück bis zu den Anfängen der Krimireihe. Diese Schauspielerinnen und Schauspieler waren die Vorreiter, die den „Tatort“ in seinen Kinderschuhen prägten:
Hansjörg Felmy war von 1974 bis 1980 in 20 Fällen als Kommissar Heinz Haferkamp aus Essen zu sehen. In einer Beliebtheitsumfrage anlässlich der 700. „Tatort“-Folge, erhoben von Emnid, erreichte Kommissar Haferkamp den dritten Platz der beliebtesten „Tatort“-Kommissare. Felmy wurde am 31.01.1931 in Berlin geboren. Er spielte neben beliebten Schauspielern wie unter anderem Gert Fröbe († 1988), Liselotte Pulver (95) und Hans Albers († 1960). Internationale Bekanntheit brachte ihm seine Rolle in Hitchcock´s Spionagethriller „Der zerrissene Vorhang“. Felmy war zudem Synchronsprecher. Er lieh den US-Stars Jack Nicholson (88), Steve McQueen († 1980) und Roy Scheider († 2008) seine Stimme. Im Alter von Mitte sechzig litt der Schauspieler unter Osteoporose. Er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Felmy verstarb am 24. August 2007 mit 76 Jahren in Eching/Niederbayern.
Nicole Heesters spielte von 1978 bis 1980 in drei Fällen die Mainzer Oberkommissarin Marianne Buchmüller. Sie war die erste „Tatort“-Kommissarin und markierte somit eine kleine Fernseh-Sensation. Zu Ihrem Ausstieg äußerte sie sich folgendermaßen: „Ich wollte in der Bäckerei nicht immer als Frau Buchmüller angesprochen werden“. Nicole Heesters kam am 14.02.1937 in Potsdam als Tochter des großen Johannes Heesters († 2011) zur Welt. Neben dem Schauspiel war sie als Sprecherin von Hörbüchern tätig. Noch heute steht die 88-Jährige auf der Bühne. Aktuell in „Frau Yamamoto ist noch da!“. Sie lebt in einer Hamburger Altbauwohnung und hält sich gerne in der Natur auf. Nicole Heesters erbte nicht nur das Talent ihres Vaters, sondern auch seine gesunden Gene. „Jopi“ verstarb im stolzen Alter von 108 Jahren. Auch ihre Schwester ist mit 94 Jahren noch als Pianistin in Wien aktiv.
Karin Anselm
Karin Anselm ermittelte als Hanne Wiegand von 1981 bis 1988 in acht Fällen in Karlsruhe, Freiburg, Baden-Baden und Mainz. Sie war die Nachfolgerin ihrer Schauspielkollegin Nicole Heesters und somit die zweite Frau, die als hauptermittelnde Fahnderin im „Tatort“ auftrat. Auch ihr Ausstieg erfolgte auf eigenen Wunsch, da sie – ähnlich wie Heesters – befürchtete, zu sehr auf die Rolle der Kommissarin festgelegt zu werden. Zudem wollte sie wieder vermehrt auf der Theaterbühne spielen. Karin Anselm, geboren am 22. Januar 1940 in Hamburg, war in den 70er Jahren in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Unter anderem spielte sie 1973 die Ärztin Dr. Freude in der 13-teiligen ZDF-Serie „Der Bastian“ mit Horst Janson († 2025) in der Hauptrolle. Heute ist die 85-Jährige nicht mehr in ihrem Beruf aktiv, kehrte jedoch für den 1000. „Tatort“ noch einmal zurück vor die Kamera.
Volker Brandt
Zwischen 1981 und 1985 war Volker Brandt in sechs Fällen als Berliner „Tatort“-Kommissar Friedrich Walther zu sehen. Der Charakter wurde ab 1985 durch die Figur des Kriminalhauptkommissars Hans Georg Bülow, dargestellt von Heinz Drache († 2002), ersetzt. In dem Fall „Freiwild“ (1984) ermittelte Kommissar Walther mit seinem Assistenten Hassert (Ulrich Faulhaber, 84) bei zwei Schauspiel-Schwergewichten: Witta Pohl († 2011) und Armin Müller-Stahl (94). Bekannt wurde der am 02.08.1935 in Leipzig geborene Schauspieler insbesondere durch seine Rolle in der „Schwarzwaldklinik“ sowie Auftritten in der ZDF-Reihe „Das Traumschiff“. Der heute 90-Jährige liebt das Boulevard-Theater. Auf seinen Theater-Tourneen plaudert Brandt gerne aus dem Nähkästchen, unter anderem über den US-Schauspieler Michael Douglas (80), dessen deutsche Synchronstimme er sprach.
Hannelore Elsner ist in ganz Deutschland als „Die Kommissarin“ bekannt. In 66 Folgen überzeugte sie in der Rolle der selbstbewussten, attraktiven Lea Sommer, Deutschlands erster Fernsehkommissarin in Serie. In Frankfurt am Main ging sie mit ihrem Assistenten Nick Siegel (dargestellt von Til Schweiger (61), der 2013 selbst als Hamburger „Tatort“-Kommissar auftrat) auf Verbrecherjagd. Beim „Tatort“ ermittelte sie 1997 in der Figur der Lea Sommer in zwei Fällen, die ursprünglich Teil der Reihe „Die Kommissarin“ waren. Für die zwei Folgen wechselte Lea Sommer ihren Standort von Frankfurt am Main nach Hamburg. Hannelore Elsner kam am 26. Juli 1942 in Burghausen/Bayern zur Welt. Sie brillierte in zahlreichen Filmen. Besonders gelungen war ihre Verkörperung der Schriftstellerin Hanna Flanders im Film „Die Unberührbare“. Hannelore Elsner war ein Ausnahmetalent, eine „Grande Dame“ der Schauspielkunst. Mit ihr verlor Deutschland am 21.04.2019 eine seiner respektabelsten Schauspiel-Größen. Elsner verlor im Alter von 76 Jahren in München den schweren und langen Kampf gegen ihre Krebserkrankung.
Die „Tatort“-Eintagsfliegen
Eintagsfliegen gab es auch beim „Tatort“. Die nachfolgend genannten Schauspieler lösten alle bloß einen einzigen Fall:
Diether Krebs († 2000) war der Kommissar ohne Vornamen. Er wurde schlicht „Nagel“ genannt und ermittelte im Jahr 1979 mit seinem Assistenten Henkel für die Kripo Hannover. Klaus Löwitsch († 2002) ermittelte 1985 als Frankfurter Polizeihauptmeister Reinhold Dietze in Polizeiuniform mit einer tief ins Gesicht gezogenen Schirmmütze.
Günther-Maria Halmer (82) begab sich 1986 als Sigi Riedmüller in München auf Verbrecherjagd.
Er bleibt in guter Erinnerung: Im Jahr 1987 ermittelte Christoph Waltz (68) als Fahnder Herbert Passini in Wien. Nach der erfolgreichen Aufklärung seines Falles kehrte der erst 28-jährige Passini in seinen alten Beruf als Herrenausstatter zurück.
Die Reihe der Eintagsfliegen komplettiert Klaus Wildbolz († 2017), der 1996 als rauer Wiener Kommissar Max Becker zu sehen war.
„Tatort“ – Unvergessene Kult-Duos
Im Laufe ihrer Ermittlungen entwickelten sie sich zu den Kult-Duos im „Tatort“. Manche hätten unterschiedlicher nicht sein können, andere harmonierten perfekt, bestachen mit ihrem Charme und Sarkasmus oder sie agierten einfach nur menschlich. Zu ihnen gehörten unter anderem:
Schimanski und Thanner, Duisburg
Das wohl bekannteste Tatort-Duo der 1980er Jahre waren Horst Schimanski und Christian Thanner, gespielt von Götz George († 2016) und Eberhard Feik († 1994). Von 1981 bis 1991 lösten die beiden 29 Fälle im Ruhrgebiet, ehe Schimanski in einer eigenen Krimireihe namens „Schimanski“ weitermachte. Während George noch viele Jahre als Charakterdarsteller erfolgreich blieb und 2016 im Alter von 77 Jahren verstarb, starb Eberhard Feik bereits 1994. Ihre Figuren standen für ein neues, raues „Tatort“-Bild, das bis heute Kultstatus hat. Anlässlich der 700. Folge wurde Kommissar Schimanski im Rahmen einer Umfrage im Jahr 2008 auf den ersten Platz der beliebtesten „Tatort“-Kommissare gewählt.
Stoever und Brockmöller, Hamburg
In Hamburg ermittelten von 1984 bis 2001 die Kommissare Paul Stoever und Peter Brockmöller, gespielt von Manfred Krug († 2016) und Charles Brauer (90). Insgesamt kamen sie auf 41 Folgen, in denen sie oft bei Jazzmusik im Auto über Fälle philosophierten. Krug, der auch als Sänger berühmt war, starb 2016 in Berlin-Charlottenburg mit 79 Jahren. Unvergessen bleibt er als Darsteller in der Vorabend-Serie „Auf Achse“, sein Mitwirken in der „Sesamstraße“ oder die Figur Rechtsanwalt Robert Liebling in „Liebling Kreuzberg“. Charles Brauer wurde 1935 in Berlin geboren und ist bis heute als Schauspieler aktiv, wenn auch weniger präsent als zu „Tatort“-Zeiten. Das Duo gilt bis heute als Inbegriff des hanseatischen Tatorts.
Ehrlicher und Kain, Leipzig
Zu den langlebigsten Duos im „Tatort“ gehörten Bruno Ehrlicher und M. Kain, gespielt von Peter Sodann († 2024) und Bernd Michael Lade (65). Von 1992 bis 2007 lösten sie in Leipzig insgesamt 45 Fälle. Sodann, der nicht nur Schauspieler, sondern auch Theaterintendant und Politiker war, verstarb 2024 im Alter von 87 Jahren. Bernd Michael Lade arbeitet weiterhin als Schauspieler, steht aber nicht mehr so im Rampenlicht wie in seiner „Tatort“-Zeit.
Casstorff und Holicek, Hamburg
Von 2001 bis 2008 standen Robert Atzorn (80) und Tilo Prückner († 2020) in Hamburg als Jan Casstorff und Eduard Holicek im Einsatz. Sie lösten 15 Fälle und brachten dabei eher klassische Polizeiarbeit als große Experimente ins Fernsehen. Atzorn wurde 1988 mit der Fernsehserie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ sowie ab 1992 in der Hauptrolle der Fernsehserie „Unser Lehrer Doktor Specht“ bekannt. Mittlerweile hat er sich weitgehend aus der Schauspielerei zurückgezogen. Tilo Prückner, der für seine schrulligen Nebenfiguren bekannt war, starb 2020.
Sänger und Dellwo, Frankfurt am Main
Ab 2002 ermittelten Andrea Sawatzki (62) und Jörg Schüttauf (63) als Charlotte Sänger und Fritz Dellwo in Frankfurt. Bis 2010 brachten sie es auf 18 Folgen, die für ihre teils sperrige, realistische Art gelobt wurden. Beide Schauspieler sind bis heute aktiv. Sawatzki ist regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen und engagiert sich stark im Tierschutz, beispielsweise mit Rettungsaktionen für Straßenhunde in Rumänien, während Schüttauf als vielseitiger Charakterdarsteller gilt, der immer wieder in großen TV-Produktionen auftaucht.
Saalfeld und Keppler, Leipzig
Von 2008 bis 2015 bildeten Simone Thomalla (60) und Martin Wuttke (63) das Leipziger Ermittler-Duo Eva Saalfeld und Andreas Keppler. In 21 Fällen gaben sie ein oft streitbares, aber eingespieltes Paar ab. Thomalla, 1965 geboren, ist bis heute ein bekanntes Gesicht im deutschen Fernsehen, während Martin Wuttke, Jahrgang 1962, sowohl auf der Bühne als auch im Film aktiv geblieben ist.
Die „Tatort“-Lieblinge
Zwar kann sich die Beliebtheit der Ermittler und Ermittlerinnen im Laufe der Jahre verändern, die nachfolgenden haben sich allerdings als populär erwiesen. Wenn sie ermitteln fiebert ganz Deutschland mit. Zu den Beliebtesten zählen unter anderem:
Münster – Thiel und Boerne
In Münster ermitteln seit 2002 Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl, 65) und Rechtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, 61). Beide Darsteller sind in ihrer Rolle mehr als überzeugend. Beliebt sind die humorvolle Dynamik sowie die oftmals skurrilen Fälle. Beide Darsteller treten außerhalb des „Tatort“ in anderen Projekten auf. Jan Josef Liefers ist neben der Schauspielerei als Musiker, Autor, Produzent und Regisseur aktiv, während Axel Prahl zusätzlich für Dokumentationen und andere Film-/TV-Projekte vor der Kamera steht.
München — Batic und Leitmayr
Das Münchner Duo Ivo Batic und Franz Leitmayr (Miroslav Nemec, 71, und Udo Wachtveitl, 66) prägte den Münchener „Tatort“ über drei Jahrzehnte; die beiden haben angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit der 100. Folge zu beenden, sodass ihr Abschied noch in der aktuellen „Tatort“-Saison geplant ist. Beide Schauspieler wollen sich danach zwar vom festen Münchener Ermittler-Dienst zurückziehen, aber nicht zwangsläufig aus der Schauspielerei aussteigen; Nemec ist darüber hinaus musikalisch aktiv – er arbeitet an einem Programm namens „Miroslav Jugoslav – Der Nemec hinter dem Batic“, bei dem er aus seiner Biografie liest, singt und sein Leben zwischen Jugoslawien, Musik und Schauspiel reflektiert. Für den Münchener „Tatort“ wurde bereits der Nachfolgebesetzungsvorschlag kommuniziert: Carlo Ljubek (49) steigt ab 2026 als neuer Münchner Kommissar Nikola Buvak ein, zunächst gemeinsam mit Ferdinand Hofer (32) als Kalli Hammermann.
Köln — Ballauf und Schenk
Das Kölner Ermittlerduo Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, 65) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, 64) ist seit 1997 ein verlässlicher Anker im „Tatort“-Universum. Klaus J. Behrendt nutzt seine Bekanntheit wann immer möglich auch für soziales Engagement und zieht immer wieder Bilanz über seine Jahrzehnte als Kommissar, während Dietmar Bär zusätzlich zur Schauspielerei seine markante Stimme als Sprecher für Hörbücher und Synchronisationen einsetzt. Sowohl Behrendt als auch Bär erhielten 2015 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Kleine Randnotiz zum Schluss
Das mittlerweile wohl bekannteste Augenpaar im Vorspann der Krimireihe gehörte übrigens dem Schauspieler und Synchronsprecher Horst Lettenmeyer. Am 20. Juli 2024 schloss er diese Augen im Alter von 82 Jahren für immer.
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